13 zeitgleiche Selbstmorde
"Also es geht hier um eine Verschwörung, die die Ermordung des Papstes zum Ziel hat, nun gut. Aber eine Verschwörung, die zweitausend Jahre zurückreicht, bis zu einer Sekte, die Massenselbstmord begangen hat? Das ist schon etwas Besonderes. Und damit meine ich nicht besonders gut, wie ich hinzufügen will."
Zeitgleich begehen 13 Personen in 13 europäischen Städten Selbstmord durch Verbrennung. Alle waren Engländer, alle Archäologen, alle an derselben Ausgrabung beteiligt. Masada am östlichen Rand der Judäischen Wüste. Bei den Ausgrabungen in Masada wurden Hinweise gefunden, die das bisherige biblische Bild von Jesus und Judas auf den Kopf stellen. Während Jesus´ bekannte Geschichte eine Lüge sein soll, soll das Opfer, das Judas durch seinen Bruderverrat brachte, weitaus größer zu werten sein. Denn erst durch Judas´ Tat konnte die Vorhersehung erfüllt werden, durch die es Jesus möglich war, mit seinem Opfertod zum Erlöser der Menschheit zu werden.
Die Botschaften der Selbstmörder indes verheißen 40 Tage und Nächte des Terrors und deuten als Höhepunkt auf einen Anschlag auf den Papst hin. Der kollektive Selbstmord ist der Startschuss für die geheime Ogmios-Gruppe um Dr. Charles Wyndham, die sich aus ehemaligen Militärangehörigen mit speziellen Fähigkeiten rekrutiert und die offiziell nicht existiert.
"Ihre Nase wird gleich anfangen zu laufen. Sie werden ein Druckgefühl in der Brust spüren, und sie werden sich fühlen, als ob ihre Haut zu eng für ihren Körper werden würde. Danach werden sie ihr Sehvermögen verlieren. Haben sie keine Angst, es wird alles sehr schnell gehen."
Tatsächlich sind die 13 Selbstmorde erst der Anfang einer tödlichen Absichtsdemonstration. Ein verheerender Giftgasanschlag in Berlin macht zusätzlich deutlich, dass die Zeit drängt, will man eine beträchtliche Zahl Leben retten. Die Ogmios-Mitglieder schwärmen aus, um in den Leben der Selbstmörder Hinweise auf die Hintermänner dieses tödlichen Akts zu finden. Eine Gruppe namens "Die dreizehn Schreie", deren Anführer sich als Jünger der Judas sehen, hat es sich zum Ziel gesetzt, die Grundfesten der katholischen Kirche einzureißen. Dabei schrecken die ... nicht vor terroristischen Mitteln zurück. Die Spuren führen nach ..., in den Vatikan und nach Koblenz, wo ein Anschlag auf das Oberhaupt der katholischen Kirche verübt werden soll.
"Silber" legt trotz seines Umfangs von Beginn an ein beträchtliches Tempo vor. Figureneinführung und Missionsbeginn gehen fließend ineinander über; Danach besteht Gelegenheit, jeden der drei Außenagenten bei der Arbeit zu beobachten, wobei ihnen alle Vorteile der computerisierten Welt zugutekommen. Figuren und Szenen sind bei aller Dynamik reißbretthaft und leidlich vorhersehbar gestaltet. Mehr als einmal erinnert "Silber" mit seinem actionreichen und formalhaften Aufbau an die Fernsehserie NAVY CIS:LA. Dennoch gefällt "Silber" vor allem durch seine formelle Souveränität und sein Tempo, das leider nicht ganz bis zum Ende durchgehalten wird. Das offene Ende weiß bereits den Weg zur in Arbeit befindlichen Fortsetzung "Gold". Für Freunde temporeicher (Geheimdienst-)Thriller, ist "Silber" eine absolute Empfehlung.
Das Hardcoverbuch ist einwandfrei verarbeitet, Covermotiv und -artwork sind echte Eyecatcher. Wenn Cross Cult mit seinen Romanen diesen Qualitätsstandard hält, haben wie hier einen würdigen Nachfolger für das geschlossene Ueberreuther-Label Otherworld.
(Elmar Huber, April 2012)
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