Der unsterbliche Prinz

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  • Erschienen: Januar 2008
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Der unsterbliche Prinz
Der unsterbliche Prinz
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Verena Wolf
90°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2008

Mitreißende High-Fantasy

Jennifer Fallon ist durch ihre Dämonenkind-Trilogie bekannt geworden. Neben Sara Douglass und Trudi Canavan ist auch sie eine Fantasy-Bestsellerautorinnen aus Australien, die man im Auge behalten sollte. Das Land mausert sich zu einem wahren Quell guter Fantasy. Jetzt ist auf deutsch der erste Teil von Fallons Gezeitenstern-Saga draußen: Der unsterbliche Prinz.

Wissenschaft versus Mythos

Als eine Routine-Hinrichtung durch den Strang schief geht, erklärt der Verurteilte, dass er unsterblich sei und darum nicht getötet werden könne. Er sei schließlich Cayal, der unsterbliche Prinz. Das glaubt ihm allerdings keiner, denn die Figur ist in dem aufgeklärten Land Amyrantha nur noch aus dem Tarot und Legenden bekannt. Genauso könnte jemand bei uns behaupten er sei Rotkäppchen oder die böse Hexe aus ";Hänsel und Gretel". Die junge Herzogin und Historikerin Arkady Desean, eine Expertin für die Mythen über die Gezeitenfürsten, soll den Sonderling unter die Lupe nehmen und im Verhör klären, ob er verrückt ist, ein Hochstapler oder ein Spion aus dem verfeindeten Nachbarland.

Arkady ist rational und intelligent. Ihr kann man so schnell nichts vormachen. Sie stammt aus der Unterschicht, und ist erst durch ihre Hochzeit in der Gesellschaft aufgestiegen. Keiner weiß, dass ihre Ehe mit dem attraktiven Stellan nur eine kameradschaftliche Zweckgemeinschaft ist. Sie hat dadurch als Historikerin alle (finanziellen) Möglichkeiten und deckt dafür Stellans Homosexualität. Sie spielt äußerst überzeugend die treusorgende und liebende Ehefrau, weiß um die Affäre ihres Mannes mit dem dubiosen Jaxyn und kann den Ersten Spion des Königs zu ihren Freunden zählen. Sie ist also alles andere als weltfremd. Dementsprechend geht sie davon aus, dass sie den Verurteilten schnell entlarven wird. Sie besucht ihn regelmäßig im Verlies. Aber statt ihn der Lüge zu überführen lauscht sie immer faszinierter seinen Geschichten und findet ihn immer attraktiver. Aber sie kann ihm nicht glauben, denn das würde ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf stellen.

Die Gezeitenfürsten sind der Legende nach nicht nur unsterblich, sondern haben auch Magie. Diese schwankt jedoch im unglaublich langen Rhythmus der magischen Gezeiten. Die Flut kann schon einmal tausende von Jahren ausbleiben, aber wenn sie zurückkommt wird die Macht der Gezeitenfürsten unglaublich stark. Als wäre das nicht genug haben sie laut den Überlieferungen die Crasii geschaffen, eine Sklavenrasse halb Mensch halb Tier. Was also, wenn es die Gezeitenfürsten wirklich gibt, ihre Macht zurückkehrt und sie zusammen mit den Crasii Amyrantha unterwerfen wollen? Das fragt sich Arkady und der gespannte Leser.

Unsterblichkeit ist kein Zuckerschlecken

Cayal ist lebensmüde. Das stellt für einen Unsterblichen ein ernsthaftes Problem da. Wie bringt man sich um, wenn man sich nicht umbringen kann? Das ewige Leben wird zum Dilemma. Sehr amüsant beschreibt Fallon das gesamte ";Rat-Pack" der Gezeitenfürsten, ein zusammengewürfelter Haufen von sehr unterschiedlichen Ewig-Lebenden. Eins lernt man als Leser. Ganz logisch wird man nicht nur exzentrisch, sondern skrupellos, zynisch und erbarmungslos, wenn man nur genug Jahrhunderte auf den Buckel hat. Romantik und Naivität bleiben schnell auf der Strecke, aber irgendwas muss man schließlich tun, auch wenn man schon alles erlebt und gesehen hat. Die Gezeitenfürsten erinnern ein wenig an eine Mischung aus übergeschnappten, griechischen Göttern und gelangweilten Intrigen spinnende Snobs. Respekt. Canavan hat in ihrer ";das Zeitalter der Fünf"-Trilogie ein ähnliches Thema aufgegriffen, aber da blieb es im Vergleich flach und langweilig. Jennifer Fallon kann es so viel besser, wahrscheinlich weil sie - ähnlich wie die beschriebenen Gezeitenfürsten - die paar entscheidenden Jährchen mehr (Lebens-)Erfahrung als Canavan hat.

Die Welt, die Fallon erschafft ist äußerst lebendig, die Story gut konstruiert, die Charaktere glaubhaft. Besonders die Hauptfiguren, egal ob schwuler Fürst, schlaue Historikerin, die über ihren Schatten springen muss oder zwielichtiger Spion vergisst man nicht so schnell. Aber die absolute Stärke ist das ";wie" des Erzählens. Wie sich die moderne Fürstin mit dem unsterblichen Prinzen kabbelt ist hinreißend. Die Sprache ist erfrischend treffsicher, die Dialoge schlagfertig und schlau. Viele Fantasy-Schmöker sind leider oft langatmig und verlieren sich in Details und Beschreibungen, hier ist nichts davon zu spüren. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Fallon kann einfach schreiben Im September geht das High-Fantasy-Epos über die Gezeitenfürsten weiter. Ein Glück!

Der unsterbliche Prinz

Jennifer Fallon, -

Der unsterbliche Prinz

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