Zwergenfluch
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2009
- 2
„Braucht es wirklich noch einen Zwergenroman?
Tief unter dem Schattengebirge liegt Elan-Dhor. Einst eine der mächtigsten und aufgrund ausgiebiger Erzvorkommen reichsten Städte der Zwerge, ist ihre Bedeutung in den letzten Jahrhunderten geschwunden. Doch dann gelangt eine Kunde ans Ohr des Zwergenkönigs, die für den unfähigen Regenten neue Hoffnung birgt. Tief unter dem Gebirge, wo noch nie eines Zwergen Fuß stand, soll es eine reiche Goldader geben.
Eine Expedition wird ausgesandt und tatsächlich stößt diese auf dicke Flöze des gelben Metalls. Damit aber nicht genug öffnen unsere wackeren Schürfer einen Zugang zu einem noch tiefer gelegenen Gangsystem - doch aus den mit uralten elfischen Runen gesicherten Stollen gelangt das Böse aus seinem Jahrtausende währenden Gefängnis - unsichtbare Krieger metzeln die Zwerge nieder, der Thronerbe fällt ebenso wie erfahrene Krieger und magiekundige Priesterinnen. Kriegsherr Barlok, der erfahrenste und geachtetste der Kriegerkaste weiß sich nur einen Rat, das die Zwerge niedermetzelnde Böse aufzuhalten - er muss bei den Elfen um Unterstützung bitten. Doch wo nur soll er die arroganten Spitzohren finden ...
Routiniert geschrieben, doch wo bleibt die Originalität?
In den letzten Jahren hat eine Abart der Fantasy insbesondere im deutschen Sprachraum für Furore gesorgt: Die so genannten Völkerromane eroberten die Buchhandlungen und über die Herzen der Leser die Bestsellerlisten. Im Gefolge des Booms suchten die Verlage händeringend nach Autoren, die ihnen entsprechendes Lesefutter kurzfristig liefern konnten. Insbesondere in den Gefilden der Heftroman-Verfasser wurde man fündig, waren diese doch gewohnt, kurzfristig und nach Vorgabe entsprechende Titel zu produzieren. Erstaunlicherweise überraschte so manche Trilogie durch eine handwerklich solide Ausführung, wenn auch der Inhalt oft austauschbar blieb.
Frank Rehfeld hat bislang hauptsächlich im Heftroman publiziert. Zusammen mit Wolfgang Hohlbein zeichnete er daneben für die Garth und Torian-Titel verantwortlich, einige weitere Romane, die bei Bastei-Lübbe und Langen-Müller erschienen, bewiesen, dass er auch mit umfangreicheren Texten umgehen kann. So darf nun auch er für Blanvalet in die Tastatur greifen. Inwieweit der Verfasser hier Vorgaben zu erfüllen hatte, bleibt dahingestellt. Das Ergebnis präsentiert sich nun in den Buchhandlungen. Mit hochwertiger Klappbroschur und Prägedruck versehen lockt das Buch seine Käufer.
Inhaltlich fällt auf, dass der Autor seinen „Kleinen" kaum zwergentypische Eigenschaften andichtet. Nun hat auch Zwergen-Spezialist Markus Heitz seine Bärtigen meist überirdisch antreten lassen, doch hat er sich bemüht, diese mit gewissen markanten Eigenschaften auszustatten. Christian von Asters Minenhelden halten gar eine sehr eigenständige und überzeugend ausgearbeitete Historie für den Leser bereit.
Dies ist bei Frank Rehfeld nicht so. Seine kleingewachsenen Helden agieren doch sehr menschenähnlich. Da wird intrigiert, da wird politisiert, dass man meinen könnte, sich am Hof eines menschlichen Königs zu befinden. Das Flair, das den Zwergen gemeinhin anhaftet, ihre Trinkfreudigkeit, ihre Bartverliebtheit und nicht zuletzt ihre ungestümen Raufereien, sie bleiben außen vor. Problemlos ließe sich die gesamte Handlung auf eine menschliche Bevölkerung umstricken, ohne dass man mit Ausnahme der Artenbezeichnung viel zu ändern hätte.
Der Plot selbst ist dem erfolgsversprechenden Gewohnten verhaftet. Die Welt wird von den versehentlich aus ihrem Gefängnis befreiten Horden der Dunkelelfen bedroht, es gilt eine Allianz der Völker zu schmieden, um das drohende Unheil abzuwehren. Das ist nicht neu, auf der einen Seite die bösen Aggressoren, auf der Anderen unsere mutigen Helden. Bubblegum-Fantasy, flüssig und auch durchaus kurzweilig lesbar, allein es mangelt ein wenig an der Originalität.
Handwerklich unauffällig bietet der Auftakt der Serie schnell lesbares Lesefutter, das sich eher an Fantasy-Unerfahrene richtet, das ohne markante Neuerungen aber auch ohne große Schwächen unterhält, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Frank Rehfeld, Blanvalet
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