„Die Vorgeschichte der Gilde der schwarzen Magier
Das Königreich Kyralis prosperiert, seitdem man die Dominanz der Fremdherrscher aus Sachaka abgeschüttelt und die Sklaverei abgeschafft hat. Selbst in den abgelegenen Provinzen leben die Menschen unter der weisen Herrschaft der Magier gut. Neben dem Schutz sorgen die Magier mittels ihres Zehnten auch dafür, dass die Straßen instand gehalten, Häuser gebaut und Heiler beschäftigt werden.
Tessias Vater ist solch ein Heiler. Im Dienst Lord Dakons sorgt er in der abgelegenen Grenzprovinz dafür, dass Knochenbrüche gerichtet, Geschwüre entfernt und Infekte bekämpft werden. Seine Tochter geht ihm dabei versiert zur Hand, obwohl die allmächtige Heilergilde, aber auch die von Vorurteilen geplagten Bauern nie eine Frau als Heiler akzeptieren würden.
Eines Tages wird der Heiler ins Anwesen Lord Dakons gerufen. Ein sachakianischer Adeliger, ein Magier, ist dort zu Gast und hat seinen Sklaven schwer gezüchtigt. Nur dem großen Wissen und der Erfahrung von Ressias Vater ist es zu verdanken, dass der missbrauchte Junge überlebt. Als Tessia am nächsten Tag nach dem Rekonvaleszenten schaut, passt sie der fremde Magier ab und bedrängt sie. In höchster Not offenbart sie dabei ihre magische Kraft. Als Naturtalent ist Lord Dakon verpflichtet, sie in den magischen Künsten auszubilden. Zusammen mit seinem anderen Lehrling Jayan nimmt sie interessiert und talentiert den Unterricht auf, steht aber ihrem Vater, so er sie braucht, als kompetente Hilfe weiter zur Verfügung.
Als Lord Dakon zu seiner jährlichen Reise in die Hauptstadt aufbricht, begleiten ihn seine beiden Lehrlinge. Für Tessia eröffnet sich eine neue, eine andere Welt. Hier, fernab ihrer ländlichen Herkunft, bestaunt sie die Reichhaltigkeit des Angebots, die kulturellen Errungenschaften und nicht zuletzt die Erkenntnisse, die angehenden Heilern vermittelt werden. Doch dann, kaum hat sie erste Kontakte geknüpft, erreicht sie eine Schreckensmeldung. Ihr Heimatort wurde von marodierenden Sachakanern überfallen, die Bewohner - auch ihre Eltern - gnadenlos niedergemetzelt.
Was als Scharmützel begann, das weitet sich nur zu bald in einen von beiden Seiten verbissen geführten Bürgerkrieg aus. Die Sachakaner suchen ihre alte, zwischenzeitlich wohlhabende Provinz wieder zurückzuerobern, die Kyralianer stemmen sich mit aller Kraft gegen die Invasion. Dabei ruht die Last des Krieges im Wesentlichen auf den Magiern. Während die Invasoren gnadenlos ganze Ortschaften und Stadt niedermetzeln, um von den Getöteten Kraft aufzunehmen, ersinnen die heimischen Magier und ihre Lehrlinge neue Arten zusammenzuarbeiten. Der brutalen Kraft und Überlegenheit der marodierenden Invasionstruppen setzen sie somit Ideen und Einigkeit entgegen. Dennoch fordert der Kampf Opfer - mit Unterstützung Jayans hilft Tessia als magisch begabte Heilerin, wo sie nur helfen kann, selbst als die Magier nach ersten Erfolgen die Fackel des Kampfes in das Sachakanische Reich zurücktragen ....
Das besondere Rezept der Trudi Canavan - Fantasy nicht nur für Frauen
Was ist es nur, das Trudi Canavans Romane überall auf der Welt zu Bestsellern macht? Weder stilistisch noch von den inhaltlichen Ideen her unterscheidet sich das Gebotene sonderlich von den üblichen Plots, dennoch greifen Leser und Leserinnen in schöner Regelmäßigkeit nach den Werken aus Down Under. Neben der unbestritten sehr stimmungsvollen Äußeren Gestaltung der Titel sind es sicherlich die Personen, die insbesondere die weibliche Leserklientele ansprechen.
In aller Regel macht uns die Autorin mit einer jungen Frau bekannt. Diese wird vom Schicksal gebeutelt, setzt sich jedoch allen Widrigkeiten zum Trotz aufgrund ihres Mutes und ihrer Fähigkeiten durch. Vorliegend ist dies nicht anders. Sowohl die den Roman beherrschende Tessia als auch die erst im zweiten Teil zunächst eher sporadisch auftretende Stara, durch deren Augen wir Sachaka kennenlernen, entsprechend dem Schema. Beide sind intelligente junge Frauen, die aufgrund ihrer jeweiligen Talente ihren Platz in der Welt suchen, ja ihn selbstbewusst einfordern, dabei aber an Grenzen stoßen. Vorurteile gilt es zu überkommen, verkarstete Strukturen aufzubrechen, bevor sie ihr jeweiliges Ziel - unter großen Mühen versteht sich - erreichen.
Auf eine ganz eigene Weise nutzt Canavan dabei geschickt das Schema das den üblichen Fantasy-Questen und den Heldenepen zugrunde liegt. Auch hier ziehen junge Menschen - in diesem Fall eher schwertschwingende Recken - aus, allen Vorhersagen und Erwartungen zum Trotz gegen das Böse zu marschieren und letztlich zu obsiegen.
Was diese - und mit ihnen die Leser - durch den mehr oder minder gekonnten Einsatz von Schlagwaffen oder Bannsprüchen erreichen, nämlich letztlich über ihre Gegner zu triumphieren, das transferiert Canavan auf den Kampf ihrer Protagonistinnen gegen ihre vorgegebene geschlechtsspezifische Rolle, gegen die diese mutigen und intelligenten Frauen sich auflehnen. Auch sie stehen einer Übermacht gegenüber, nämlich der Gewohnheit, auch sie müssen unter Einsatz ihres ganzen Willens kämpfen, um sich durchzusetzen. Dass dies aber nicht unbedingt ein leichterer Kampf ist, dass es oftmals viel mehr braucht, um überkommene Vorstellungen aufzuweichen, lässt ihren Triumph letztlich nur um so größer und erhebender erscheinen.
Die Leser-Innen können sich dabei gut in ihre Erzähler hineinversetzen, fühlen mit ihnen mit, leiden mit ihnen und triumphieren mit diesen. Dass das romantische Element eher dezent eingesetzt wird, spricht nur für die Werke, statt dessen bemüht sich die Autorin, ihre Welt mit einer überzeugenden Pseudo-Geschichte auszustatten.
Der Schwerpunkt der Romane - und hierzu gehört vorliegende Vorgeschichte der Trilogie um die „Gilde der schwarzen Magier" definitiv dazu - liegt bei den vielschichtig gezeichneten Personen, deren Schicksale den Leser anrühren, deren Handlungen ihn oder besser sie an die Seiten bannen. Dabei ist dies ausdrücklich keine typische Frauenlektüre, auch die so genannten Herren der Schöpfung werden hier spannend und kurzweilig unterhalten.
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