Der letzte Paladin
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- Erschienen: Januar 2008
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Fantasy made in Germany - eine Erfolgsstory?
Fabio hat sein Ziel, endlich als Ritter vom Orden der Paladine vereidigt zu werden, fast erreicht. Noch ist er zwar nur Knappe in Diensten des Ritters Ludovico, doch seine Lehrzeit neigt sich dem Ende zu. Einen letzten Auftrag gilt es zu erfüllen, dann wartet der natürlich längst überfällige Ritterschlag auf den jungen Mann. Eine junge Adelige soll zu ihrer Lehre als Sternenmystikerin in Stella Tiberia begleitet werden, kaum eine wirkliche Aufgabe für zwei wehrsame Streiter des Ordens. Doch kurz vor den Toren der fürstlichen Residenz stoßen unsere beiden Ordensleut auf Spuren von Goblins.
Seit Jahrzehnten haben sich die Anhänger des verbannten Gottes nicht mehr in die Länder der Menschen gewagt, jetzt, so zeigen die Spuren, sind ganze Horden der kleinen Krieger auf dem Vormarsch. Zwar scheint Vorsicht geboten, aber wirklich Sorgen muss man sich sicherlich nicht machen. Kaum in der fürstlichen Residenz angekommen und der jungen Dame, die sie bewachen sollen vorgestellt, wenden sich die Ereignisse allerdings zum Schlechten. Sein Lehrmeister - und mit ihm die meisten der wehrhaften Männer des örtlichen Barons - wird in einen Hinterhalt gelockt, das Anwesen von Goblins angegriffen. Es gelingt Fabio zusammen mit Celeste und einer Familie von Gnomen als einzige zu entkommen.
Als sie in der Lagunenstadt Venezia ankommen müssen sie erkennen, dass diese längst von Schergen des gefangenen Gottes Astronos übernommen wurde. Mit Hilfe dunkler Magie soll dessen Gefängnis gesprengt, er selbst und seine Verbündeten, die Sternenvampire, auf die Erde gerufen werden.
Auf fünf versteckten Uhren eingraviert hat ein Seher vor Generationen das Ereignis, aber auch seine Verhinderung vorhergesagt - ein Wettlauf um die Zeitmesser entbrennt, eine Jagd, die ungewöhnliche Allianzen schmiedet, Geheimnisse offenbart und vergessene Erfindungen ans Tageslicht zerrt. Ein Wettlauf aber auch, bei dem Fabio, Celeste und ihre Verbündeten immer wieder ins Hintertreffen geraten, lauert doch finsterer Verrat in den eigenen Reihen ...
Venedig statt Hansestadt
Mit seiner Jugendbuch-Trilogie »Die Chroniken der Nebelkriege« (Ravensburger) sowie seinem Stand-Alone Roman »Der Funke des Chronos« (Piper) hat Thomas Finn auf sich aufmerksam gemacht. Bereits zu Beginn seiner schriftstellerischen Karriere, die er insbesondere im Rollenspielbereich (DSA) bestritt, zeichnete seine Romane eine sehr bildhafte Weltengestaltung und eine mitreißende Handlung aus. Nachdem das ambitionierte Projekt der »Gezeitenwelt-Chronkien« zwischenzeitlich wohl eingestellt wurde, wendete der Autor sich dem Jugendbuch zu. Hier wusste er mit eigenständigen Kreationen rund um Kapitäne, Seeungeheuer und Däumlinge seine Leser in seinen Bann zu ziehen.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Trilogie ließ er sich ein Jahr Zeit, bis der Auftaktband zu den »Wächtern von Astaria« das Licht der Buchhandlungen erblickte. Wer nun aber meint, dass der Autor seinen hanseatischen Traditionen treu geblieben wäre und uns wieder eine Handlung im oder am ewigen Blau des Meeres anbieten würde, der sieht sich getäuscht.
Zunächst wartet eine mittelalterliche Welt auf den Leser. Adelige führen ein bequemes Leben in Saus und Braus, die Leibeigenen, Diener und Bauern sorgen mit ihrer Hände Arbeit für den Wohlstand der Fürsten. Es gibt einen wehrhaften Ritterorden, dazu gesellen sich weise, das bedeutet zauberkundige Sternendeuterinnen und eine Handwerkerkaste, die sich aus den kleinwüchsigen, von vielen verachteten Gnomen rekrutiert.
Die Menschen sind religiös, die Furcht vor Astronos, die verlustreichen Schlachten der Stellvertreter auf der Erde und der Götter im Himmel haben hier ihre Spuren hinterlassen. All dies erschließt sich dem Leser peu a peu. Zunächst sehen wir durch die impulsiven Augen unseres jungen Protagonisten die Welt als ein einziges, großes Abenteuer.
Schmerz, Verlust und Niederlagen kommen in seiner Weltensicht nicht vor, jugendlicher Optimismus beherrscht seine Handlungen. Um so abrupter wird Fabio auf den Boden der Tatsachen gezerrt. Plötzlich sieht sich der junge angehende Ritter ohne seinen Orden, dessen Rückhalt ihm Sicherheit gibt, ist sichtlich ge- wenn nicht überfordert in seiner Rolle als vermeintlicher Retter der Welt. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen dem Bettelritter und der adeligen Sternendeuterin wirkt ein wenig verzwungen, und auch die Garde der sich sammelnden Helfer des Helden weist gerade im Vergleich zur Nebelkrieg-Trilogie, doch viele bekannte Gesichter auf. Eine kampfverliebte Gestaltwandlerin, ein weltfremder Tüftler, dazu zwei einfache Soldaten die in ihrer Ausgestaltung ein wenig an Laurel und Hardy erinnern - das ist nicht eben wirklich packend.
Auf ihrer Queste geht es quer durchs Reich, über hohe Gebirgspässe vorbei an verwunschenen Städten bis hin zu einem fliegenden Schiff. Finn fährt auf, was in der Fantasy an Versatzstücken Rang und Namen hat. Doch es fehlt ein wenig die Eigenständigkeit. Eben jene hatte die Nebelkriege insbesondere im Auftaktroman ausgezeichnet. Das Ergebnis liest sich zwar durchaus flüssig, auch wenn das Buch stilistisch nicht unbedingt zu anspruchsvoll geschrieben ist, doch insbesondere erfahrene Fantasy-Leser werden viel Vertrautes wiederentdecken.
Thomas Finn, -
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