Metro 2033

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2008
  • 38
Metro 2033
Metro 2033
Wertung wird geladen
Verena Wolf
74°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2008

Eine Reise mit Hindernissen

";Metro 2033" ist das Debüt des 29-jährigen Glukhovsky. In Russland ist der Endzeit-Roman sehr erfolgreich und bereits Vorlage für zwei Computerspiele. Heimlicher Hauptdarsteller ist die Moskauer U-Bahn, in der die Handlung fast komplett spielt. Die palastähnlichen riesigen Stationen, die Stalin als Luftschutzbunker bauen ließ, und ein U-Bahnnetz, das sich krakengleich unter der russischen Hauptstadt ausbreitet, sind ein ausgezeichnetes Setting. Beeindruckt durch diese Bauwerke ließ Glukhovsky der Phantasie freien Lauf und lässt in ";Metro 2033" weit unter der Erde die verschiedensten sozialen Gemeinschaften entstehen. Eine Rückkehr an die verstrahlte Oberfläche ohne Schutzanzug ist unmöglich und selbst auf diesem beengten Raum haben sich die Bewohner in ihren Stationen noch gegenseitig abgeschottet im Kampf um die knappen Ressourcen und gegen mutierte Lebewesen von der Oberfläche.

Eine Wanderung durch eine fremdartige Unterwelt

Auch die unabhängige Station WDNCh leidet unter den immer stärker werdenden Angriffen. Hier unten wohnt der zwanzigjährige Artjom, der bisher wie alle seine Freunde den größten Teil seines Lebens hier verbracht hat. Ein geheimnisvoller Fremder gibt für Artjom den Ausschlag, die Enge seiner Station zu verlassen und das Labyrinth der Metro zu entdecken, angespornt von dem Wunsch, seine Station zu retten.

Es beginnt eine klassische Fantasy-Reise. Artjom trifft unterwegs Begleiter, neue Freunde und zwielichtige Gestalten: Prediger, Hellsichtige, und Faschisten. Aber er geht immer weiter seinen Weg, bis er schließlich selbst glaubt, dass er vielleicht der Auserwählte ist, der das Schicksal der Metro-Bewohner entscheiden kann.

Gute Idee, inhaltliche Schwächen

Man spürt beim Lesen, wie viel Gehirnschmalz und Zeit Glukhovsky auf die verschiedenen Gesellschaftsstrukturen verwendet hat und wie ihn die Philosophien dahinter beschäftigen. Glukhovsky nutzt seine Hauptfigur, die selbst blass bleibt, um dem Leser ein Sammelsurium an Ideen, gesellschaftlicher Kritik und skizzierten Szenen zu zeigen. Dazu passt, trotzdem stört es, dass unglaublich viel erzählt wird. Artjom trifft die unterschiedlichsten Bewohner der Metro, sitzt mit ihnen am Lagerfeuer oder reist mit ihnen durch die Tunnel: Immer führt das dazu, dass ein Erzähler eine neue Geschichte über die U-Bahn zum Besten gibt. Die Geschichtchen selbst sind unterhaltsam, aber das Stilmittel wiederholt sich oft. Neben diesen aneinandergehängten Kurz-Geschichten verhalten sich auch die Menschen wiederholt stereotyp. Sie sind Sprachrohr, tun, was der vorgestellten Gemeinschaft entspricht. Wie jedoch zum Beispiel ";die Schwarzen" aussehen und wie genau die Zusammenstöße zwischen Menschen und ihnen ablaufen, bleibt seltsam schwammig, obwohl es ein zentrales Element ist. Die Logik bleibt leider oft auf der Strecke. Was trinken die Menschen, wenn alles verstrahlt ist, warum leben alle nach Jahrzehnten noch in Zelten, wenn es Steine und Beton zu Hauf gibt, warum wird kein Kontakt zur restlichen Welt per Funk gesucht? Es scheint, viele solcher Details zu durchdenken, war Glukhovsky zu profan oder lästig. Aber es hätte der Geschichte gut getan.

";Metro 2033" ist vordergründig äußerst vielversprechend und neu, hält aber das Versprechen nicht im Detail. Eine unterirdische Geschichte in einem U-Bahnnetz ist bereits besser von Neil Gaiman in ";Niemalsland" erzählt worden. Vielleicht ist das nächste Buch reifer. Wir werden sehen.

Metro 2033

Dmitry Glukhovsky, Heyne

Metro 2033

Deine Meinung zu »Metro 2033«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Sci-Fi & Mystery
(MUSIC.FOR.BOOKS)

Du hast das Buch. Wir haben den Soundtrack. Jetzt kannst Du beim Lesen noch mehr eintauchen in die Geschichte. Thematisch abgestimmte Kompositionen bieten Dir die passende Klangkulisse für noch mehr Atmosphäre auf jeder Seite.

Sci-Fi & Mystery