Vampire und Götter kämpfen um die Weltherrschaft
Auf ihrer nun schon 11 Bände der "Chronik der Unsterblichen" dauernden Reise hat es Andrej Delãny und seinen Freund Abu Dun nach London in das Jahr 1666 verschlagen. Dort spüren sie einem "Phantom" nach, einem Mörder, der immer in der Neumondnacht seltsame Tote in den Straßen zurücklässt, die scheinbar ohne ersichtlichen Grund verstorben sind. Andrej trifft eine Gruppe Straßenkinder, ihr Anführer nennt sich Frederic. Der Vampyr fühlt sich sofort an einen Jungen mit dem selben Namen erinnert, den einzigen Überlebenden des Massakers in seinem Heimatdorf im 15. Jahrhundert. Doch bevor Andrej und Abu Dun Gelegenheit haben, näheres über die Straßenkinder zu erfahren, erscheint Meruhe, die gottgleiche Vampyrin. Sie warnt Andrej und Abu Dun eindringlich davor, ihren Feind Loki, den gefallen Gott, zu suchen. Doch die beiden Helden der "Chroniken" sind bereits tief in die Intrigen der Unsterblichen verstrickt. Und auch Frederic und seine Gang erweisen sich als gefährliche Gegner.
Historisch eingebettet - jenseits üblicher Vampirklischees
Spannung und Action sind in "Glut und Asche" stets präsent, ebenso ein farbenfroh gezeichneter Hintergrund, der auf einer wahren Begebenheit, dem Großbrand von London, beruht. Es zeichnet die "Chronik der Unsterblichen" aus, dass Wolfgang Hohlbein seine Vampyr-Abenteuer vor einer faszinierenden historischen Kulisse ansiedelt. Und diese baut der Autor mit authentischen Bildern auf, man glaubt beinahe, in düstere Ecken zu spähen, den Totengestank zu riechen und das Feuer prasseln zu hören.
Mit Andrej Delãny und seinem Begleiter Abu Dun hat er zwei charismatische Charaktere entwickelt, die trotz übernatürlicher Fähigkeiten eine gewisse Melancholie ausstrahlen. In "Glut und Asche" bilden sie ein Team, das- mal streitlustig, mal humorvoll frotzelnd - miteinander durch dick und dünn geht. Dadurch vermeidet der Autor eine zu eintönige Grundstimmung, aus der düsteren Erzählung blitzt auch mal eine Prise Humor hervor.
Obwohl die Handlung immer wieder Bezug auf andere Bände aus der "Chronik der Unsterblichen" nimmt, funktioniert "Glut und Asche" auch als einzelner Roman. Die Kernstory schließt der Autor mit einem furiosen Finale ab, das überraschende, neue Optionen für weitere Bände offenbart.
Wiederholungen und Superlative
Hohlbein verwendet häufig superlativische Formulierungen, wie "schier unbezwingbare wilde Kraft" [S. 167]. Manchmal werden derartige Extreme durch ihre Anhäufung ihrer Wirkung beraubt und ein Teil der erwünschten Dramatik geht verloren. Was den Lesefluss zum Teil erheblich stört, sind Satzwiederholungen. Manchmal glaubt man, ein Déjà-vu zu erleben und vergewissert sich, ob man nicht an einer Stelle, die man bereits gelesen hat, wieder in das Buch eingestiegen ist. Ähnliches gilt für immer wiederkehrende Erklärungen. Irgendwann weiß man als Leser einfach, wie überlegen die Vampyre den Menschen sind und wie leicht Abu Dun einen Widersacher außer Gefecht setzen könnte, wenn er nur wollte. Durch repetitive Erläuterungen wirkt die Geschichte manchmal aufgebläht, was zu Lasten der Kurzweiligkeit geht. Weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.
Insgesamt bekommt der Leser in "Glut und Asche" jedoch einen solide konstruierten Plot mit durchgängigem Spannungsbogen geboten. Einmal mehr ist es Wolfgang Hohlbein gelungen, ein neues Kapitel in dem unsterblichen Leben der Helden Andrej und Abu Dun mit aufregenden und mystischen Abenteuern zu füllen. Man darf gespannt auf das weitere Schicksal der Vampyre sein, denn es werden sicherlich noch einige Bände der "Chroniken" folgen.
Zu "Glut und Asche" gibt es auch einen Video-Trailer mit Musik aus dem zum Buch gehörenden Konzeptalbum.
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