Besessen
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2008
- 3
Klischees erzeugen keine Spannung
Mike Hughes arbeitet als Arzt im Tanglewood Memorial Hospital. Die Tage des alten Krankenhauses sind gezählt. Die letzten Patienten haben das Gebäude bereits verlassen, nur die Notaufnahme ist noch besetzt. Hughes hat zusammen mit der hübschen Jolie Braun die Nachtschicht übernommen.
Hughes ist noch bei seinem Schwätzchen mit dem alkoholabhängigen Pförtner Calhoun, als vor dem Krankenhaus ein Krankenwagen begleitet von mehreren Polizeifahrzeugen vorfährt. Der Serienmörder Frank Snow wird zu einer Kernspin-Untersuchung gebracht. Während der Untersuchung übergibt Snow dem Arzt einen Zettel:
"Du hast die Wahl. Bleib hier und mach deinen Job, oder schnapp dir deine Familie und hau ab. Entscheide dich JETZT. Noch eine Warnung kriegst du nicht."
Völlig konsterniert betrachtet Hughes den Zettel, als das Chaos auch schon losbricht. Offenbar ist es Snow gelungen, sich zu befreien und seine Bewacher zu töten. Nun befinden sich nicht nur die letzten Angestellten im Krankenhaus in Gefahr, sondern auch Hughes´Frau Sarah und sein dreijähriger Sohn Eli, die spontan beschlossen haben, Hughes zu besuchen. Denn Sarah glaubt, dass Mark sie mit Jolie betrügt...
Allenfalls mittelmäßiger Horror-Trash
Schreibers Debut "Untot" bekam durchweg gute Kritiken. Um so neugieriger machte mich der Folgeroman "Besessen". Was mir dort vorgesetzt wurde, war jedoch belangloser Standard-Trash. Weitgehend unmotiviert konstruiert der Autor eine Ausgangssituation, wie man sie bereits zuhauf gelesen hat. In einem verlassenen und abgeschlossenen Gebäude hat es ein Psychopath auf eine kleine Gruppe von Personen abgesehen. Im Mittelpunkt dabei der Protagonist, seine Frau und sein Kind.
In der Folge nutzt Schreiber jedes bekannte Klischee. Die Gejagten werden voneinander getrennt, das Licht fällt aus, Türen schlagen von alleine zu. Dies alles wirkt entgegen aller Ankündigungen auf dem Klappentext alles andere als spannend, sondern eher lächerlich.
Der Autor versucht, durch schnelle Szenen- und Perspektivwechsel für Action zu sorgen, was jedoch kaum gelingt, da die Handlung jegliche Logik vermissen lässt und zunehmend konfuser wird. Wer sich wann wo befindet und wie er dahin kommt? Egal. Wie es Snow gelungen ist, sich zu befreien? Auch egal. Die Charaktere bleiben durchweg so flach, dass der Leser keine Bezehungen zu ihnen aufbauen kann und demzufolge auch nicht mitfiebern kann. Am interessantesten wirkt noch der Pförtner Calhoun, dem durch Erscheinungen so einiges in seiner Vergangenheit erklärbar wird.
"Besessen" ist allenfalls mittelmäßiger Horror-Trash. Dabei erinnert der Roman eher an ein Drehbuch für einen Splatter-Film, denn der Autor versteht es leider nicht, durch seine Schreibweise subtiles Grauen beim Leser aufkommen zu lassen.
Joe Schreiber, Bastei-Lübbe
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