Watermind - Es kann jederzeit passieren
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2008
- 7
Das Nano-Ding aus dem Sumpf
Schwülwarme Feuchtgebiete inspirieren das spekulative Genre schon länger, man denke etwa an den 3D-Film „Der Schrecken aus dem Amazonas" aus den 1950ern. Die amerikanische Autorin M. M. Buckner greift das Thema auf und verpasst ihm ein zeitgemäßes Gewand: Anstatt eines grün-glitschigen Kiemenmannes, der es auf die dralle Blondine abgesehen hat, sind es hier neuronale Nanobots, die als Bedrohung den Sümpfen Louisianas entsteigen.
In den USA hat das Mississippi-Delta den Ruf, ein ethnischer, kultureller und religiöser Schmelztiegel zu sein. Hier mischen sich französische, englische und karibische Traditionen und Sprache mit Vodoo und Christentum. Und ebendort, nahe Baton Rouge, liegt der Teufelssumpf, in dem die junge und brillante MIT-Studienabbrecherin CJ Reilly für den multinationalen Konzern Quimicron toxischen Müll wegschippt.
Sie flieht vor der Erinnerung an ihren dominanten Vater, der vor seinem frühen Tod ein weltweit anerkannter Chemiker war. An ihrer Seite schaufelt ihr derzeitiger Liebhaber Max, der mit seiner geliebten Zydeco-Musik kaum genug zum Leben verdient. Während der undankbaren Arbeit inmitten des giftigen Sumpfes entdecken die beiden einen zugefrorenen Tümpel. Nicht nur, dass es viel zu warm für natürliche Eisbildung ist, der Tümpel enthält auch noch glasklares, scheinbar reines Wasser. Und diese Erscheinung scheint auch auf eine mehr als unerklärliche Weise handlungsfähig zu sein.
Für CJ Grund genug, der Sache nachzugehen. Sie entnimmt eine Wasserprobe, um sie im Labor von Quimicron zu analysieren und entdeckt, dass in der Flüssigkeit Nanochips und Biomasse eine Symbiose eingegangen sind. Doch ihr Vorgehen bleibt nicht unentdeckt: Sie wird verhört und dann - zu ihrer allergrößten Verwunderung - stellt sie der oberste Firmenlenker Roman Sacony ein, damit sie dem geheimnisvollen Tümpel das gefährliche Denken ein für alle Mal austreibt. Für CJ wird das zur doppelten Herausforderung, denn sie hat den großen Ehrgeiz, das flüssige Rätsel zum Nutzen der Menschheit zu lösen und verguckt sich auch noch in Sacony, was ihre Beziehung zu Max verkompliziert.
Klappentext mit Spoiler, Charaktere mit Facetten
M.M. Buckners „Watermind" ist ein spannender Wissenschaftsthriller, der spontan an Michael Crichtons „Beute" und Jeff Carlsons „Nano" erinnert. Menschengemachtes wendet sich gegen seine Schöpfer, in diesem Fall mit einem ökologischen Unterton in der Handlung. Das Ganze ist professionell bis routiniert erzählt, wobei immer enger getaktete Zeitangaben die Spannung stetig erhöhen sollen. Dieser Kniff gelingt aber nur teilweise, weil sowohl der Klappentext als auch die Autorin schnell dabei sind, den Leser über die Herkunft des feuchtwarmen Phänomens aus dem Sumpf aufzuklären.
Doch die gelungene Charakterisierung der Hauptfiguren vermag das wettzumachen. Buckner gelingt es auf überzeugende Weise, im Verlaufe der Handlung aus der sprunghaften CJ einen überlegten Menschen zu machen, ihren selbstlosen Freund Max mit mehr Mumm auszustatten und dem souveränen Konzernlenker Sacony etwas mehr Demut angedeihen zu lassen.
M. M. Buckner, Droemer-Knaur
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