Black Dagger 9: Seelenjäger
- Heyne
- Erschienen: Januar 2009
- 6
„Doch sie beißen nicht - Die eigene Vampir-Welt der J. R. Ward
Vorhang auf zur weiteren Geschichtsschreibung der Black Dagger, der etwas anderen Vampir-Serie. Hier nähren sich die Blutsauger nur an ihren Artgenossen und stehen mittlerweile - im 21. Jahrhundert - kurz vor ihrer Vernichtung. Die Lesser, untote Vampirjäger haben ihre Zahl dezimiert, die Black Dagger, der schlagende Arm der Vampire, wurde gefährlich ausgedünnt.
J. R. Ward stellt uns in jeweils einem Roman, der für die Übersetzung dann in mehrere deutsche Ausgaben gesplittet wird, einen der Vampir-Krieger vor. Dieses Mal steht Vishous, der Sohn des Bloodletter, im Zentrum des Buches. Im Verlauf des ersten Teils des Romans erfahren wir mehr von seiner traumatischen Vergangenheit. In Rückblicken, Erinnerungen und Visionen erleben wir seine Kindheit vor gut 300 Jahren im Lager seines despotischen Vaters, der ihn missbraucht, ja innerlich brechen will. Geschickt deutet die Autorin hier vieles an, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Gerade deshalb aber kann der Leser um so besser nachvollziehen, was ein solches Verhalten mit einer kindlichen Psyche anstellt, und wir lernen den Grund für seine sadistische Grundhaltung kennen.
Doch dann - wir erinnern uns an Quasimodo - lernt auch Vishous seine wahre Liebe kennen. Natürlich wäre es zu einfach, wenn es sich um eine Vampirin handeln würde, oh nein, da ist Ward vor. Eine Frau, noch dazu eine emanzipierte Frau, die Leiterin der Notaufnahme in einem Krankenhaus, entbrennt in Liebe zu dem Krieger - und er zu ihr. Dass sich dann in die aufblühende Liebe ein Lesser einmischt, dass V mit seiner Mutter, der göttlichen Jungfrau der Schrift, der er als Primal, als Zuchthengst, für weitere Krieger dienen soll, bricht, trägt auch nicht eben zur Befriedung des wohl ungezügeltesten der Deggar bei ...
Nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen
Natürlich schwimmt die Autorin auf der Welle der so genannten Romance-Fantasy, also Vampirromane, die im Jetzt spielen und einen Schwerpunkt auf erotische Schilderungen legen, geschickt mit. Dennoch darf man nicht übersehen, dass es ihr im Gegensatz zu vielen ihrer Autorenkolleginnen mehr und mehr gelingt, ihrem Universum Eigenständigkeit einzuhauchen. Dadurch, dass sie die Menschen als Beute ausschließt und sich ihre Vampire ausnahmslos von ihresgleichen nähren können, hebt sie sich inhaltlich von der Konkurrenz ab und nutzt die sich daraus ergebenden Verwicklungen geschickt, um ihren jeweiligen Plot voranzutreiben.
Der Schwerpunkt der Romane liegt jedoch - bei all der gebotenen Gewalt und der Kämpfe - nicht etwa in der Action. Zwar sind die Auseinandersetzungen mit den Lessern wichtig, doch mehr noch interessiert die Autorin und den Leser, ob und wie ihre Black Dagger-Helden wohl jeweils ihr persönliches Glück finden werden. Hier überraschte mich der vorliegende Plot doch. Das erinnerte sowohl von seiner Anlage als auch der Ausgestaltung her eher an eine Tragödie als eine große Love-Story.
Der als Kind missbrauchte V, der Befriedigung nur noch in Scherz und Erniedrigung finden kann, ist nicht eben stromlinienförmiges Heldenfutter. Zu unnahbar erscheint der Kämpfer, zu negativ besetzt ist dessen Charakter - doch eben darum ist er auch interessant. Geschickt weckt die Autorin unser Verständnis und auch unser Mitleid mit der geplagten Seele, füttert ihn, aber auch einige andere Personen, immer weiter mit Hintergrund.
Gerade weil wir einmal mehr nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen vorgekaut bekommen, weil es in der Welt der J. R. Ward auch um Verluste, Trauer und Missbrauch geht, hebt sich diese Reihe von vielen anderen Serien ab, wenngleich ich nicht unbedingt mit vorliegendem Zweiteiler anfangen würde.
J. R. Ward, Heyne
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