Die Flüchtlinge von Shannara
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2009
- 1
Würdiger Abschluss ohne Überraschungen
Mit seiner neuen Romantrilogie hat Terry Brooks es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Shannara-Zyklus mit einer anderen Reihe zu verbinden: „Die großen Kriege" befasst sich nicht nur mit der Vorgeschichte von Brooks‘ größtem Zyklus, sondern baut auch auf der „Dämonenjäger"-Reihe auf. „Die Flüchtlinge von Shannara" ist der dritte und abschließende Band.
Auf dem Weg ins gelobte Land
Nachdem die letzten Zufluchtsorte der Menschen endgültig von den anstürmenden Horden der Einst-Menschen und Dämonen überrannt worden sind, befinden sie sich auf der Flucht. Es sind größtenteils Gruppen von Kindern und Jugendlichen, die dem Zigeunermorph Hawk in die Fremde folgen. Ihre letzte Hoffnung ist dabei der mystische Ort, an den Hawk die Gruppe laut einer Prophezeiung bringen wird. Hawk hadert indes mit seiner Bestimmung; wie kann er die Erwartungen seiner Freunde erfüllen, wenn er selbst nicht einmal weiß, wo dieser Ort liegen könnte?
Auch die letzten beiden Ritter des Wortes, Logan Tom und Angel Perez, ziehen mit der Gruppe durchs Land. Mit allen Mitteln versuchen sie die Kinder vor den Gefahren zu schützen, die entlang des Weges lauern. Doch es sind nicht nur gewöhnliche Dämonen, mit denen sie sich herumschlagen müssen. Auch eine unbesiegbar erscheinende Kreatur folgt ihrer Spur. Als immer mehr Kinder spurlos verschwinden, wird es Zeit zu handeln. Logan Tom weiß, dass nur ein Dämon dieses Monster auf ihre Spur gehetzt haben kann. Es ist der Dämon, der einst Logans eigene Familie ermordete und Logan hat immer noch eine Rechnung mit ihm offen.
Der Elf Kirisin und seine Schwester Simralin haben die Dämonen besiegt, die die Gemeinschaft der Elfen infiltriert hatten. Jetzt stehen sie vor der Aufgabe, die misstrauischen Elfen davon zu überzeugen, dass ihr Weg der richtige ist. Mit dem geheimnisvollen Elfenstein wollen sie ihr Zuhause vor den Monsterhorden bewahren. Doch da stellt sich ihnen erneut ein hinterlistiger Gegner in den Weg, während die Horden vor den Toren nur auf einen Fehler der Elfen lauern.
Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel...
...bei Terry Brooks weiß man allerdings, was man bekommt. So wirft der Autor auch in diesem Band sein festgelegtes Konzept nicht über Bord, sondern erzählt dort weiter, wo die Geschichte mit „Die Elfen von Cintra" endete. Zahlreiche Handlungen streben in diesem Buch ihrem Ende entgegen und auch die Zahl der Charaktere ist nach wie vor groß. Es gilt eine neue Heimat für die Überlebenden zu finden und dabei stellt sich den Helden so manch heimtückischer Gegner in den Weg.
Es ist keine Seltenheit, dass vielschreibende Autoren immer wieder auf bewährte Elemente zurückgreifen und sich diese zum Markenzeichen machen. Ken Follett ist bekannt für seine starken Frauenfiguren und intrigierende Bösewichte und Sergej Lukianenko liebt es, durchschnittliche Bürger aus ihrer gewohnten Umgebung in eine Fantasywelt zu entführen. Terry Brooks steht für traditionelle Fantasy um eine zusammengeschweißte Gruppe von Helden, die gegen das Böse antritt. Gilt dies schon als Kritikpunkt? Immerhin haben alle genannten Autoren eine große Fanschar. Grobe Enttäuschungen wird man von solchen Autoren nicht erleben.
Eine heile Welt?
Auf den ersten Blick erscheint es grotesk, eine Welt voller Monster und Dämonen als heile Welt zu bezeichnen. Betrachtet man jedoch die klare Rollenverteilung von Schurken und Helden, wird schnell klar, dass es dem Autor nicht um besonders tiefsinnige Charaktere und kontroverse Fragen von Moral und Ethik geht. Die Helden des Buches werden zwar von einigen persönlichen Dilemmas geplagt, ihre gute Gesinnung wird jedoch nie in Frage gestellt. Die Motivation der Schurken ist im Grunde fadenscheinig: Tod und Zerstörung um ihrer selbst willen. Ein solch übersichtlicher Weltentwurf hat etwas Befreiendes an sich. Viele Leser suchen in der Fantasy-Literatur gerade diese Flucht aus der unüberschaubaren Vielfalt unserer Alltagsprobleme. Dabei zeichnet Brooks äußerst liebenswerte Figuren, die einem als Leser regelrecht ans Herz wachsen. Spätestens beim melancholischen Finale will man sich gar nicht mehr von den Helden des Buches trennen.
Routine und Stagnation
„Die Flüchtlinge von Shannara" ist insgesamt nicht so mitreißend wie die beiden Vorgänger. Die Entwicklung der Figuren ist größtenteils beendet, wirkliche Neuerungen gibt es nicht mehr zu verzeichnen. Nichtsdestotrotz gelingt dem Autor ein gut aufgebauter Spannungsbogen und ein logisches Finale. Störend fallen einige allzu naiv-brave Dialoge auf. Ein durchaus würdiger Abschluss, nicht originell, aber in seiner Grundstruktur repräsentativ für diese Reihe. „Die großen Kriege" machen insgesamt durchaus Appetit auf mehr von Terry Brooks‘ „Shannara"-Zyklus. Die Markenzeichen des Genres (oder für Pessimisten: Klischees) werden gekonnt eingebaut. Gerade auch für ein jüngeres Publikum ist diese Reihe sicher ein interessanter Einstieg in die Welt der Fantasy.
Terry Brooks, Blanvalet
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