Im Garten der Hesperiden

  • Atlantis
  • Erschienen: Januar 2008
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Im Garten der Hesperiden
Im Garten der Hesperiden
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Jörg Kijanski
69°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2008

Ein ebenso kurzer wie kurzweiliger Abenteuerroman

Der junge Heinrich von Lohnsfeld steht im Jahr 1415 als Deutschordens-Ritter in den Diensten des Bischofs von Kurland. Eines Tages erhält er ein Schreiben, wonach er sich umgehend in der Marienburg, dem Zentrum der Ordensmacht einzufinden hat. Kein Geringerer als Gerolf von Kiesenstrände, Leiter der Hochmeisterlichen Inquisition und damit mächtigster Ordensritter, verlangt nach ihm.

Zwischen dem Deutschen Orden und dem Königreich Polen, seit kurzem im Bunde mit dem Großfürstentum Litauen, herrscht faktisch Krieg. Um sich seiner Feinde standhaft erwehren zu können, muss der Orden dringend eine neue Einnahmequelle finden. So schickt von Kiesenstrände den jungen Ordensritter nach Danzig, von dort soll er mit Kapitän Jan Kilpert zwecks Gewürzhandel nach Indien in See stechen. Ein waghalsiges Unterfangen, denn die Route führt ums Kap der Guten Hoffnung, und die haben die Portugiesen dort bereits mehrfach verloren.

Doch Befehl ist Befehl und so macht sich von Lohnsfeld auf den Weg nach Danzig, wo er von einem Schreiber vor Kilpert gewarnt wird. Gerüchten zufolge, soll Kilpert einst unter dem für seine Brutalität berüchtigten Freibeuter Johann Jakob Weckenstrunk als Vitalienbruder gearbeitet haben. Weckenstrunck und seine gesamte Mannschaft wurden 1401 auf dem Hamburger Grasbrook geköpft. Allerdings soll einem Piraten durch Protektion der Hanse die Flucht gelungen sein.

Die Fahrt startet eher unspektakulär, doch statt nach Südosten segelt Kapitän Kilpert hinter den Kanarischen weiter in Richtung Westen, hinaus auf den unbekannten Atlantik. Als ihn von Lohnsfeld zur Rede stellt, erfährt dieser den wahren Grund der Reise: Die kleine Insel Antilia. Diese soll zu dem sagenhaften Inselreich Atlantis gehört haben, wo sich angeblich der ebenso sagenumwobene Stein der Weisen befinden soll. Dass dort grauenhafte Tode auf sie warten, ahnen die Abenteurer noch nicht.

Ausgewogener Genre-Mix

Dieser mit knapp 170 Seiten eher knapp gehaltene Kurzroman überzeugt durch seine atmosphärische Stimmigkeit. Hans Herrmann versteht es, aus Historie, Abenteuer, Seefahrt und Horror ein ausgewogenes und unaufgeregtes Genre-Tau zu drehen. Während er anfangs recht ausführlich den maritimen Einstieg behandelt, scheint es zum Ende hin so, als wäre Herrmann die Zeit davon gelaufen. Denn just in dem Moment, auf den es hinauslaufen soll, ist der Spannungsbogen zwar straff gespannt, aber das Tau wirkt wie gekappt.

Was, so könnte man vermuten, allerdings Methode sein könnte: Einige Nebenerzählstränge münden nicht in eine Auflösung, was auf eine Fortsetzung hindeutet. Herrmann zeigt umfangreiche Kenntnisse einer wahrhaft finsteren Zeit des späten Mittelalters, und aus den unrühmlichen Christianisierung-Methoden der Deutschritter im Baltikum ließen sich noch einige weitere horrible Abenteuer des Heinrich von Lohnsfeld stricken. Doch leider ist die Story nicht so ausgelegt, dass weitere Geschichten mit dem Protagonisten von Lohnsfeld zu erwarten sind.

Schade eigentlich, ebenso wie das etwas überstürzte, wenngleich im Kontext der Geschichte stimmige Ende. Da finden die Seefahrer endlich das gesuchte Inselreich Antilia, jene mythische Insel der sieben Städte, die auch als der Garten der Hesperiden bekannt ist, prompt zwingt sie auch schon ein ausbrechender Vulkan zur Rückreise. Und dies, nachdem sie kurz zuvor eine grauenhafte Entdeckung gemacht haben. Doch mit der Rückfahrt hat das Grauen noch kein Ende.

Im Garten der Hesperiden

Hans Herrmann, Atlantis

Im Garten der Hesperiden

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