Die etwas andere Urban Fantasy der Nina Blazon
Eine nicht näher benannte Großstadt im Hier und Jetzt. Während sich die Stadt auf den St. Partricks Day vorbereitet, gerät Zoës Leben aus den Fugen. Nicht genug damit, dass sie ohne Vater aufwachsen muss, jetzt hat sie gleichzeitig auch noch ihre beste Freundin und ihren Liebhaber verloren. Dass die blöde Kuh, diese miese Zicke sich aber auch ihren Freund krallt, das hätte sie von Ellen nie gedacht. Sie ist tief verletzt, fühlt sich verraten und allein gelassen. Um sich zu betäuben, hilft ihr nur eins - sich die Nacht beim Tanzen in der Disco um die Ohren zu hauen.
Noch besser aber geht es ihr, wenn sie ihrer neue Liebe zum Laufen nachgibt. Inzwischen ist sogar ihre Sportlehrerin auf sie aufmerksam geworden und hat sie in das Hochleistungsteam berufen. Wenn sie rennt, schneller als alle anderen, dann fühlt sie sich frei, ungebunden, als ob sie allem Bösen in ihrem Leben weglaufen könnte. Doch woher kommt der plötzliche Leistungsschub, und warum nur kann sie plötzlich so gut hören? Gar nicht zu reden von ihrer Nase, die bei Geruch einer frisch aufgeschnittenen Knoblauchzehe fast explodiert? Und wie erklärt sich nur ihre plötzliche Aggressivität und ihre Liebe für die Nacht?
Als sie eines Nachts aus der Disco nach Hause geht, begegnen ihr die so unterschiedlichen Gil und Irves. Der erste, ein heruntergekommener, versiffter Jugendlicher, der andere ein faszinierender Mann. Als sie ihr aber zeigen, was sich hinter der Veränderung, die mit ihrem Körper vorgeht, verbirgt, muss sie sich mit der Welt der Panthera und ihren Revierkämpfen beschäftigen, ob sie will oder nicht. Und dann passiert an ihrer Schule ein Mord ...
Gelungene Mischung aus Krimi, Entwicklungsroman und phantastischen Wesen
Ich habe den Inhalt bewusst nur kurz zusammengefasst, ja bestenfalls gestreift. Zwischen den Buchdeckeln verbirgt sich, wie bei Blazon-Titeln so üblich, weit mehr als zunächst vermutet. Was ist das für ein Roman, den die sympathische Nina Blazon hier vorlegt? Ein Krimi, sicherlich, in dem es um das "Who did it" geht. Aber auch ein Buch, das sehr gekonnt eine jugendliche Ich-Erzählerin porträtiert. Ihre fragile Gefühlswelt inklusive Love-Story, die Orientierungslosigkeit, der beginnende Kampf gegen die Windmühlenflügel einer vorbestimmten Zukunft, das Verarbeiten von Verlusten und das Entdecken der eigenen Persönlichkeit.
Also ein Entwicklungsroman? Ja, auch.
Daneben aber eben auch ein Roman, der übernatürliche Elemente homogen mit einschließt. Katzenmenschen, Gestaltwandler in unterschiedlichen Ausprägungen sind ein wichtiger Bestandteil des Textes. Geschickt lässt die Autorin hier viel Wissenswertes über die Katzen einfließen, ihre Rolle und Darstellung in der Geschichte unterschiedlichster Kulturkreise.
Aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt hat der Roman zunächst eine anfängliche Durststrecke zu überwinden, bevor wir uns in die Handlung eingelesen haben. Sobald wir aber einmal die uns sich behutsam erschließende Welt verinnerlicht und akzeptiert haben, begeistert uns die handwerklich wie immer vorbildliche Umsetzung der Autorin. Ihre lebensecht gezeichneten Figuren ziehen uns hinein in eine Welt, die kaum etwas mit gängigen Urban-Fantasy-Epen gemein hat - und das ist gut so!
Statt sich dem Trend anzubiedern, setzt Blazon wie auch schon in ihrem etwas anderen Vampir-Roman "Totenbraut" (Ravensburger Buchverlag) auf eigene Imagination, setzt Ideen und interessante Gestalten gegen schablonenhaft wiedergekäute paranormale Wesen und bannt ihre Leser so an die Seiten.
Nina Blazon, -
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