Die Drachen der Tinkerfarm

  • Klett-Cotta
  • Erschienen: Januar 2009
  • 8
Die Drachen der Tinkerfarm
Die Drachen der Tinkerfarm
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Holger Schmidt
90°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2009

Ein Abenteuerurlaub der besonderen Art

Mit "Die Drachen der Tinkerfarm" startet Tad Williams gemeinsam mit seiner Frau Deborah Beale eine neue Fantasy-Reihe. Besonders das jüngere Lesepublikum ist die Zielgruppe dieses Buches. Aber auch alle Junggebliebenen mit einer gesunden Portion Neugier und unbeschwerter Fantasie sind herzlich eingeladen, den Urlaub dieses Jahr von Hogwarts auf die Tinkerfarm zu verlegen.

Onkel Gideons Farm

Au weia, die Sommerferien nahen und Tyler und Lucinda droht ein Exil bei den doofen Peirhos. Mutter Peirho riecht stets nach Fisch und ihre Kinder bohren ungeniert in der Nase. Das ist nichts für Tyler, der sich am liebsten hinter seinem GameBoss verkriecht, damit er seiner nervigen Schwerster Lucinda aus dem Weg gehen kann. Mutter muss natürlich unbedingt in diesem Jahr diesen Singledings-Urlaub machen. Ok, Ma ist wirklich etwas angespannt und hätte den Urlaub auch dringend nötig, aber ihre Kids deswegen gleich bei den Peirhos abzuliefern ist dann doch etwas zu viel des Guten. Da kommt die Einladung ihres Onkels Gideon, die Ferien auf seiner Farm zu verbringen, gerade richtig.

Wochenlang Kühe melken, Mist zusammenschaufeln und Hühner füttern ist auch nicht das, was die Kinder sich unter tollen Sommerferien vorstellen. Eine merkwürdige Pflegeanleitung für Kühe, die ihr Onkel mitgeschickt hat, macht die Kinder dann doch neugierig. Wozu bitte muss man einen Asbestanzug tragen, wenn man die Kühe füttert? Schnell stellt sich heraus, dass die "Ordinary Farm" alles andere als ein gewöhnlicher Bauernhof ist. Neben den ungewöhnlichen "Tieren" treffen die Kinder auch auf eine Reihe zwielichtiger Farmarbeiter. Und während die Geschwister noch versuchen, hinter das Geheimnis der Farm zu gelangen, wird dieser einmalige Ort schon von einem millionenschweren Geschäftemacher bedroht, der noch eine offene Rechnung mit Onkel Gideon hat.

Eine Welt voller Rätsel

Das Zielpublikum klar im Blick, präsentiert das Autorengespann Williams/Beale einen sehr gut in die kindliche Welt versetzten Fantasyroman. Dabei versuchen sie zeitgemäß zu schreiben: Tyler legt seinen Handheld "GameBoss" nur ungern aus der Hand, Tylers Mutter ist alleinstehend, des Öfteren etwas überfordert, meint es aber doch gut mit den Kindern. Das alles sind Zutaten für einen Kinder- und Jugendroman des 21. Jahrhunderts.

Bestens vorbereitet ist der Spannungsbogen des Buches. Nachdem die Kinder herausgefunden haben, woher die merkwürdigen "Tiere" der Farm stammen, schwenken die Autoren nicht etwa zu plumper Action um. Im Gegenteil, mit jedem gelüfteten Geheimnis stellt sich eine Reihe neuer Fragen. In diesem Band werden gerade so viele Geheimnisse preis gegeben, dass der Leser das Buch am Ende zufrieden zur Seite legt. Andererseits bleibt noch vieles offen und lädt förmlich zu einem erneuten Besuch ein. "Die Drachen der Tinkerfarm" ist ausnahmsweise mal der Start eines Zyklus, der dem Leser nicht das Gefühl gibt, nur mit kleinen Häppchen bei der Stange gehalten zu werden.

Größtes und vielleicht auch einziges Manko ist die teilweise mangelnde Originalität der Grundstory. Viele Elemente der Geschichte meint man schon von anderswo zu kennen. Originalität ist aber auch nicht die Eigenschaft, die Williams zu einem der beliebtesten Fantasy-Autoren der Gegenwart gemacht hat. Sowohl der Osten-Ard-Zyklus als auch Otherland sind keine durchweg originellen Romane, sondern intensive und dichte Weltenschöpfungen. Williams geht mit einer außergewöhnlichen Konsequenz vor, wenn es darum geht eine Geschichte zu erzählen. So bietet auch "Die Drachen der Tinkerfarm" alles, was man sich von einem guten Kinder- und Jugend-Fantasyroman verspricht. Das Buch besitzt einen unwiderstehlichen Spannungsbogen - langweilig wird es dabei nie. Auch wegen der geringen Seitenstärke (die gewohnte Weitschweifigkeit Williams wurde ausnahmsweise einmal streng zensiert) ist dieser Roman großartige Unterhaltung bis zur letzten Seite.

Die Drachen der Tinkerfarm

Tad Williams, Klett-Cotta

Die Drachen der Tinkerfarm

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