Drachenkaiser
- Piper
- Erschienen: Januar 2009
- 3
Rasantes Spektakel ums Überleben
Großmeisterin Silena gilt als tot. Doch mit einem Drachenknochen im Halswirbel, der ihr das Überleben schenkte, kämpft sie als Gräfin Anastasia Zadornova mit ihren Skygards gegen die unheilbringende Brut. Ihr Mann Grigorij wird von seiner Mutter, der Zarin, heimlich zu einem Gespräch nach Sankt Petersburg bestellt. Auf der Rückreise schießt vermutlich der russische Geheimdienst seinen Zeppelin ab. Grigorij verschwindet spurlos. Silena beginnt die Suche nach ihm mit ihrer inzwischen besten Freundin Leida Hancock, der Anführerin der bekanntesten Drachenjägereinheit. Unterdessen intrigieren chinesische Drachen in Europa, um den Kontinent zu übernehmen. Parallel dazu macht sich das Medium Lady Ealwhina Snickelway auf den Weg von Yorck an den Triglav bei Kiew, um für einen ominösen Auftraggeber den Weltenstein zu finden. Der ist zerstört, doch bekommt sie ein anderes mächtiges Artefakt in die Hände. Das klerikale Officum erkennt in Zadornova die Großmeisterin Silena und will sie wiederhaben. Auf der Suche nach ihrem Mann begegnet Silena dem geheimnisvollen Ichneumon, einem Ägypter, der in "Die Mächte des Feuers" einen kurzen Gastauftritt hatte, der im ersten Band der Drachenstory nicht logisch einzuordnen war. Leida hatte sich inzwischen mit dem Gargoyle Cyrano angefreundet, auch der verschwindet spurlos. Von den Altvorderen hatten nur zwei die Schlacht am Triglav überlebt, sie bemerken schnell die gelbe Gefahr oder ist es die Chance für das marode Europa?
Feuerwerk der Ereignisse
Schon diese wirklich kurze Inhaltsbeschreibung signalisiert, dass Heitz in einen großen Rahmen viele verschiedene Handlungsstränge gepackt hat. Alte Bekannte geben sich die Ehre und konfrontieren sich mit neuen Mit- und Gegenspielern. Dieser zweite Band funktioniert nicht, ohne den ersten gelesen zu haben. Zu viele Status quo und Entscheidungen der Protagonisten würden im Dunklen bleiben.
Teilweise geht es so schnell, dass der Leser kaum zum Nachdenken kommt. Nachdem sich die verschiedenen Geschichten entwickelt haben, fragt sich der Leser, ob das wohl am Ende so zusammen kommt, dass ein schlüssiger Schluss entsteht. Denn was hat dieses Medium und ihr Artefakt mit all dem zu tun? Und die ganzen Geister Yorcks?
Nach und nach gelingt es Silena, die verschiedenen Intrigen und Verwicklungen um die Weltherrschaft zu durchblicken. Verschiedene Gruppierungen und Einzelkämpfer wollen Macht und noch mehr Macht. Und hier gebührt Heitz wieder einmal ein großes Lob! Es ist unglaublich, wie er es schafft, die verschiedenen Konstellationen in der Welt der 20er Jahre zu beschreiben und damals tatsächlich stattgefundene Ereignisse auf die Ebene der Magie und Phantasie zu heben. Meisterhaft. Er muss keinen belehrenden Zeigefinger heben, damit wir Leser begreifen, dass wir es sind, die verantwortlich sind für politische Entwicklungen und leider keine bösen Drachen haben, denen wir eine Schuld zuschieben könnten.
Ein neues Meisterwerk
In Rezensionen zum ersten Band gab es kritische Stimmen, die bemerkten, dass bestimmte Dinge nicht so historisch korrekt gewesen seien. Und genau hier liegt der Vorzug der Fantasy und der des Autors. Sich das Reale zum Hintergrund nehmen und etwas ganz Eigenes zu entwickeln. Und Heitz hat für dieses Buch sehr gut recherchiert. Ich liebe es, dass er sich nicht an detailreichen Schilderungen festbeißt, sondern sein Motto "Action, Action, Action" heißt.
Warum bekommt Heitz "nur" 94°? Diese Schwangerschaftsübelkeit Silenas ist etwas zu dick aufgetragen. Am Anfang des Romans stellt Grigorij bei seiner Frau eine leichte Wesensveränderung zu mehr Gewalt und Sturheit fest und vermutet, dass es mit dem Drachenknochen zusammenhängt. Doch taucht dieses Verhalten im weiteren Verlauf nicht mehr auf, bleibt also in den Raum gestellt und versandet. Etwas schade. Die Enthüllungen um den Tod der Lady Ealwhina Snickelway scheinen ein wenig an den Haaren herbeigezogen.
Wir wünschen uns, dass Heitz schnell die Zeit findet, einen dritten Teil zu schreiben. Das Ende schreit geradezu danach!
Markus Heitz, Piper
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