Nimue Alban: Operation Arche (Nimue-Reihe 01)
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2008
- 5
Technik meets Mittelalter
Man schreibt das Jahr des Herren 2378, als die ins All expandierende Menschheit erstmals bestätigt bekommt, dass sie nicht allein in den Weiten des Raumes ist. Schiffe tauchen am Rand einer menschlichen Kolonie auf: Aliens - und diese sind nicht friedlich.
In den nächsten Jahrzehnten beginnt eine verzweifelte Abwehrschlacht. Die Menschen, die mit ihrer Fähigkeit schnell dazuzulernen und ihre Taktiken zu verändern, punkten können, stehen einer überwältigenden Anzahl zum Teil jahrtausendealter Schlachtschiffe gegenüber. Die Gbaba kennen kein Erbarmen und wollen nicht verhandeln. Sie wollen nur eines: die Menschheit auslöschen bis auf den letzten der Spezies.
Die Erde fällt, die Kolonien folgen, man fasst einen verzweifelten Plan. Die Rettungsmission - Operation Arche betitelt - bricht auf und siedelt die letzten Menschen in einem weit abgelegenen System an. Um den Gbaba das Auffinden so schwer wie nur irgend möglich zu machen, muß die neue Menschheit ihr technisches Erbe dauerhaft aufgeben. Man nimmt den Menschen ihre Erinnerung und schafft ein statisches, mittelalterlich anmutendes System einer alles beherrschenden monotheistischen Religion, die jeden technischen Fortschritt rigoros unterbindet.
Doch nicht alle sind mit dem Plan einverstanden. Fast acht Jahrhunderte nach der Gründung erwacht das gespeicherte Bewusstsein einer jungen Raumfahrerin in einem künstlichen Körper zu neuem Leben. Ihre Mission, die Welt und deren Bewohner auf eine eventuelle Konfrontation mit den Gbaba vorzubereiten. Doch dazu muss sie erst einmal das herrschende System aus den Angeln heben. Im Körper eines charismatischen Mannes macht sie sich in eine archaische, mittelalterliche Kultur auf, um dieser die Segnungen der Zivilisation zu bringen. Ob diese dies nun wollen oder nicht ...
Phantastisches Abenteuergarn mit Anlaufproblemen
David Weber - mit diesem Namen verbinden die Fans die packenden Weltraumgefechte einer Honor Harrington und die exotischen Planetenabenteuer eines Colin MacIntyre. Nachdem die Romane um die streitlustige Admiralin in Diensten der manikorianischen Marine in den letzten Bänden doch deutlich an Fahrt und Frische verloren haben, startet der deutsche Hausverlag des amerikanischen Bestsellerautors eine neue Serie.
Wieder steht eine Frau ihren Mann im Zentrum spannender und gefährlicher Abenteuer. Allerdings dauert es doch ziemlich, bis die Handlung wirklich in Fahrt kommt. Gut 150 Seiten sind der langatmigen Einführung vorbehalten, viele Kapitel, in denen ich mich gefragt habe, wohin es eigentlich gehen soll, was mir der Autor erzählen will. Ich gebe es zu, ich war geneigt, das Buch aus der Hand zu legen.
Dann aber, urplötzlich und inzwischen fast unerwartet zog das Tempo an, kam Faszination auf. Das hat sicherlich damit zu tun, dass es schließlich doch noch ";zur Sache" ging. David Weber besinnt sich auf seine Stärken, auf das, was er am besten kann - auf die Schilderung von Intrigen, Kommandoeinsätzen und Kämpfen.
Es wird gefightet, verraten, geköpft und manipuliert, dass es eine wahre Freude ist. Natürlich muß man das Gehirn ausschalten, bleibt Logik und glaubwürdiger Handlungsaufbau außen vor. Statt dessen regiert das farbenprächtige Abenteuer - und das satt. Hinterlistige Verräter, ein allmächtiger, vollgefressener und entsprechend korrupter Klerus, dazu ein junger, charismatischer und gutaussehender Prinz mit dem Herz am rechten Fleck, eine überlegene Heldin im Körper eines Mannes, das sind die Bestandteile, aus denen Weber seine Handlung zusammensetzt.
Auffällig dabei, insbesondere im Vergleich zu den Collin MacIntyre Romanen, die von der Anlage her ähnlich strukturiert sind, die ebenfalls den Einsatz einer hochtechnisierten Truppe in einer archaischen Welt beschreiben, dass das Element der exotischen Alienkultur diesmal außen vor bleibt.
Ganz bewusst hat sich der Autor am Europa des späten Mittelalters orientiert, mit einem übermächtigen Klerus, mit Königreichen, einer auf ihre Marine bauenden Handelsmacht und Sklavenhandel. Damit aber hat er sich gleichzeitig viel von der faszinierenden Exotik, die die Romane um Collin auszeichneten, selbst verwehrt. Zwar läuft der Plot auch dieses mal rasant ab, doch die Mängel in der zu einseitigen Zeichnung der Figuren und der vorhersehbaren Handlung treten deutlicher hervor. Immer noch weiß Weber seine Leser in seinen Bann zu ziehen, liest sich der erste Teil eines für die Übersetzung gesplitteten Romans spannend und kurzweilig, doch der ganz grosse Wurf ist ihm damit leider - noch - nicht gelungen.
David Weber, Bastei-Lübbe
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