Drachenzauber

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2007
  • 3
Drachenzauber
Drachenzauber
Wertung wird geladen
Julia Tambor
74°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2008

Handwerklich solide Mischung aus Humor, gut gelungenen Charakteren und menschlichen Abgründen

Hurog ist seit Generationen der Sitz des Hurogmeten. Einst war er ein König in Shavig, doch nach dem Verschwinden der Drachen ist er mittlerweile nur noch ein Vasall des Hochkönigs Jakoven Tallven. Nicht nur die einstige Macht des Herrscherhauses ist geschwunden, sondern auch das Land ist vielerorts unfruchtbar. Der alte Hurogmeten ist jähzornig und gewalttätig, seine Frau flüchtete sich schon vor Jahren in ihre Drogensucht und überließ die drei Kinder dem Wüten ihres Vaters. In einem Tobsuchtsanfall prügelte Fenwick von Hurog seinen ältesten Sohn Wardwick im Alter von 12 Jahren fast zu Tode. Ward brauchte lange Zeit, um sich zu erholen und bis auf seine Fähigkeit, Dinge zu finden, verlor er seine in der Familie nur noch selten auftretenden magischen Fähigkeiten. Auch sein Sprachvermögen blieb fortan gestört - sehr zum Verdruss seiner unfreiwilligen Zuhörer, die die von Ward überaus geliebten und bei jeder unpassenden Gelegenheit rezitierten ohnehin nicht enden wollenden Heldenepen in seiner langsamen Art über sich ergehen lassen mussten. Als Fenwick bei einem Jagdunfall tödlich verunglückt, wird Ward Hurogmeten. Doch ist der allem Anschein nach geistig zurückgebliebene junge Mann überhaupt fähig, die Geschicke eines Landes zu lenken?

Kurz und knackig

"Drachenzauber" ist im Grunde ein Doppelpack, im amerikanischen Original sind das zwei völlig selbständige Bücher, "Dragon Bones" und "Dragon Blood", wobei die Handlung von "Dragon Bones" in sich geschlossen ist und gut allein gelesen werden kann. Dragon Blood jedoch baut auf dem ersten Band auf. Die Handlung entwickelt sich schnell und braucht weder Anlauf noch langwierige Beschreibungen oder einen massiven Weltenaufbau. Patricia Briggs schreibt erfrischend fokussiert und treibt die Handlung zügig voran ohne abzuschweifen.

Dragon Bones

Im ersten Teil muss Ward darum kämpfen, nicht als zurückgebliebener Tor in eine Irrenanstalt gesperrt zu werden und seinen gerade errungenen Titel als Hurogmeten zu verlieren. Hierzu macht er sich mit Unterstützung einiger getreuer Gefolgsleute auf, um sich seine Sporen zu verdienen und als Held gefeiert zurückzukehren. So weit jedenfalls der Plan. Unterstützt wird er dabei unter anderem von dem ambivalenten Oreg, der einen Status als Hausgeist hat und dem Hurogmeten zu bedingungslosem Gehorsam verpflichtet ist, dabei aber seine ganz eigenen Ziele verfolgt.

Die Beziehung zwischen Ward und Oreg trägt einen Großteil der Handlung, die dem Leser eindringlich die Folgen körperlicher Misshandlung und Abhängigkeit vor Augen führt. Trotzdem schafft es die Autorin durchweg immer wieder mit witzigen Dialogen oder Reflektionen Wards, durch dessen Augen der Leser die Handlung bis auf wenige Ausnahmen verfolgt, zum Schmunzeln zu bewegen, stellenweise sogar zum lauthals Loslachen.

Dragon Blood

Der zweite Teil ist finsterer als der eher humorvolle, nur mit einigen Abgründen ausgestattete erste Teil gehalten. Ward hat durch seine Einmischung in die politischen Ränke des Hochkönigs dessen Blick und Begehrlichkeiten auf sich gelenkt. Jakoven Tallven ist ein als verschollen oder zerstört geltendes Artefakt in die Hände gefallen, das schon zu Lebzeiten dessen Schöpfers nur Unheil zu stiften vermochte. Nicht auszudenken, was Jakoven damit anrichtet, sollte es ihm gelingen, einen Weg zu finden, den Farsonsbane zu gebrauchen.

Charakterstark

Eine herausragende Stärke von Patricia Briggs ist es, mit wenigen Pinselstrichen sofort wiedererkennbare und glaubwürdige Charaktere zu zeichnen, selbst Randgestalten bleiben auf Anhieb im Gedächtnis und sind unverwechselbar. Beide Bücher sind relativ kurz gehalten, aber sie haben alles, was eine gute Geschichte braucht. Dabei ist Patricia Briggs sicher nicht sonderlich innovativ, was ihre Welt und ihre Gestalten angeht. Aber die Geschwindigkeit, in der sich die Handlung entfaltet und die häufig humorvollen und gelegentlich emotionalen Szenen lassen den Leser das Buch wie ein Appetithäppchen verspeisen. Das ist solide, kurzweilige Fantasy, die Freude macht.

(Julia Tambor, Februar 2012, Rezension der amerikanischen Originalausgaben)

Drachenzauber

Patricia Briggs, Heyne

Drachenzauber

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Drachenzauber«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Sci-Fi & Mystery
(MUSIC.FOR.BOOKS)

Du hast das Buch. Wir haben den Soundtrack. Jetzt kannst Du beim Lesen noch mehr eintauchen in die Geschichte. Thematisch abgestimmte Kompositionen bieten Dir die passende Klangkulisse für noch mehr Atmosphäre auf jeder Seite.

Sci-Fi & Mystery