Die Kriegerin

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2009
  • 1
Die Kriegerin
Die Kriegerin
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Amandara M. Schulzke
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2009

„Materialschlachten

Die 14jährige Alley wurde mütterlicherseits in eine hoch geschätzte Familie von Militärs und väterlicherseits in eine Diplomatenfamilie geboren. Als Musterschülerin mit hervorragenden Leistungen entscheidet sie sich für den militärischen Weg, erhält eine Ausbildung zum Marine und beginnt ihren ersten Dienst in einer Aufklärungseinheit. Von der Larve dient sie sich im Eiltempo zur Wespe hoch. Auf dem Planeten Gyangtse, der bald dem Imperium beitreten soll, entsteht aus dem Handstreich gegen den Rebellenführer in kürzester Zeit ein blutiger Bürgerkrieg. Alley erhält ihre Feuertaufe, tötet ihre ersten fünfzig Feinde und sichert die Evakuierung der Planetarregierung mit. Doch anstatt einen normalen Werdegang zu nehmen, kommt ein Werber des Kaders. Alley entscheidet sich, der galaktischen Elitetruppe, dem Schwert des Imperators, beizutreten. Der erste Auftrag nach der harten Ausbildung: ihre Kompanie soll 600 Geiseln aus den Fängen der Freiheits-Allianz befreien. Doch die meisten Kader werden von den Verbrechern schon abgeschossen, bevor sie überhaupt auf dem Planeten landen können. Alley erhält das Kommando über die sechzig überlebenden Kader.

Politische Verwicklungen

David Weber legt mit seinem neuesten Roman wieder einen typischen Military-SF vor. Es geht diesmal nicht um sich bekriegende Raumschiffe, sondern darum, wie sich Menschen und Wesen gegenseitig am Boden mit modernster Technik in die Luft sprengen. Honor-Harington-Fans können sich auf kurzweilige Kampfdarstellungen freuen. Auch wenn Weber die Geschichte einer Frau erzählt, ist das eindeutig ein Männerbuch. Bei fast 700 Seiten geht es bestimmt auf 500 Seiten darum, welche technische Entwicklung welchen Schaden anrichten kann bzw. anrichtet. Alleine die Schlacht mit der Freiheits-Allianz braucht genau 200 Seiten. Wenn die Menschheit tatsächlich in ein paar Jahrhunderten solches Kriegsgerät entwickelt, dann gnadet uns auch kein Gott mehr. Gut gelungen ist es Weber, darzustellen, wie aus einer Mücke ein Elefant werden kann. Auf Gyangtse wollte der Gouverneur lediglich den Rebellenführer verhaften lassen. Politische Verwicklungen, Missverständnisse, Neid, Machtstreben und vor allem Dummheit führen dazu, dass eine Lawine ins Rollen kommt, die keiner mehr beherrschen kann. Und die Marines müssen die Karre aus dem Dreck holen. Wer will leugnen, dass solche Verwicklungen aus der menschlichen Geschichte bekannt sind?

Der menschliche Faktor

Alley ist eine durchaus bemerkenswerte junge Frau mit einer glücklichen Familie im Hintergrund. Doch was ist mit ihren neuen sozialen Beziehungen? Plakativ erklärt Weber, dass der Kader ihre Familie ist, ihre Kampf-Partnerin ihre beste Freundin. Völlig fehlt die Entwicklung dahin, auf die Feinheiten sozialen Miteinanders verzichtet er völlig. Ein wenig finden wir das bei ihrem Kontakt mit Onkel Arthur, Kommandant und Vertrauter des Imperators.

Weber macht in dieser Geschichte große Sprünge, direkt von der Entscheidung zur Ausbildung nach Gyangtse, danach zum neuen Einsatzort als Kader und später direkt von der Ordensverleihung zum nächsten Kampf. Dadurch verschenkt er Entwicklungsmöglichkeiten.

Der Verlag muss einen Praktikanten für „In Kürze" und den Rücktitel angestellt und vergessen haben, ihm Einsicht in das Manuskript zu gewähren. Die Ankündigung bezieht sich auf Band 2 von „Weg des Zorns" und hat mit Band 1 gar nichts zu tun. Es scheint bei einigen Verlagen zur allgemeinen Unsitte zu verkommen, dass Cover (hier ein nichtssagendes Raumschiff) und Ankündigung nichts mehr mit dem Inhalt des Buches zu tun haben. So werten Verlage Inhalte auf oder ab. In diesem Fall besonders tragisch, weil jeder Leser wartet, dass der Konflikt entsteht, der Alley weg vom Imperium und hin zur Koloniewelt Mathison treibt. Aber da kommt sie in diesem Buch überhaupt gar nicht erst an.

Schade, auch dieser Inhalt gäbe genug her, um einen kreativen Grafiker zu beschäftigen. Verlage wacht auf! Wir Leser erwarten eine Harmonie von Inhalt und Form. Und kein Autor hat es verdient, dass unqualifiziertes Gekritzel seinen Rücktitel verschandelt.

Die Kriegerin

David Weber, Bastei-Lübbe

Die Kriegerin

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