Das Auge des Teufels
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2009
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Ein typischer McDevitt?
Jack McDevitt ist einer der beliebtesten Science Fiction Autoren der Gegenwart. Neben seiner Romanserie um Priscilla Hutchins schreibt McDevitt auch eine zweite Reihe, die in einer anderen fiktiven Zukunft spielt. Das vorliegende Buch ist bereits der dritte Roman, der von den Abenteuern des Antiquitätenhändler Alex Benedict und seiner Assistentin Chase erzählt.
Was lehrt einer Horrorautorin das fürchten?
Die Horrorautorin Vicki Greene hat alles was man sich im Leben nur wünschen kann: Schon in jungen Jahren hat sie etliche Bestseller verfasst, ist reich und berühmt. Die charismatische Schriftstellerin wirkt in ihren öffentlichen Auftritten stets sympathisch und natürlich. Sie versteht es, ihr Publikum mit ihrer ungekünstelten Begeisterungsfähigkeit zu fesseln. Doch ihr optimistische Lebenseinstellung scheint nach einem Urlaub auf der abgeschiedenen Welt Salud Afar verschwunden. Plötzlich wirkt die attraktive Frau depressiv und zurückhaltend. Ein psychischer Schock treibt sie nur wenige Tage nach ihrer Heimkehr zu einer verzweifelten Tat. Vicki lässt sich das Gedächtnis löschen und tilgt damit auch ihre Persönlichkeit und alles, was sie ausmachte, aus ihrem Gehirn.
Ihre letzte Tat vor dem Quasi-Selbstmord ist ein Hilferuf. Ausgerechnet an Alex Benedict hat sich die Schriftstellerin gewandt und prompt auch noch eine höhere Geldsumme als Gage auf dessen Konto überwiesen. Nach ihrer Gedächtnislöschung können Alex und seine Assistentin Chase keine Antworten von Vickie erwarten und so machen sie sich auf die Suche nach den Ursachen für die schreckliche Tat. Dies führt sie zu der Welt, auf der Vicki ihren Urlaub verbrachte. Alex ist überzeugt davon, dass der Schlüssel zum Geheimnis dort zu finden ist.
Die Lichtgestalt im Hintergrund
Wie schon bei den Vorgängern erzählt dieser Roman die Geschichte aus der Sicht von Chase. Die Geschichte liest sich wie ein Tagebuch der Assistentin. Alex Benedict ist dabei oft nur der leicht distanzierte Arbeitgeber im Hintergrund, den durch die Augen Chases eine Aura der Genialität, aber auch Bescheidenheit umgibt. Jack McDevitt ist vor allem wegen seinem nüchternen Stil bekannt, der sich in den zurückhaltenden Beschreibungen von Chase bemerkbar macht. McDevitt ist nicht unbedingt der Mann für SF-Superlative, sondern erzählt oft im besten Sinn "bescheidene" Geschichten, geprägt von einem sympathischen Pragmatismus.
"Das Auge des Teufels" gliedert sich thematisch in zwei Teile. Die erste Hälfte beschäftigt sich mit den Ermittlungen von Chase und Alex. Hier glaubt der Leser noch, es ginge vorrangig um Horrorliteratur, ihre Klischees und typischen Szenarien. Den Spuren Vicki Greenes auf den Fersen, besuchen die beiden alle großen und kleinen Sehenswürdigkeiten Salud Afars, um die sich oftmals gruselige Geschichten von Zombies und Geistern ranken. Sobald sich jedoch das Geheimnis um den Selbstmord der Autorin lüftet, wechselt die Thematik des Buches abrupt. Plötzlich befinden sich Alex und Chase im Chaos einer kurz bevorstehenden Katastrophe. Auch die telepathischen Außerirdischen, die "Stummen", die man bereits aus den Vorgänger Romanen kennt, spielen nun wieder eine wichtige Rolle.
Schatten und Licht
Die beiden recht unterschiedlichen Buchteile verwirren. Die erste Hälfte liest sich auf die von McDevitt bekannte Weise gut, lässt jedoch Höhepunkte stark vermissen. Zu behäbig fließt die Handlung dahin. Viele Bemühungen der beiden Helden erweisen sich als bedeutungslos und auch die Horrorthematik kann nicht in die zweite Romanhälfte hinüber gerettet werden. Mit einer Katastrophe unglaublichen Ausmaßes vor Augen ist die Dramatik des zweiten Teils deutlich mitreißender. Hier kommen auch einige Dilemmas zwischen Politik und humanistischen Fragen zum tragen. Wenn die "Stummen" hinzu kommen, geht es um Rassismus und Vertrauen, Mitgefühl und xenophobe Vorurteile. Einige sehr interessante Aspekte, die dem Roman sehr gut tun.
Während der erste Teil qualitativ deutlich abfällt, entwickelt McDevitts Roman mit der zweiten Hälfte eine spannende Geschichte. Die starke Abgrenzungen der beiden Buchteile lässt den Roman nicht sehr homogen erscheinen. Ein in vielen Punkten typischer McDevitt, der aber auch die oftmals wechselnde Qualität seiner Romane deutlich macht.
Jack McDevitt, Bastei-Lübbe
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