Blutherz
- Bertelsmann
- Erschienen: Januar 2009
- 2
Der Vampiradel von London und die kleine Krankenschwester
Samantha ist siebzehn Jahre jung. Zu alt, um an der schottischen Grenze, in einem Kaff, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, zu versauern. So sagt sie ihrem Elternhaus, dem ihr Vater als örtlicher Pfarrer vorsteht, Lebewohl und zieht nach London. Bei ihrer Tante, die im Krankenhaus als Oberschwester arbeitet, findet sie Hilfe bei der Jobsuche. Als Lernschwester wird sie in der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Abteilung für Organtransplantation angestellt.
Eines Abends lernt sie einen faszinierenden Mann kennen. Reich scheint dieser zu sein, charismatisch auf jeden Fall und auch sein Äußeres kann sich sehen lassen. Kurz darauf wird sie zu einem Empfang auf den Anwesen seiner Familie eingeladen, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Nicht, dass die Familie der Kóranyis nicht alteingesessener Geldadel mit Beziehungen bis in die höchsten Kreis hätte oder dass der Familienvorstand sie nicht willkommen heißen würde, doch Taddeusz, so der Name ihres Charmeurs, schwängert sie gleich in der ersten Nacht, in der sie miteinander ins Bett gehen.
Sein Bruder, der kränkliche Richard warnt sie vor seiner eigenen Familie. Ist er nur eifersüchtig, oder ist etwas dran an seiner Geschichte über Vampire und ihre Vasallen? Die Spur führt in Richtung des Hadrianwalls, der Ruheplatz von Fortriu, der dunklen Anführer der Vampire, und dann mitten hinein in die unwirtlichen Gegenden Transsilvaniens ...
Nicht viel Neues aus Transsylvanien, der Trend gibt die Richtung vor
Der Bestsellerautor (April in Paris) setzt sich in seinem zweiten Jugendbuch nach "Die Zeit des Skorpions" auf die Spuren einer Stephenie Meyer. Man nehme die dunkle Anziehungskraft, die von einem alten vampirischen Adelsgeschlecht ausgeht, gebe eine junge, etwas naive, aber toughe Heldin hinzu und das weiße Schaf einer bösen Familie, mixe ein gehörig Maß an Romantik hinzu und fertig ist der Bestseller - so zumindest die Annahme.
Nun, zunächst darf man dem Autor attestieren, dass er trotzdem versucht, eigene Wege zu gehen. Mit der etwas frühreifen Samantha hat er das ideale Vehikel gefunden, um seinen Leserinnen eine überzeugende Identifikationsfigur anzubieten. Sie sucht nach ihrem Platz in der Welt, will sich vom sie einengenden Elternhaus lösen, dabei ihren eigenen Weg gehen und sich eine Zukunft aufbauen. Dabei ist sie zwar impulsiv, dennoch zeichnet sie ein gewisses Maß an Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl aus.
Während sich vor den Augen des Lesers die Mysterien der Vampire offenbaren, wird unsere Erzählerin dabei immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Geschickt verbindet der Autor sie mit den Vampiren, sucht und findet eine Rolle als Erneuerin der untoten Bluttrinker für sie.
Das liest sich durchaus rund und flüssig, das hat Tempo und Charme, auch wenn die Nosferatu ein wenig arg stereotyp gezeichnet werden. Einzig das weiße Schaf der Familie weckt hier wirkliches Interesse, auch wenn dessen Bemühungen um Abstinenz vom Lebenssaft eher zu belächeln sind, als dass sie wirklich überzeugend oder durchdacht wirken. Was hätte der Vampir davon, sich selbst zu kasteien und seine Kräfte zu verlieren, so dass er nur noch untot in seinem Sarg vor sich hin dämmert? Sicherlich, das Aufbegehren gegen die Autorität des übermächtigen Vaters und des Musterbruders macht eine Rebellion erklärbar, doch deren Ausgestaltung wirklich nicht ganz folgerichtig.
Dennoch bietet vorliegender Auftaktband einer Vampirreihe einige Ansatzpunkte, die vom gängigen Schema abweichen, die die Handlung frisch und interessant gestalten und das Interesse auf die Fortsetzung wecken.
Michael Wallner, Bertelsmann
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