Die Meisterin
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2006
- 169
Die mit den Erwartungen spielt
Im dritten und letzten Teil der Trilogie "Die Gilde der Schwarzen Magier" hat sich das ehemalige Slumkind Sonea nicht nur den Respekt ihrer Mitschüler erkämpft. Sie ist sogar zur Protegée des Hohen Lords Akkarin aufgestiegen. Was nach außen hin wirkt wie ein beneidenswertes Privileg einer Novizin, bedeutet für Sonea jedoch, ein Doppelleben zu führen: Akkarin hat sie zu seiner Geisel gemacht, denn das Mädchen verdächtigt ihn, verbotene Schwarze Magie auszuüben.
"Die Meisterin" schließt an den roten Faden der beiden vorangegangen Bände an, der Hochlord Akkarins mögliche dunkle Absichten immer wieder andeutet und ihn sogar mit einer Mordserie in Verbindung bringt. In "Die Novizin" lässt Trudi Canavan durchblicken, dass Akkarin möglicherweise gewichtige Gründe für sein seltsames Handeln hat. Trotz der anfänglichen Verdachtsmomente durchbricht Canavan das aufgebaute Schwarz-Weiß-Schema und die damit einhergehende Erwartungshaltung der Leser: Bevor man es richtig merkt, hat Sonea Akkarins Motivation nicht nur anerkannt, sondern unterstützt ihn auch noch bei der Verfolgung seiner Ziele.
Im zweiten Handlungsstrang streift Gilden-Botschafter Dannyl durch den wilden Norden und kundschaftet eine Gruppe wilder Magier im Auftrag des Hohen Lords aus. Dieser will, dass Dannyl ihr Vertrauen gewinnt, indem er ihnen ein dunkles Kapitel aus seinem eigenen Leben offen legt. Für den jungen Unterhändler trotz der Eindeutigkeit von Akkarins Auftrag eine schwierige Entscheidung: Soll er die rebellischen Magier festsetzen, um sie letztlich auch vor sich selbst zu schützen, oder seinen Ruf als ehrenwertes Mitglied der Gilde wahren?
Während Sonea einen Sinneswandel durchmacht und Dannyl mit seiner Pflicht hadert, hat Cery ganz handfeste Probleme. Mittlerweile ist Soneas alter Freund aus Slumtagen zu einer Unterweltgröße Imardins aufgestiegen, und seine dringendste Aufgabe besteht darin, der mysteriösen Mordserie ein Ende zu machen. Niemand weiß, wer die Täter sind und worin ihre Motive bestehen, doch ein Schuldiger muss gefunden werden. Um die achtbaren Angehörigen der Halb- und Unterwelt von jeglichem Verdacht zu befreien, soll er die Killer aufspüren und unschädlich machen. Als er bei seinen Ermittlungen auf Savara stößt, weiß er nicht, ob ihm die Fremde mehr Hilfe oder mehr Hindernis ist. Genau wie er jagt sie die Serienmörder, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihr.
Auf dem Weg zum Ruhm
Trudi Canavan schließt ihre erste Trilogie "Die Meisterin" spannend, aufregend und bewegend ab. Die Stimmung des Buches ist wesentlich dunkler als die der ersten beiden Bände, die stellenweise doch sehr das Flair einer Internatsgeschichte hatten. Der Leser erfährt die Wahrheit zwar immer noch vor den Hauptfiguren, doch ihre Missverständnisse untereinander sowie die daraus resultierenden Konflikte sind nachvollziehbar und bleiben in starker Erinnerung. Die Charaktere erhalten zum Teil völlig gegensätzliche Eigenschaften, was ganz erheblich zum nachhaltigen Eindruck des Buches beiträgt. Am eindrucksvollsten ist jedoch das Ende, das kein bisschen triefend ist, sondern in eine völlig andere Richtung führt, als zu erwarten war.
Auch sprachlich ist Canavan anspruchsvoller geworden, das Niveau von Dialogen und Beschreibungen ist vom ersten bis zum dritten Band gestiegen. Die australische Autorin feiert bereits jetzt beachtliche Erfolge. Wenn sie so weiter schreibt, könnte sie bald zu den ganz Großen im Fantasy-Geschäft gehören.
Trudi Canavan, Blanvalet
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