Die Nacht der Magie

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  • Erschienen: Januar 2009
  • 7
Die Nacht der Magie
Die Nacht der Magie
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Verena Wolf
84°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2009

„Viel versprechender Auftakt einer originellen Urban-Fantasy-Reihe

Auf dem düsteren Umschlag schaut eine blasse Dunkelhaarige mit schwarz beschatteten und sehr blauen Augen mit lipglossigem Schmollmund auf irgendetwas rechts vom Leser. Aus irgendeinem Grund zieht sich wie als Tribal-Wasserzeichen über ihre linke schöne Wange eine Blume. Unter dem makellosen Gesicht ist in bester rosa-lila Airbrushtechnik ein Schwert angedeutet über einer nebligen Großstadt-Skyline inklusive nächtlicher Straße. In der Mitte prangt unter dem weißenAutorennamen „ILONA ANDREWS" in schnörkeligen Buchstaben „Stadt der Finsternis" und darunter in blutrot „Die Nacht der Magie". Im Moment schwimmt ja so einiger halbhoher Plagiat-Schrott im Kielwasser von Stephenie Meyer an romantischer Fantasy. Hauptsache sexy Blutsauger werden einem vorgeworfen, Rest absolute Nebensache. Aufmachung, Titel und der Klappentext schüren höllenfeuerartig meine Vorurteile.

Technik gegen Magie

Na gut. Also die Hauptfigur heißt Kate Daniels. Sie ist nicht sehr schön, aber unglaublich tough, trainiert und nicht auf den Mund gefallen. Sie hat einen Lara-Croft-Pferdeschwanz und ein Schwert: Slayer, da lügt das Titelbild also nicht einmal. Kate verdingt sich als Söldner, wofür sie Schwert und ihre magischen Talente gut nutzen kann und nimmt oft unappetitliche Aufträge an, Hauptsache Geld kommt in die Kasse. Als sie das letzte Mal ihren Mentor Greg trifft, sieht er aus wie „ein altersloser Elfenprinz, elegant und traurig." Das nächste Mal ist er tot, neben Gregs schauderhaft zugerichteten Leiche findet man einen Vampir ohne Kopf. Dann gibt es weitere Opfer, offensichtlich ist ein Serienkiller am Werk. Kate beginnt zu ermitteln und gerät zwischen die Fronten eines Machtkampfes der Unterwelt von Atlanta.

Vampire und Werwölfe - neu definiert

Es könnte alles unglaublich blöde, an den Haaren herbeigezogen, abgekupfert und tollpatschig klischeehaft sein. Aber nein, ich wurde positiv überrascht. Wirklich. Schon auf der ersten Seite wird man ohne jede Vorbereitung in diese neue Welt gestoßen, die man so nicht kennt. Toll. Ja, es ist Atlanta, eine moderne Großstadt, aber hier ist nichts wirklich wie bei uns. In dieser nahen Zukunft liegen Magie und Technik im ständigen Kampf. Wenn eine Welle Magie Atlanta trifft, erlöscht das elektrische Licht der Großstadt, Autos bleiben stehen. Stattdessen leuchten Feenlampen, man lässt Aufzüge lieber links liegen und greift auf Pferde als Transportmittel zurück. Viele seltsame Gestalten wimmeln in den düsteren Urban-Fantasy-Straßen der Stadt. Ja, es gibt Vampire, aber sie haben nichts gemeinsam mit den romantischen, blassen Jungmädchenträumen anderer Bücher. Sie sind leere, mumifizierte echsenartige Horrorgestalten, die von ihren Herrschern, den Nekromanten für deren Zwecke ferngesteuert werden. Und ja, es gibt Werwölfe, aber die Gestaltwandler sind genauso auch Werlöwen, Werratten und tausend andere Tiere, vor denen man ein Wer- packen kann.

Charismatische Heldin auf Mördersuche

Kate kennt sich in dieser Welt aus und mit einem seltsamen Magie-Scan als einziger Spur macht sie sich auf die Pirsch, den Mörder zu entlarven. Stur hat sie zwar keine Ahnung, wo sie suchen muss, aber tut das unerschrocken, mit sarkastischem Humor tritt sie auch gern einmal in ein Fettnäpfchen und kriegt zu spät mit, dass sie vielleicht zu lange den falschen im Visier hatte - egal ob als Verabredung oder als Verdächtigen.

Dafür wirkt sie authentisch und ist mit trotzigem Sarkasmus, einigen Schwächen und Schwert eine moderne, schillernde Ich-Erzählerin. Gut, außer ihr scheinen alles Sexy-Hexis zu sein - aber so schlecht kommt sie wohl auch mit ihrem durchtrainierten Körper nicht daher, das wird dem faul auf dem Sofa liegenden Leser schon klar. Auch die männlichen Figuren, die in dem Buch herum schleichen, intrigieren oder zu Hackfleisch verarbeitet werden, sind alle charismatisch oder cool, aber hey, so viel romantische Phantasie kann diese kriminalistische Urban Fantasy schon ertragen. Es knistert ab und zu, aber (noch) nicht mehr. In „Nacht der Magie" werden vielmehr ein paar Tändel-Möglichkeiten für Kate vorgestellt, die in den Folgebänden durchaus mehr werden könnten - das macht neugierig. Auch werden Andeutungen über Kates Vergangenheit gemacht, aber bleiben mehr als mysteriös. So ist „Die Nacht der Magie" flott zu lesen, trotzdem schön düster, ironisch und durchaus mit Action- und Horrorelementen durchsetzt, was einen zu süßen Zuckerguss erst gar nicht aufkommen lässt.

Ilona Andrews, das Synonym steht außerdem für das schreibende Ehepaar Ilona und Andrew Gordon, hat bzw. haben hier wirklich einen coolen, rasanten Auftakt zu einer magischen Krimi-Serie hingelegt, der es überraschend zu Recht auf die Bestsellerliste der New York Times und über den Ozean geschafft hat.

Die Nacht der Magie

Ilona Andrews, -

Die Nacht der Magie

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