Alien vs. Predator
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- Erschienen: Januar 2004
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Wo zwei sich streiten, sterben die dritten
Der unermessliche reiche, mächtige und undurchsichtige Industriemagnat Charles Bishop Weyland heuert die besten Archäologen, Historiker und Naturwissenschaftler an. Er will mit ihnen eine mysteriöse Pyramide erkunden, die im Eis der Antarktis zum Vorschein gekommen ist und offenbar vor Jahrtausenden von einer völlig unbekannten Kultur errichtet wurde. Die Zeugen dieser Urzeitzivilisation finden die Forscher im Untergrund B als Skelette und Mumien, deren Ende sichtlich nicht friedlich war. Diese Sensation wird überboten, als Weyland und seine Begleiter die versteinerten Überreste einer außerirdischen Kreatur entdecken.
Leider stellt sich rasch heraus, dass diese keineswegs tot ist, sondern nur in einer Art Winterstarre auf neue Opfer gewartet hat. Die insektenhafte Alienkönigin beginnt sogleich mit dem Legen neuer Eier. Daraus schlüpfen gruselige Winzmonster, die sich in Windeseile in gepanzerte Riesenkiller verwandeln, in deren Adern ätzende Säure kreist. Die Neuankömmlinge werden als willkommene Beute in Empfang genommen.
Während die Aliens das Forscherteam verfolgen, landet ein Raumschiff. An Bord: eine weitere außerirdische Spezies, die Predatoren, leidenschaftliche Jäger, die seit Äonen immer wieder die Erde anfliegen, um hier Aliens nachzustellen und ihre Schädel als Trophäen zu nehmen. Die Menschen geraten zwischen Hammer und Amboss; alles rennt, rettet, flüchtet sich, denn sobald Aliens und Predatoren es ausgekämpft haben, werden die Sieger sich ihren Zaungästen widmen.
Auf Nummer Sicher mit zwei Kult-Monstern
„Alien vs. Predator" ist ein Buch zum Film, ein „tie-in"-Roman, wie der Fachmann es bezeichnet. Wer es (aus unerfindlichen Gründen) schätzt, noch einmal nachzulesen, was er und sie gerade auf der großen Leinwand oder auf dem Bildschirm gesehen haben, ist mit dieser Literaturform gut bedient. Der Nicht-Kinogänger oder der Science Fiction und dem Horror abholde Zeitgenosse macht besser genau so einen großen Bogen um dieses Buch wie der Freund einer ausgeklügelten Geschichte.
Als Abfallprodukt zum Film von 2004, das zudem aus einem Drehbuch des nicht für cineastische Geistesblitze bekannten Regisseurs Paul W. S. Anderson destilliert wurde, kann sich „Alien vs. Predator" immerhin lesen lassen, auch wenn „AvP" (wie das Werk von den Marktstrategen geheißen wurde, die damit ein Markenzeichen etablieren wollten, zu dem es sogar ein lächerlich pompöses Logo gibt) weder ein Film noch ein Roman ist, für den einem der Begriff „originell" in den Sinn käme. Das liegt auch gar nicht im Interesse seiner Schöpfer (bzw. Hersteller), die vor allem viel Geld verdienen wollen, ohne dafür allzu großen Aufwand treiben zu müssen. An den Tricks wurde ebenso gespart wie an den Schauspielern und an der Story. Alles macht sich durchaus unschön bemerkbar, wobei der Roman natürlich vor allem die Mankos des Drehbuchs offenbart.
Doch dies ist typische Franchise-Politik - Doppel-Franchise sogar, denn „AvP" versucht das Beste zweier erfolgreicher moderner Mythenwelten auszuschlachten: Vier Filme um die säureblütigen Aliens und zwei Predatoren-Abenteuer gibt es. Beide Geschöpfe haben ihre Fans, die gern Neues über ihre Helden erfahren (und dafür zahlen) möchten. Bisher ging das nur per Game oder Comic, aber das reicht dem wahren Anhänger auf Dauer nicht. Die Aliens oder die Predatoren solo auftreten zu lassen, erschien der Filmindustrie zu riskant. Also wurden die beiden Ungetüme einfach aufeinander losgelassen. Dieser Aha-Effekt ist nach Ansicht der Franchise-Fürsten des Guten genug.
Aus diesem Stroh spinnt niemand Gold
Verfasser Cerasini hat sich ins Zeug gelegt und die dürre Story, die sich in endlosen Keilereien zwischen Aliens, Predatoren und Menschen erschöpft, durch einige eigene Einfälle ergänzt und durch informative Einschübe zu den Kulturen der beteiligten Außerirdischen aufgewertet. Dass die Predatoren dabei besser wegkommen, liegt in ihrer Natur B sie sind von individueller Wesensart und nach dem Willen Andersons (der dafür ordentlich Fankritiker-Schelte bezog) auch schlauer als die Aliens, die hier zu reinen Prügelknaben degradiert werden. Einer der Predatoren trägt sogar einen Namen: „Scar" wird er sinnigerweise genannt.
Als Predatoren und Aliens endlich aufeinander treffen, ist die Geschichte freilich vorbei. Bis zu diesem Punkt hat Cerasini die Story entwickelt und vorangetrieben. Jetzt zerfällt sie in eine ständige Hetz- und Metzeljagd. Kein Wunder, dass dieser Strang nicht einmal ein Drittel des Romans einnimmt. Hier gibt es einfach nichts zu erzählen, sondern nurmehr anzusehen, was ja die Primäraufgabe eines Kinofilms ist. Das Lesen fällt folglich schwer bzw. reduziert sich auf ein Überfliegen des eindimensionalen Restgeschehens. Ein offenes Ende darf selbstverständlich nicht fehlen
Rennen & gefressen werden
Namen benötigt das „AvP"-Personal ansonsten eigentlich nicht, das hier vor allem den Aliens und Predatoren vorgeworfen wird. Anders als im Film müht sich Cerasini redlich, Charles Weyland und seinen Teamkameraden wenigstens ein knappes Profil auf den Leib zu schreiben, um sie unterscheidbar zu machen. Nur um Personen, die uns ans Herz gelegt wurden, können wir Leser (und Zuschauer) bangen, sie hassen oder ihr Ende bedauern.
Nichts konnte Cerasini an Andersons grundsätzlichen Charakterzeichnungen aus zweiter Hand ändern. Seine Darsteller sollen effektvoll flüchten, kämpfen, sterben. In einer solchen Allerwelts-Geschichte vermisst man keine Ellen Ripley mit Ecken und Kanten. Deshalb erfüllen der Finanzmagnat mit Forscherherz (Charles Weyland), die taffe Naturschutz-Aktivistin (Alexa Wood) oder der mit allen Grabkammerwassern gewaschene Archäologe (Sebastian de Rosa) vollauf ihren Zweck.
So bleibt „AvP" ein vages Kann für den entschlossenen Genrefreund, ist aber kein Muss - weder als Buch noch als Film. Weder dem Mythos noch dem Franchise hat das geschadet: 2007 prügelten sich unsere Außerirdischen erneut in „Alien vs. Predator: Requiem".
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