Das Erbe der Magier
- Heyne
- Erschienen: Januar 2009
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Ein etwas zu kurz geratener erster Akt
Mit "Das Erbe der Magier" beginnt Pierre Grimbert einen neuen fünfteiligen Zyklus, der in der Welt der erfolgreichen Magier-Reihe spielt.
Das geheime Erbe
Die an den Küsten Lorelians gelegene Insel Ji birgt ein Geheimnis, für das die Welt noch lange nicht bereit zu sein scheint. Denn auf Ji liegt das Tor zum Jal'dara, der Kinderstube der Götter. Alle zehn Generationen versammelt ein Fremder namens Nol eine Gemeinschaft um sich, die er zum Jal'dara führt und sie in das wohlgehütete Geheimnis einweiht. Auch der Magier Saat war einst ein solcher Gefährte, nutzte jedoch das Wissen, um einen der jungen Götter zu entführen und ihn in einen Dämon umzuformen. Doch der Dämon, Sombre, wurde seinem Schöpfer zum Verhängnis und verhinderte Saats Pläne von der Knechtung der Menschen.
All das liegt nun Jahre zurück. Die ehemaligen Gefährten von damals führen ein beschauliches Leben. Sie haben geheiratet, Kinder und sogar schon Enkel bekommen. Irgendwann soll in den Reihen ihrer Nachkommen der Erzfeind geboren werden. Der einzige Mensch, der dazu bestimmt ist, die Macht Sombres zu brechen. Als ihre Eltern eines Tages spurlos verschwinden, ahnen die Kinder der Gefährten von all dem noch wenig. Die Entführer scheinen es auch auf sie abgesehen zu haben und plötzlich müssen sich die nichtsahnenden Jugendlichen ihrem unliebsamen Erbe stellen.
Die jugendlichen Helden finden zueinander
Wie unschwer zu erkennen ist, ist die Handlung des Buches eine Generation nach den "Magiern" angesiedelt und handelt von deren Kindern. Grimbert erzählt fast ausnahmslos aus der Perspektive der jugendlichen Nachkommen und wechselt für einen solchen Fantasy-Roman flott zwischen den verschiedenen Handlungsebenen. In diesem Band geht es hauptsächlich darum, dass die zukünftigen Gefährten zusammenfinden. Sparsam bedient der Autor sich Magie und fantastischer Elemente und setzt zu einem großen Teil auf eine Actionhandlung in Form der Verfolgungsjagd zwischen Assassinen und den Jugendlichen. Dadurch erinnert "Das Erbe der Magier" oft an Robert Jordans "Rad der Zeit", das einen sehr ähnlichen, beinahe schon klassischen, Auftakt bietet.
Mit knapp 350 Seiten ist dieses Buch ein eher bescheidener Vertreter seines Genres. Von Fantasy-Schmökern dieser Art ist man deutlich dickbäuchigere Ausgaben gewohnt. Zieht man auch noch den Anhang und die Leseprobe eines anderen Buches ab, bleiben gerade einmal 300 kleinformatige Seiten übrig. Das allein sagt nichts über die Qualität aus, doch leider ist auch die Geschichte an sich etwas kurz ausgefallen. Auch ohne es von vornherein zu wissen, fällt beim Lesen schnell auf, dass dieses Buch wieder einmal nur der Auftakt einer neuen Reihe ist. Grimbert schafft lediglich die Bühne und deutet einige grundlegende Konflikte an. Bis zum Ende des Buches haben die Gefährten sich dann gefunden, viel mehr geschieht nicht. Insgesamt gut und routiniert geschrieben, aber zu wenig für einen kompletten Roman. Und sei es auch nur Buch 1 von fünf zu erwartenden Bänden.
Gelungen sind die unterschiedlichen Figuren, sowie die Konflikte der Gefährten untereinander. Die Charakterzeichnungen sind fein: Da ist die junge Eryne, die ein behütetes Leben als Tochter eines Grafen führt. Nur Müßiggang und Hofklatsch gewohnt, muss sie plötzlich um ihr Leben fürchten und fliehen. Oder der schroffe Krieger Keb, rücksichtslos und brutal versucht er, Nolan und Eryne zu beschützen. Wenn die verschiedenen Persönlichkeiten aufeinandertreffen, geht dies nicht ohne Zwistigkeiten vonstatten. In den Figuren und den unvermeidlichen Auseinandersetzungen liegt der eigentliche Reiz des Buches.
Unerwartet überschlagen sich dann gegen Ende des Romans die Ereignisse, was auf einen nicht perfekt ausbalancierten Spannungsaufbau hinweist. Die Frage, wer denn nun der kommende Erzfeind ist, bleibt ungewiss. Die Geschichte an sich ist eher einfach und lässt vermuten, dass der Autor auch gerade die junge Leserschaft ansprechen will. Ebenso muss der geringe Umfang des Buches bemängelt werden. Grimberts neue Reihe startet zwar gut, aber auch wenig originell.
Pierre Grimbert, Heyne
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