„Die Kopfgeldjägerin im Beziehungssumpf
Rachel Morgan hat die Schnauze voll. Nicht nur, dass ihr Ex, ohne es auch nur für nötig zu erachten, ihr ins Gesicht zu sagen. dass Schluss ist, sich aus dem Staub gemacht hat, nein, er hat auch noch Jax, den Sohn ihres früheren Freundes und Pixie-Partners Jenks angestiftet, ihm bei einem Diebstahl zu helfen. Das schlägt dem Fass den Boden aus. Da müssen sich selbst unsere beiden Streithähne Rachel und Jenks wieder zusammenraufen, schließlich geht es darum, Jax aus tödlicher Gefahr zu befreien.
Nachdem weder die Vampirin Ivy noch ihr Lover Kisten abkömmlich sind, muss Rachel sich bezüglich Hilfe etwas einfallen lassen. Gerüchteweise hat sich Nick, ihr Ex, mit einem Werwolfrudel angelegt. Da ist Manpower gefragt, zumal Pixies in der Kälte lange nicht so wirkungsvoll agieren können, wie bei warmen Temperaturen. Sei´s drum, auch wenn ihre Seele einige schwarze Schleier abbekommt, zwei dämonische Zauber müssen her. Der eine verwandelt Rachel in einen rot-gepelzten Wolf, der andere vergrößert Jenks auf 1,90 Meter. Kaum im kalten Michigan angekommen geraten sie mit drei Werwolfsrudeln aneinander, die alle hinter dem von Nick gestohlenen Artefakt her sind. Was nur ist so besonderes an einem alten Artefakt? Im Kampf gegen die Gefährtin des Alphas muss Rachel erstmals in Wolfsform antreten. Auch wenn es ihr gelingt zu überleben und Nick aus den Händen, pardon Pfoten seiner vierbeinigen Folterknechte zu befreien, heißt dies noch lange nicht, dass sie nun aus dem Schneider wären. Das Artefakt weckt Begehrlichkeiten nicht nur bei den Werwölfen, sondern auch bei den Vampiren. Dass die Vampirin Ivi sich zu ihnen gesellt, hilft gegen drei verbündete Rudel und den Meistervampir von Chicago nicht viel. Doch noch hat Rachel ein paar Asse im Ärmel, auch wenn sie emotional schwer angeschlagen ist ...
Große Gefühle statt Action
Kim Harrisons Urban-Fantasy-Schöpfung zeichnete sich in den ersten drei Bänden durch mitreißende Action, charismatische Figuren und unerwartete Wendungen aus. Entsprechend machte ich mich mit großen Erwartungen an die Lektüre des vierten Teils, und es ging auch gleich richtig zur Sache. Rachel muss sich im Kampf gegen Werwölfe beweisen, dann folgt ein Ortswechsel und ein Kommandounternehmen, das 007 gut zu Gesicht gestanden hätte. Das Ganze wird mit ihrer persönlichen Historie vermischt, der alte Lover wird reaktiviert, jetzt kann's losgehen, dachte ich so bei mir.
Doch dann, plötzlich und unerwartet, nach rund einem Viertel des Romans war die Luft plötzlich draußen. Statt Action, Geheimnisse und Verwicklungen erwarten seitenlange Reflektionen über Gefühle, über Verletzbarkeiten und Animositäten den Leser. Vorbei war es mit dem Drive, das las sich langatmig, die Frage nach dem „wer kann mit wem und warum nicht mit dem" bot wenig faszinierendes Erzählgarn. Über mehrere hundert Seiten tut sich schlicht - nichts. Die Gruppe geht einmal einkaufen, dann etwas essen, danach ins Motel, das ist Langeweile pur. Kurz flammt dann die Handlung angesichts der Verfolgung durch die Werwolfclans wieder auf, doch nur zu bald taucht die Autorin wieder in ihre Reflektion über moralische Tiefe und Anziehung ein. Da hilft es auch wenig, dass der Verlag dem Roman ein vergnüglich zu lesendes Essay über die Pixies und Fairies beigibt, das hat mich doch ziemlich enttäuscht.
Kim Harrison, Heyne
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