Die Novizin
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2006
- 59
Fantasy made in Australien – zauberhaft, spannend, mitreissend
Die Australierin Trudi Canavan hat mit ihrem Debutroman um die junge Magierin Sonea auf sich aufmerksam gemacht. Voller Intensität und Atmosphäre berichtete sie im ersten Teil ihrer Trilogie von der ehemaligen Diebin aus der Unterstadt, deren ungewöhnliches magische Potential die Aufmerksamkeit der elitären Gilde der Magier erregte. Sonea wurde von dieser gejagt und zu ihrem eigenen Besten gefangen genommen. Der Magier Rothen macht ihr deutlich, dass ihre ungezügelten Kräfte zur Vernichtung von Allem führen würde, das sie liebt. Sie selbst würde von der ihr innenwohnenden Magie auseinandergesprengt, wenn die Kräfte nicht kanalisiert würden. So hat sie sich schweren Herzens der Gilde angeschlossen, und ihre Ausbildung begonnen. Dass es nicht einfach werden würde, das war ihr, wie ihrem Mentor bewusst, doch dass ein solches Martyrium auf sie warten würde, das hätte keiner vermutet. Als verachtetes Mädchen aus der Unterstadt trat sie an, doch ihre Mitschüler, allen voran der arrogante Regin machen sich einen Spass daraus, sie zu demütigen und zu verfolgen. Tätliche Angriffe, Verleumdungskampagnen zeigen ihre Wirkung, und Mitschüler wie Lehrer gehen deutlich aus kritisch Distanz zu dem vermeintlichen Hurenmädchen. Als sie um Regin zu entfliehen die Klasse überspringt folgt ihr der sie unbändig hassende Widersacher nach, seine Angriffe werden immer ungezügelter.
Im zweiten Handlungsstrang begleiten wir den Magier Dannyl, der zum zweiten Botschafter der Gilde ernannt wurde, auf seiner Reise durch die verbündeten Länder. Während er offiziell in Diplomatenmission unterwegs ist, versucht er mehr über die Geheimnisse des Oberhaupts der Gilde, Akkarin zu erfahren. Dieser hat in seiner Jugendzeit die Länder bereist, und sich hier der verpönten schwarzen Magie hingegeben. Als Akkarin bemerkt, dass Rothen und Dannyl von seinem Geheimnis wissen, übernimmt er, um sie damit zu erpressen selbst die Aufsicht über Sonea, und verschafft dieser so unbeabsichtigt die Gelegenheit ihre Kräfte weiter zu formen, um im magischen Duell gegen ihren Peiniger antreten zu können.
Nach ihrem wahrlich beeindruckende Debut setzt die Australierin ihre Erzählung nahtlos fort. Wieder beschränkt sie sich auf einige wenige, dafür markante Figuren, beschreibt diese aber um so datailreicher und differenzierter. Wenngleich sie eine klare Unterteilung und Gut und Böse vornimmt, gelingt es ihr auch die Beweggründe Regins deutlich und nachvollziehbar zu machen. Das Thema selbst, die Paria aus einfachen Verhältnissen, die aufgrund ihrer Talente zwar eine Ausbildung in einer elitären Anstalt erhält, dort jedoch allenfalls geduldet, nie aber geschätzt oder akzeptiert wird, ist bekannt. Trudi Canavan erfüllt diese Thematik jedoch mit ungewöhnlicher Lebendigkeit, mischt geschickt Spannung und Rätsel, exotische Handlungsorte und Charakterstudien zu einem rundum gelungenen Ganzen.
Die Aufteilung in zwei Handlungsstränge erweist sich hierbei als Glücksgriff. Während der Handlungsstrang um Sonea uns die Geheimnisse der Gilde, und eine faszinierende Charakterstudie näher bringt, sorgen die Reisen Dannyls für die notwenige Exotik. An seiner Seite besuchen wir andere Kulturen, sehen raue, interessante Gegenden ebenso wie dekadente Königshöfe, begegnen alternden Lebedamen ebenso wie stolzen, aber veramten Adeligen und schwulen Bibliothekaren. Die Thematisierung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen ist auch in der modernen Fantasy noch eine Seltenheit. Um so erfreulicher, wie selbstverständlich, aber auch einfühlsam Canavan dieses Topic in ihren Roman integriert hat.
Auch in diesem Band gelingt es der Autorin das durchgängig hohe Niveau des ersten Teiles zu halten. Sie fasziniert uns mit menschlichen Figuren in einem faszinierenden Umfeld, und auch ihre Welt nimmt langsam Konturen an. Weiter so!
Trudi Canavan, Blanvalet
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