Black Tattoo
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2008
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In die Hölle und zurück
Für den in London lebenden Charlie ist das aktuelle Jahr beschissen gelaufen. Eines Samstags Morgen weckt ihn sein Vater und offenbart ihm am Frühstückstisch, dass er Frau und Sohn wegen einer Anderen verlassen will. Holder-di-Polter, nach 14 Jahren vermeintlichen Familienglücks ist alles aus.
Kein Wunder, dass Charlie in der Folgezeit mehr als gereizt reagiert. Zusammen mit seinem besten Freund Jack trifft er sich mit seinem Vater, die Situation eskaliert. Auf dem Nach-Hause-Weg rempelt ihn ein Mann an - vehement geht Charlie auf den Unbekannten los. Doch dieser reagiert ganz anders als erwartet. Statt sich auf einen Streit einzulassen, lädt er Charlie und gezwungenermaßen auch Jack zu einem Vorstellungsgespräch ein. Es gilt die vakante Stelle eines Hüters zu besetzen. Doch was nur soll gehütet, besser bewacht werden?
Eine gar unglaubliche Geschichte wird den beiden Jungs erzählt. Seit Jahrtausenden soll ein Dämon in der Wurzel eines Baumes gefangen gehalten werden. Mehr noch, in einem Pub mitten in London soll ein Riss existieren, den der Dämon unbedingt erreichen und öffnen will - ein Tor in die Hölle.
Um sein Ziel zu erreichen aber muss der Dämon - genannt der Geißler -, der seinem Gefängnis entkommen ist, zunächst einmal einen menschlichen Wirt auftreiben. Aufbrausend sollte dieser sein, leicht zu beeinflussen, aber gleichzeitig stark und formbar. Drei Aspiranten stehen zur Wahl: Charlie, der eher zurückhaltende Jack und Esme, die Tochter des Hüters, die sich seit ihrer Geburt auf einen Kampf mit dem Dämon vorbereitet.
Klar, dass sich der Geißler für Charlie entscheidet und mit diesem in die Hölle zurückkehrt. Nicht so klar, dass auch die beiden anderen Jugendlichen das Reich der Teufel heimsuchen. In der Gladiatorenarena müssen sie zum ersten Mal ihre Kräfte beweisen, bevor der Kampf um die Rettung Charlies und die Herrschaftswürde der Hölle richtig entbrennt ....
Trash - aber gutes Kopfkino
Was ist das für ein Buch. Zunächst macht das Cover neugierig - ein junger Mann mit einen grossen Tattoo auf dem Rücken, der offensichtlich frei in der Luft schwebt. Der Beginn weist auf ein Jugendbuch hin. Junge Protagonisten - drei an der Zahl - sehen sich einem Abenteuer gegenüber, mit dem sie so zumindest nie gerechnet hätten.
Es gibt jede Menge packender, blutiger Kampfszenen, die mich sehr an die Kung-Fu Filme aus Südost-Asien erinnert haben, absonderliche Geschöpfe, die in der Arena der Hölle ihr Dasein fristen und eine Handlung, die von Höhepunkt zu Höhepunkt jagt. Überhaupt liest sich der Roman wie das Buch zu einem Film. Der Autor malt gerne große Gemälde, drückt sich insgesamt sehr Bildhaft aus. Dazu kommt, dass seine Gestalten von den Geschehnissen mitgerissen werden, kaum selbst agieren, mehr reagieren. Für eine grosse Charakterentwicklung fehlt hier der Raum, das ist Trash - aber auch gutes Kopfkino.
Insbesondere die Ausgestaltung der Hölle vermag hier zu überzeugen. Nichts ist es da mit den ewig gleichen Lavaseen und Dantes Marterorgien, hier geht es zwar brutal zu, gleichzeitig ist der Ort auf dem Rücken eines gigantischen Drachens aber auch Heimat für jede Menge von Kreaturen - Gott himself eingeschlossen. Überhaupt ist es die Vielzahl der auftretenden Akteure, die dem Buch die Würze verleihen. Fliegende, hai-ähnliche Teufel, Wabbelmonster, Schattenwesen - der Autor fährt ein wahres Sammelsurium an skurrilen Gestalten auf.
Als Jugendbuch - und als solches wird der Roman im anglo-amerikanischen Sprachraum vermarktet - hat der Roman seine Stärken. Eine eingängige, packende Handlung, ungewöhnliche Wesen und nachvollziehbare Erzähler stehen auf der Habenseite. Erwachsene Leser werden ein wenig durch die doch recht oberflächliche Charakterzeichnung enttäuscht, zumal eine Fortsetzung wohl inklusive emotionaler Dreiecksbeziehung angedacht sein dürfte.
Sam Enthoven, Blanvalet
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