Thriller mit einigen Überraschungen
Mitch Rafferty lebt mit seiner Frau Holly ein beschauliches Leben. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als Holly eines Tages entführt wird und die Kidnapper innerhalb von sechzig Stunden zwei Millionen Dollar Lösegeld fordern. Mitch hält den Anruf zunächst für einen schlechten Scherz, denn woher soll er, ein fast mittelloser Gärtner, so viel Geld bekommen? Doch der Anrufer meint es sogar todernst und um seine Worte zu unterstreichen, wird vor Mitchs Augen ein Fußgänger, der mit seinem Hund spazieren geht, erschossen. Dies wiederum ruft Detective Taggert auf den Plan, was Mitch in eine weitere unschöne Situation bringt. Er soll mit der Polizei selbstverständlich keinen Kontakt aufnehmen, muss aber gleichzeitig dem Detective erklären, wie es zu dem Vorfall kam.
Die Zeit rennt Mitch davon, denn auch von seinen Eltern ist keine Hilfe zu erwarten. Da melden sich die Entführer erneut und schicken Mitch zu seinem Bruder Anson. Schnell steht fest, was die Entführer eigentlich im Schilde führen und dass sie Holly nur entführt haben, um über Mitch an Anson heran zu kommen. Dieser erkennt in den Anrufern ehemalige Kumpels, die er bei einem gemeinsamen Deal mal etwas übervorteilt hat. Nun wollen sie offenbar Rache nehmen und Ansons Vermögen untereinander aufteilen, welches mit einigen nicht ganz sauberen Geschäften erstanden wurde. Anson kann seinen Bruder trösten, denn er hat genügend Geld, um Holly frei zu kaufen und ist gerne bereit, Mitch zu helfen. Doch sehr schnell wendet sich das Blatt erneut und Mitch befindet sich im Kofferraum eines Autos wieder, begleitet von zwei Auftragsmördern...
Ideenreich, aber auch etwas in die Länge gezogen.
Eigentlich gehört "Todeszeit" auf die Krimi-Couch, denn Altmeister Dean Koontz verzichtet überraschenderweise auf jegliche übersinnliche und phantastische Elemente, die seine Romane üblicherweise auszeichnen. Hier lesen wir einen reinen Thriller, der vor allem durch seine zahlreichen Wendungen immer wieder überrascht und an einigen Passagen dezent an Richard Laymon erinnert.
Mit Mitch muss man einfach mitleiden, denn dieser hat es wahrlich nicht leicht. Die Zeit bis zur Lösegeldübergabe verrinnt unerbittlich und Detective Taggert hängt ihm ständig im Nacken. Bedrohlich wird die Situation, als bekannt wird, dass es sich bei dem scheinbar willkürlich erschossenen Passanten um einen alten Freund von Mitch handelt und die beiden sogar eine Zeit lang zusammen wohnten. Verständlich also, dass Detective Taggert sehr verwundert darüber ist, dass Mitch am Tatort noch fest behauptet hat, den Toten nicht zu kennen.
Auch sonst hält der Roman einige Überraschungen bereit und stellt Mitch immer wieder vor neue Herausforderungen. Plötzlich hat er es mit zwei Auftragsmördern zu tun, stolpert über die Leichen seiner Eltern und so weiter. Dies alles ist kurzweilig und spannend zu lesen und daher für Freunde des Kultautors ein weiterer Pflichtkauf. Allerdings gibt es zu Beginn des Romans eine längere Dialogstrecke zwischen Mitch und seinem etwas geistig minder bemittelten Mitarbeiter Iggy, die man wahlweise als amüsant oder als überflüssige Seitenschinderei ansehen kann. Gleiches gilt verstärkt für mehrere Gespräche, die Holly mit einem ihrer Entführer hat. Die 400-Seitengrenze hätte man locker unterschreiten können.
Dean Koontz, Heyne
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