Agent der Sterne
- Heyne
- Erschienen: Januar 2010
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Witzig: Hollywood in Space
Tom Stein, aufstrebender junger Manager einer Agentur in Hollywood, führt knallharte Geschäftsverhandlungen und betreut mit diplomatischem Geschick exzentrische Schauspieler. Da ruft ihn erstmalig der Big Boss Carl in sein Büro. Er eröffnet ihm die Chance seines Lebens. Er darf Agent einer friedliebenden, aber stockhässlichen, stinkenden, außerirdischen Spezies werden. So nimmt er Joshua, den Botschafter der Yherajk, in einer großen Wasserflasche mit nach Hause. Dabei erwischt ihn der aufdringliche Journalist Jim van Doren. Stein verweigert ein Interview und der daraus erfundene bösartige Beitrag macht es ihm außerordentlich schwer, seiner geheimen Mission ungestört nachzugehen. Neider nicht nur seines geschäftlichen Erfolgs in den eigenen Reihen warten nur auf die Gelegenheit, ihm eins auszuwischen. Bald kommt er in Schwierigkeiten, seine normale Agententätigkeit mit den Aufgaben durch Joshua in Einklang zu bringen. Aber er hat ja seine gewiefte Assistentin Miranda, die ihm den Rücken frei hält. Inzwischen freundet sich Joshua mit dem altersschwachen Retriever Ralf an. Doch gegen seine Langweile, wenn Tom anderes zu erledigen hat, reicht das auch nicht. Michelle, Superstar, seine beste Klientin und einzige Freundin, erwartet von Tom, dass er ihre wichtigen Probleme löst, wie z.B. wer ihren Friseur bezahlt. Außerdem will sie unbedingt eine völlig unpassende Rolle spielen.
Vom Klamauk zum Ernst
Der Heyne Verlag versucht, mit diesem Cover wieder einmal den Preis für das langweiligste und einfallsloseste Titelbild aller Zeiten zu gewinnen, das glücklicherweise absolut gar nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Es assoziiert billigste Technik- oder Military-Sci-Fi und lässt auf gute Sci-Fi erpichte Leser achtlos daran vorüber gehen.
Anfangs lässt uns Scalzi den ausgebufften Jungagenten Tom Stein begleiten, der Verhandlungen führt, dass es uns die Lachtränen in die Augen treibt. Ein Gag jagt den anderen, und wir bewundern Stein für seine Schlagfertigkeit. Köstlich auch die Dialoge mit dem tentakelartigen Joshua über unser menschliches Leben und die schizophrenen Attribute unserer Gesellschaft und der amerikanischen Filmindustrie. Eine witzig spritzige Satire. Schnell kann der Leser auch Sympathie aufbauen zu den anderen Charakteren. Zu Michelle, dem Superstar, die eher ein kleines Mädchen ist, zu Miranda, die alles bravourös regelt, zu Carl, der sich von seinem Elfenbeinturm herab begibt. Selbst der besessene van Doren gewinnt unser Mitgefühl. Es ist ein schnelles Buch, zum Ausruhen und Abschalten bestens geeignet.
Irgendwann gewinnt die amüsante Geschichte Tiefgang, als Michelle einen Unfall hat und in Lebensgefahr schwebt. Jetzt gilt es nicht nur, Journalisten fern zu halten. Möglicherweise sind die Yherajk die einzige Hoffnung auf Rettung für die Schwerkranke. Danach erinnert Scalzi besonders deutsche Leser an die unrühmliche Vergangenheit der Nazi-Zeit. Im Zuge dessen erlebt der Leser eine philosophisch-moralische Diskussion über den Wert des Lebens mit. Scalzi, der mit "Krieg der Klone" praktisch über Nacht berühmt wurde und schnell auch deutsche Fans fand, hat schon in seinem Frühwerk, das er zuerst nur im Internet veröffentlichte, bewiesen, dass er Humor, Satire und Science Fiction geistreich verbinden kann.
John Scalzi, Heyne
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