Das Kopernikus-Syndrom
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2008
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Die Stimmen im Kopf
Der Thriller ";Das Kopernikus Syndrom" von Henri Loevenbruck nimmt die Leserinnen und Leser mit nach Paris. Dabei spielt die Hauptstadt Frankreichs in diesem Roman nur zweitrangig eine Bedeutung als ";Stadt der Liebe", sondern vielmehr als Bühne einer packenden und mitreißenden Handlung. Der Hauptakteur: Vigo Ravel.
Vigo weiß über sich nicht viel: nur, dass er 36 Jahre alt und schizophren ist. So offenbarend wie dieses Selbstgeständnis gleich in den ersten Sätzen des Buches wirkt, so direkt ist auch die Handlung im ersten Kapitel: Vigo ist auf dem Weg zu seinem Psychiater im Pariser SEAM-Turm, als ein Bombenattentat den Wolkenkratzer in Stücke reißt. Der Koloss im Herzen der Stadt stürzt in sich zusammen und begräbt mehrere Tausend Menschen unter sich. Vigo Ravel jedoch entkommt. Noch in der Eingangshalle des Turms entschließt er sich, umzukehren. Die Stimmen, die er regelmäßig in seinen Gedanken hört und die für ihn eine Ausgeburt seiner Schizophrenie zu seien scheinen, haben ihn gewarnt.
Mit der Zerstörung des Turmes bricht für Vigo eine Welt zusammen. Sein Psychiater ist tot und seine Eltern sind zum Zeitpunkt des Attentats verreist - alle Bezugspersonen des jungen und von Selbstzweifeln zerfressenen Mannes sind im Moment der Katastrophe nicht greifbar. Zurückgeworfen auf sich selbst quält ihn nur eine Frage: Wie konnten ihn die Stimmen in seinem Kopf warnen?
Auf der Suche nach Antworten begibt er sich einen Tag später zurück an den Ort des Geschehens. Mittlerweile ist es in allen Nachrichtensendungen zu hören. Niemand hat überlebt, daher muss er der einzige Mensch sein, der lebend aus dem Turm flüchten konnte. Am Unglücksort stellt er Fragen. Fragen, die Aufsehen erregen. Niemand kennt seinen Psychiater und dessen Praxis im SEAM-Turm und dann sind da plötzlich diese zwei Männer in den grauen Trainingsanzügen - ab jetzt geht alles ganz schnell.
Es beginnt eine packende Verfolgungsjagd durch die Straßen von Paris, quer über die belebten Boulevards der Stadt, durch verlassene Metrostationen und hinab in die Katakomben unter der französischen Hauptstadt. Für Vigo wird auf seiner Flucht eines immer deutlicher: die Stimmen waren kein Zufall. Er hört sie wieder und wieder in den unterschiedlichsten Situationen.
Die Flucht wird für Vigo immer mehr zu einer Suche nach Antworten auf seine Existenz: Vigo möchte verstehen, warum ihn die Stimmen gewarnt haben und er so das Attentat überleben konnte. Er möchte den Grund seiner Amnesie verstehen, so fehlen ihm doch alle Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend. Und Vigo stellt seine Schizophrenie in Frage, als er entdeckt, dass seine Eltern nicht seine Eltern sind und er für die Behörden faktisch nicht existiert.
Rasant und actiongeladen
Die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn sind im Thriller von Henri Loevenbruck zu Beginn sehr durchlässig. Je weiter sich die packende Geschichte jedoch entspinnt und die Suche für Vigo Ravel voranschreitet, desto klarer wird die Erzählung. Am Ende bleibt eine rasante und actiongeladene Story zurück, die - gewürzt durch eine obligatorische Liebesgeschichte - bis zum Ende nichts an Fahrt verliert. Zwar steigert sich die Handlung in ein immer fantastischeres Szenario hinein, das jedoch am Schluss Seite für Seite klarer wird.
Fazit: ";Das Kopernikus-Syndrom" ist ein mitreißender Thriller. Auf der Flucht rekonstruiert Vigo das Puzzle seiner eigenen Existenz und findet die Antworten, die er sucht. Dabei versäumt es der Roman nicht, mit prominenten Zitaten aus Golfkrieg und 9/11 für das nötige - wenn auch manchmal fragwürdige - Maß an Spannung zu sorgen.
Henri Loevenbruck, Droemer-Knaur
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