Die Elfen von Cintra
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2008
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High-Tech-Elfen und typische Versager
Atemlos bahnt Logan Tom sich einen Weg durch das Lager einer fremdenfeindlichen Gemeinschaft. Immer wieder versuchen Menschen ihn aufzuhalten, doch die Zeit drängt und so entkommt er ein ums andere Mal seinen Häschern. Seine Mission ist es, den 'Zigeunermorph' zu finden und zu beschützen, denn diesem übermenschlichen Geschöpf ist es bestimmt, eine Handvoll Kinder vor dem drohenden Untergang der Menschheit zu bewahren.
Die 'Ghosts', eine Bande von Straßenkinder, kennen den Morph als 'Hawk', ihren Anführer. Hawk hat sich mit einem Mädchen aus dem Lager eingelassen und sich in sie verliebt. Jetzt sollen die beiden für den Diebstahl lebenswichtiger Medikamente hingerichtet werden. Die Menschen des Lagers wollen sie von den Mauern in die Tiefe stürzen. Doch gerade als Logan Tom zu der Hinrichtungsstelle vordringt, wirft sich ihm eine flüchtende Menschenmenge entgegen. Was hat die Menschen so sehr erschreckt, dass sie nun Hals über Kopf in die entgegengesetzte Richtung flüchten?
Auch der Elf Kirisin ist mit einer wichtigen Mission betraut worden. Die 'Ellcrys', der mystische Baum, den die Elfengemeinschaft der Cintra seit Generationen behütet, hat Kirisin gebeten, ihr beizustehen. Er soll mit Hilfe der blauen Elfensteine den kraftvollen Loden-Stein finden, in dem die Ellcrys sicher aus den heimatlichen Wäldern Oregons gebracht werden kann. Denn auch die Elfen sind von der nahenden Katastrophe bedroht, die heimtückische Dämonen zusammen mit den Einst-Menschen entfachen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Elfen Cintras noch zu retten, doch gerade als Kirisin und seine Freundin Erisha einem wichtigen Hinweis nachgehen, der sie zu dem Loden-Stein führen könnte, werden sie bei einem nächtlichen Einbruch ertappt.
Während überall die Horden der Dämonen vorrücken und das Land verwüsten, hat einer der Dämonen die Gemeinde der Elfen infiltriert und spinnt seine Intrigen.
Elfen in Oregon
Während europäische Autoren bei Fantasy-Romanen aus dem vollen Repertoire der Geschichte ihres Kontinents schöpfen können, sind amerikanische Autoren etwas im Nachteil. Viele Autoren schreiben an das Mittelalter angelehnte Fantasy oder berufen sich direkt auf die großen Epen, wie zum Beispiel die Artus-Sage. Terry Brooks Roman spielt aber in Amerika und so irritieren viele Fantasy-Elemente anfänglich. Der Autor versteht es jedoch, alle Motive typischer Fantasy so selbstverständlich einzubauen, dass es auch nicht stört, wenn Elfen mit Leuchtröhren herumhantieren oder sich mit Ballonen in die Lüfte erheben.
Im Vorgänger dieses Buches ("Die Kinder der Apokalypse") blieben sämtliche Handlungsstränge letzten Endes offen. "Die Elfen von Cintra" beginnt mit einer Reihe actiongeladener Szenen, die den Leser sofort wieder ins Geschehen eintauchen lassen. Besonders die Form der Erzählung ist interessant; Brooks wechselt nicht ständig zwischen den verschiedenen Handlungssträngen hin und her, quält seine Leser nicht mit ständigen Cliffhangern, sondern erzählt zuerst in aller Ruhe von den Geschehnissen einer Handlungsebene. Die kurzen Einwürfe, in denen er die Vorgeschichte mehrerer Figuren erzählt, scheinen zuerst überflüssig, wirken letzten Endes - gerade wegen der starken Charakterorientierung des Buches - aber logisch.
Die Moral von der Geschicht'
Wieder einmal sind es nicht etwa besonderer Tiefgang oder eine originelle Weltenschöpfung, die den Leser in ihren Bann schlagen. Die Geschichte hat zwar eine interessante 'Backstory', aber Brooks' Stärken liegen in einem anderen Bereich. Die Figuren sind es, die besonders fesseln. Brooks versteht es, den Leser für seine Charaktere einzunehmen, er erzählt von den Schwachen, den Kleinen und den Außenseitern, lässt diese leiden; sie werden verstoßen und gedemütigt, können dann aber doch ihre wahren Fähigkeiten beweisen und sich letzten Endes bewähren. Dabei müssen sie sich mit einigen Problemen auseinandersetzen, geraten oft aneinander, wachsen und entwickeln sich. Das Statement des Autors kommt sehr gut rüber. Die actionreiche Handlung wird über das gesamte Buch nie langweilig. Es gibt jede Menge Geheimnisse zu lüften, Dämonen zu besiegen, Orte zu erforschen und magische Gegenstände zu beschaffen, bis die Helden des Buches ihr Ziel (wohl erst im abschließenden Band der Trilogie) erreichen.
"Die Elfen von Cintra" setzt nahtlos dort an, wo sein Vorgänger endete. Aus der apokalyptischen Endzeitgeschichte wird spätestens in diesem Band eine rasante Fantasy-Erzählung. Jeder, der den ersten Band noch nicht kennt, sollte mit jenem beginnen, alle die ihn schon gelesen haben, werden mit diesem Buch viel Freude haben. Fantasy auf hohem Niveau, von der manch anderer Autor sich eine Scheibe abschneiden kann.
Terry Brooks, Blanvalet
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