Dunkler Mond
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2008
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Hat das Böse bereits gesiegt?
In Deutschland geht die „Drei Welten"-Saga des Australiers Ian Irvine mit dem Band „Dunkler Mond" in die fünfte Runde, er entspricht der ersten Hälfte des Originalbandes „Dark is the Moon". Am Ende des vierten Buches schien die Situation für Santhenar hoffnungslos. Rulke floh aus der Gefangenschaft im Nachtland und prophezeit die Herrschaft der Charon über alle drei Welten.
In Katazza haben die Aachim, Mendark und Yggur ihre Feindschaft erstmal ad acta gelegt und versuchen gemeinsam, das Nachtland zu versiegeln, obwohl sich Karan und Llian mit Rulke dort befinden. Der Charon entwarf ein Konstrukt, dass mit Hilfe von Karans besonderen Kräften die Düsternis durchdringen soll. Die Versiegelung versagt, Karan entkommt durch Rulkes Tor und landet im völlig zerstörten Katazza. Inzwischen ist Llian fasziniert von Rulkes Wissen über die Zeit, bevor die Düsternis Santhenar isolierte. Lässt sich der Chronist von Rulke korrumpieren, wie es seinem Volk, den Zain immer nachgesagt wird? Schließlich flieht auch der Chronist durch das Tor. Wurde er als Köder für Karan geschickt, um sie zu zwingen, das fatale Vorhaben des Charon zu unterstützen?
Während Maigraith in Thurkad auf Yggur wartet, bekämpft dieser in Katazza seinen erbittertsten Feind. Trotzdem das die Gemeinschaft Rulke in das Nachtland zurückgedrängt hat, steht ihm der Weg nach Santhenar weiterhin offen. Offenbar verfolgt der Charon Pläne mit Maigraith, denn er erscheint ihr und befiehlt seinen Gâshâd, sie zu beschützen.
Weiter fesselnd
Befürchtungen, dass die Geschichte um Karan, Llian und die Mächtigen der vier Völker an Spannung einbüßt, nachdem sich am Ende des vierten Bandes als vorläufiger Höhepunkt Rulkes Rückkehr ereignete, bestätigen sich nicht. Im Wesentlichen konzentriert sich Ian Irvine in „Dunkler Mond" auf die Haupthandlung mit dem Chronisten Llian und der Triune Karan aus Gothryme. In einer Rahmenhandlung am Anfang und Ende des Buches, spielt Maigraith die Hauptrolle und findet endlich den Mut, eigenständig zu handeln.
„Dunkler Mond" ist klarer gegliedert, als die meisten anderen „Drei Welten"-Bände. Wichtiger ist allerdings, dass die Handlung weiterhin fesselt und fasziniert. Der Autor versteht es, seinen Figuren stets neue, überraschende Facetten zu entlocken. Da werden aus Erzfeinden Verbündete, die sich für ein gemeinsames Ziel einsetzen.
Und wer hätte gedacht, dass man sich über den bösen Charon Rulke auch amüsieren kann?
„Ich habe über das nachgedacht, was Ihr vorhin gesagt habt" sagte Llian.
„Oh" sagte Rulke desinteressiert.
„Über die Möglichkeit, sie zu überlisten. Ich habe die Art beobachtet, auf die Ihr sie bekämpft. Vielleicht nehme ich mir zu viel heraus, wenn ich..."
„In der Tat, doch fahr fort! Verdammte Chronisten, ihr begnügt Euch nie mit einem Wort, wenn es auch mit hundert geht."
Darüber hinaus gibt sich der bisher so mächtige Charon verwundbar. Es bleibt offen, wer die Oberhand behalten wird. „Dunkler Mond" beginnt damit, lose Handlungsfäden aus den ersten vier Teilen zu Ende zu spinnen. Endlich erfährt man ein paar Fakten, die die Historie Santhenars mit dem Geschehen der Gegenwart verbinden.
Ein Wermutstropfen in der deutschen Ausgabe ist die Übersetzung. Alle bisherigen Bände hat Rainer Schumacher ins Deutsche übertragen, in „Dunkler Mond" hat Malte Schulz-Sembten diese Aufgabe übernommen. Mit ihm ist die Sprache moderner geworden, was nicht zu Santhenar passt. Obwohl Irvine futuristisch anmutende Themen in die Handlung integriert, stellt man sich doch eher eine vorzeitliche Umgebung vor. Insgesamt überzeugt „Dunkler Mond" als ein faszinierendes Kapitel in einer originellen Variante der modernen High Fantasy-Literatur.
Ian Irvine, Bastei-Lübbe
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