Das Buch der Halblinge
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2008
- 4
Der Stab wird weitergereicht - die Abenteuer eines anderen Halblings
Viel Zeit ist ins Land gegangen, seitdem der Halbling Edeltocht Lampenzünder, genannt Tocht, auf große Fahrt ins Abenteuer zog. Er verließ die durch Magie beschützte Insel Graudämmermoor und das Gewölbe Allen Bekannten Wissens und zog aus, das Festland zu erkunden. Von seinen Abenteuern brachte er einen Schatz voller Erfahrungen, gute Freunde und einen ehemaligen Koboldsklaven, den Halbling Kruk mit zurück.
Mittlerweile, Jahrzehnte später ist er Großmagister der Bibliothek, doch seine Liebe und Begeisterung für das geschriebene Wort hat er nie verloren. Allein Kruk fühlt sich nicht recht wohl. Die anderen Bibliothekare meiden ihn, als Liebling des Großmagisters wird er angefeindet. So zieht auch er an Bord seines der Piratenschiffe aus, nach verlorenen Büchern zu forschen.
Und wirklich stößt er auf die Spur eines offensichtlich magischen Buches. Im aufopfernden Kampf mit Kobolden und einem dunklen Magier gelingt es, das Werk zu erobern, und nach Graudämmermoor zu bringen. Damit aber nimmt das Unheil seinen Lauf, erweist sich das mit Tränen und Blut erworbene Buch doch als Trojanerpferd und öffnet das Tor für den Einfall dunkler Horden und die Vernichtung der Bibliothek ...
Völkerromane und kein Ende
Lange hat es gedauert, bis Blanvalet sich auf den fahrenden Zug der Völkerromane aufschwang und auch entsprechende Werke ins Programm aufnahm. Mit Mel Odoms bislang drei Bänden um die ein wenig feigen, aber letztlich liebenswerten Kerle hoffte man, sich auf den Bestsellerlisten zu platzieren.
Nun, die Verkaufszahlen sind dem Vernehmen nach nicht schlecht, doch an die großen Erfolge eines Stan Nicholls oder Markus Heitz reichen die Umsätze nicht heran. Dies mag damit zusammenhängen, dass sich der Trend langsam aber sicher totläuft, oder aber, dass Odom als Vielschreiber, der bislang bei uns hauptsächlich im Bereich der TV-Bücher publiziert wurde, einen - sagen wir einmal - etwas zweifelhaften Ruf hat.
Dabei braucht das Gebotene den Vergleich zu anderen entsprechenden Werken nicht zu scheuen. Sicherlich sind das keine stilistisch herausragenden Romane, in denen jedes Wort genau überlegt platziert wurde, entspricht die Handlung dem gewohnten Muster des altbewährten Kampfes der unterlegenen Guten gegen die übermächtigen Bösen, aber beides gilt für so gut wie alle derartigen Serien.
Das ist buntes Abenteuergarn mit dem berühmten und liebeswerten Underdog in der Hauptrolle, der sich allen Widrigkeiten und Erfolgsaussichten zum Trotz letztlich durchsetzen wird. Das Ende, der Triumph des Guten ist sicher, allein der Weg zum Ziel bietet daher Spannung und - hoffentlich - unerwartete Wendungen.
Nach dem ersten Teil, der eine in sich abgeschlossene Geschichte offerierte, war ich gespannt, wie der Autor den Stab aufnehmen würde. Eine simple Fortsetzung, mehr noch eine stumpfsinnige Wiederholung des bislang Gebotenen fürchtend, machte ich mich an die Lektüre. Die erste Überraschung war, dass dieses Mal ein anderer Halbling als Protagonist auftrat. Zwar ist auch Kruk dem Leser schon bekannt, war jedoch bis dato nur einer der Nebendarsteller. Dieses Mal also ein neuer Held im Zentrum des Geschehens.
Mehr noch, statt zunächst das Geschehen des ersten Teiles stumpfsinnig und mehr oder minder ausführlich nochmals wiederzukäuen, beginnt die Handlung gleich mitten drin in der Action. Die Jagd nach dem Buch, Auseinandersetzungen, Kämpfe und exotische Abenteuer - da lacht das Herz des Lesers. Doch dann oh weh, erweist sich das mühsam und unter großen Opfern ergatterte Buch als Danaergeschenk.
Ähnliches gilt für vorliegendes Werk. Denn nach gut 500 Seiten ist die Geschichte beileibe nicht erzählt. Statt uns einen in sich runden, befriedigenden Abschluss anzubieten, bricht die Handlung mitten drin einfach ab. So etwas nennt man gemeinhin Cliffhanger und ist bei Serienschreiber aller Couleur beliebt und bekannt. Allerdings erfreuen sich derartige Bücher bei der Leserschaft weniger Zuspruchs.
Auch unter Berücksichtigung der Austauschbarkeit derartiger Werke bleibt ein recht spritziger Lesegenuss, der seinem Rezipienten nicht gar zuviel Gehirnschmalz abverlangt, der ihm ausgetretene Pfade offeriert, ihn aber durchaus spannend zu unterhalten weiß.
Mel Odom, Blanvalet
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