Kinder des Nebels: Die Nebelgeborenen 1
- Heyne
- Erschienen: März 2018
- 4
Eine faszinierende neue Nebel-Welt
Brandon Sanderson machte mit seinem Debüt "Elantris" Furore. Er meldet sich zurück mit dem Buch "Kinder des Nebels", dem Auftakt zu einer neuen Fantasy-Trilogie.
Die Macht der Metalle
Sanderson erschafft wieder etwas ganz Eigenes. "Kinder des Nebels" spielt in einer düsteren Welt, von einem roten Himmel regnet es Asche und jede Nacht steigen beängstigende Nebel auf. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung herrschen. Die Skaa arbeiten ohne jede Aussicht auf Änderung als Sklaven, die Oberschicht steht unter der genauen Kontrolle von sogenannten Obligatoren und Inquisitoren. Der oberste Herrscher ist ein Despot, Zensur und absoluter Gehorsam sind Pflicht. Es ist die Vision einer Erde, in der das Böse gewonnen hat. Aber dann findet sich eine kleine Gruppe, die als Rebellen den obersten Herrscher stürzen wollen, ihr Anführer ist Kelsier, ein Nebelgeborener. Neu und sehr durchdacht ist das magische System, was Sanderson entwickelt hat: die Allomantik. Die sogenannten Nebelinge können mittels Metallen Magie wirken. Die Fähigkeiten hängen von dem Metall ab, das sie nutzen können. Je nachdem, ob sie Eisen, Stahl, Zinn, Messing, Kupfer, Weißblech, Zink oder Bronze einsetzen sind ihre Sinne schärfer, ihre Kraft größer, können sie Gefühle lenken oder Metalle oder sich selbst per Magie bewegen. Darüberhinaus gibt es - selten - Nebelgeborene, die alle Metalle nützen können. Wie seine Hauptfigur Vin lernt der Leser nach und nach diese faszinierende Magie kennen und schätzen.
Nebelgeborene und gescheiterte Retter
Die Hauptfiguren sind Vin, ein Skaa-Mädchen aus der Gosse, das zu der Rebellengruppe stößt, ihre magischen Fähigkeiten entdeckt und auf den Bällen der Oberschicht spionieren soll. Sehr schön detailliert ist ihr facettenreicher Charakter dargestellt und ihre Entwicklung von einer ängstlichen Halbwüchsigen zu einer ernstzunehmenden Gegnerin im Nebel. Der zweite Hauptcharakter ist Kelsier, ein ewig lächelnder, sehr intelligenter Kerl, der mit einer Kaltschnäuzigkeit auf seine Ziele hinarbeitet, die verblüfft. Schön ist, dass Sandersons Charaktere nie eindimensional sind, man sieht sie vor sich und lernt sie wie Freunde kennen. Hier hat er ein Duo geschaffen, das äußerst gut funktioniert. Manchmal scheinen die Figuren ein wenig zu selbstsicher, zu humorvoll und unbeeindruckt für ein solch negatives Szenario. Aber vielleicht würden sonst diese Helden schlichtweg nicht planen, was keiner vorher gewagt hat: den Alleinherrscher stürzen. Die Geschichte fließt linear und überraschend leicht für so eine verzweifelte Welt. Aber das ist Gemäkel auf sehr hohem Niveau.
Gelungen ist das Szenario einer Welt, bei deren Rettung vor 1000 Jahren irgendetwas schrecklich schief gelaufen sein muss, wodurch sie sich in die apokalyptische Aschewelt verwandelte. Endlich mal eine Prophezeiung, die nicht automatisch eintraf wie gedacht. Ein netter Zug sind die jedem Kapitel vorangehenden Auszüge aus dem Tagebuch des prophezeiten Weltenretters, die seine Zweifel und Gedanken offenbaren. Erst nach und nach wird klar, wie sehr die damaligen Ereignisse noch immer die Gegenwart beeinflussen. Sanderson kriegt gut die Kurve, lässt den Leser nicht hängen, denn auch wenn "Kinder des Nebels" der Auftakt zu einer Trilogie ist, ist das Buch in sich abgeschlossen und rund. Man möchte trotzdem, dass die Nebelgeborenen - wie Freunde - irgendwann zurückkehren.
Brandon Sanderson, Heyne
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