Die Botschaft des Feuers
- Diana
- Erschienen: Januar 2009
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Ein Genre-Mix, der in keinem Genre überzeugen kann
20 Jahre nach ihrem ersten großen Erfolg "Das Montglane-Spiel" lässt die amerikanische Autorin Katherine Neville nun mit "Die Botschaft des Feuers" eine Fortsetzung folgen.
Alexandra Solarin, genannt Xie, war ein Wunderkind. Schon in jungen Jahren beherrschte sie das Schachspiel und maß sich in Turnieren mit den Besten der Welt. Gefördert wurde sie von ihrem Vater, dem Großmeister Alexander Solarin. Während eines Turniers in Russland im Jahr 1993 geschahen vor dem entscheidenden Spiel gegen den ebenfalls noch jugendlichen Wartan Asow seltsame Dinge, die damit endeten, dass Alexandras Vater ermordet wurde. Dies war gleichzeitig das Ende der Schachkarriere von Alexandra Solarin.
Zehn Jahre später wird Alexandra, die mittlerweile in einem Nobelrestaurant in Washington die Kochkunst erlernt, zur mysterösen Geburtstagsfeier ihrer Mutter nach Colorado eingeladen. Die Gäste treffen nach und nach ein, wer jedoch fehlt, ist das Geburtstagskind. Alles, was Alexandra im Haus ihrer Mutter vorfindet, sind eigenartige Rätsel, die mit einem Schachspiel zu tun haben. Dabei war es doch gerade ihre Mutter, die nach dem Tod des Vaters jegliches Schachspiel in ihrem Haus verboten hatte und nichts mehr mit diesem Spiel zu tun haben wollte. Was diese Einladung ihrer Mutter, zu der sie nie eine nahe Beziehung hatte und die nie ihren Geburtstag feiert, zu bedeuten hatte, ist Alexandra ein Rätsel.
Noch eigenartiger als diese Dinge aber ist die Zusammenstellung der eintreffenden Gäste. Zusammen mit Alexandras Tante Lily erscheint ihr Feind aus Kindertagen Wartan Asow. Auch der Livingston-Clan, insbesondere ihre Tochter Sage ist Alexandra seit Schulzeiten verhasst. Dazu Galen March, der erst vor kurzem die unrentable Nachbarfarm gekauft hat und den keiner kennt. Da ist Alexandra froh, dass sie Unterstützung von ihrer Busenfreundin Nokomis Key hat.
Denn das "Spiel" hat wieder angefangen und Alexandra weiß nicht, wem sie trauen kann...
Absurde Logik übertrifft Dan Brown
Zwischen verschiedenen Erzählebenen wechselt die Autorin in den Zeiten hin und her. Der Ursprung des geheimnisvollen Schachspiels liegt im 8. Jahrhundert. Eine Parallelhandlung mit historischen Persönlichkeiten führt im Jahr 1922 von Albanien über Italien und Marokko nach Griechenland. Und auch die Geschnisse in der Gegenwart führen unsere Protagonistin bald durch die ganze Welt.
Doch diese ist ebenso wie der Leser schnell überfordert von den Rätseln und Mysterien. Ein jeder scheint den Durchblick zu haben außer unserer Heldin, doch keiner sagt, was Sache ist, sondern redet nur um den heißen Brei herum. Logisch, denn sonst hätte sich das Buch kaum über 600 Seiten ziehen lassen. Die Idee, die Handlung als komplexes Schachspiel darzustellen, in dem die agierenden Personen die Schachfiguren darstellen, ist gut. Doch damit endet auch das Positive, was ich über das Buch sagen kann. Wer welche Figur darstellt und warum, das blieb mir bis zum Schluss verschlossen.
Die Charaktere bleiben stereotyp und flach, die Erzählung der Story wirkt im Versuch, Spannung zu erzeugen, unfreiwillig komisch. Die Kapitel enden oftmals mit Cliffhangern, die auf diese Art und Weise eher Lachanfälle als Spannung erzeugen. Meist taucht zum Kapitelende eine Person auf, mit der man in diesem Moment am wenigsten gerechnet hätte. Wo diese Person gerade herkommt, obwohl sie sich vorher irgendwo anders auf der Welt befunden hat und warum sie gerade zu diesem Zeitpunkt dort auftaucht, das wird in den seltensten Fällen geklärt.
Die Rätsel und die absurde Logik, mit der diese gelöst werden, übertrifft die Fähigkeiten von Dan Browns Protgonisten noch bei weitem. Ein Beispiel gefällig?
"Ich kehrte die Nachricht im Kopf um. Anstelle von DC-LX-VI in römischen Ziffern, was die Zahl 6-6-6 ergab, müsste es dann heißen IV-XL-CD, was die Zahl 4-4-4 bedeutete. Drei Ziffern, so fiel mir auf, die multipliziert 64 ergaben, die Zahl der Spielfelder eines Schachbretts! Das Schachbrett liefert den Schlüssel."
Na toll. Das überrascht jetzt wirklich, dass ein Schachbrett eine Rolle spielt.
Die Autorin spinnt verschiedene Handlungsstränge, die mit Zufällen und Absurditäten nur so gespickt sind. Leider verpasst sie es aber, diese zum Ende auch alle aufzulösen. Zumindest bleib mir nicht nur das große Ganze, sondern auch viele Einzelheiten bis zum Schluss unverständlich.
Mit "Die Botschaft des Feuers" hat Katherine Neville einen Roman erschaffen, der ebenso wie "Das Montglane-Spiel" irgendwo zwischen Mystery, History, Krimi und Thriller angesiedelt ist, doch in keinem dieser Genres zu überzeugen weiß. Nur oberflächlich schafft sie es, Spannung zu erzeugen, doch blickt man ein wenig tiefer ins Geschehen, so fehlt es dem Plot an allen Ecken und Enden an logischen Zusammenhängen und stimmiger Handlung.
Katherine Neville, Diana
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