Untot lebt sich´s auch ganz gut!
- -
- Erschienen: Januar 2008
- 3
Der Serienkiller und die Vampirqueen - oder der Umsatzseinbruch der Schuhgeschäfte
Ein Serienkiller geht um in Minneapolis, Minnesota, der Heimat der etwas ungewöhnlichen Vampir-Königin Betsy Taylor. Das schlägt doch wirklich dem Fass den Boden aus, eine Unverschämtheit sondergleichen, da vergeht unserer Blondine doch wirklich fast die Lust zum Shoppen !
Nicht genug damit, dass sich Betsy um ihre Hochzeitsvorbereitungen mit ihrem hochtzeitsunwilligen Gemahl Eric Sinclair kümmern müsste, sie von ihrer verhassten Stiefmutter als Babysitter für ihren Stiefbruder angefordert wird, und ihr Schwesterherz, immerhin die leibliche Tochter des Teufels, so ihre liebe Mühe hat, ihr eruptives Gemüt in Zaum zu halten, bedeutet das auch einen Zuwachs für ihren Haushalt. Ein jugendlicher Verehrer will ihre Memoiren verfassen und veröffentlichen - man mag sich die pikierte Reaktion der versnobten Vampir-Prominenz vorstellen - ihre beste Freundin dated ihren Ex-Lover und der nervige Geist eines der Opfer des Mörders gibt jetzt zu allem und jedem auch noch seinen Senf dazu.
Kein Wunder, dass Betsy gereizt ist, und Zuflucht zwischen den Laken ihres Liebesnestes sucht. Doch auch hier, wie kann es auch anders sein, herrscht nicht unbedingt eitel Sonnenschein. Seit Herr ";Ich-bin-der-Herr-Obercoolvampir" mitbekommen hat, dass Betsy beim Sex seine Gedanken lesen kann, ist es aus mit den heißen Bettspielen - Mann könnte ja zu viel von sich preisgeben. Nicht einmal mehr zum Schuhekaufen kommt Betsy, und das ist dann der Gipfel der Unverschämtheit. Da hilft nur, den Mörder zu suchen und auszuschalten, sonst gehen Betsy die Rabattangebote der Edelschuhgeschäfte flöten und das könnte unsere Heldin nun wirklich nicht aushalten ...
Wo bleibt die Spritzigkeit?
Im vierten Band der Besty Taylor Reihe verliert die so herzerfrischend primitiv-naive Protagonistin deutlich an Fahrt. Was sich zu Beginn der Reihe durch seine Übersteigerung und den pointierten, so manches Mal sarkastisch-ironischen Seitenhieben auf unsere Konsumgesellschaft und das nette Blondchen aus dem Vorzimmer mit Tempo und Humor in die Herzen ihrer Leser(innen) schrieb, das gleitet zumindest in vorliegendem Band doch sehr ins oberflächliche Vergnügen des Doppelbettes ab.
Nicht etwa die Suche nach dem Täter steht, wie man eigentlich annehmen könnte, im Mittelpunkt des Interesses, nein, im Grunde genommen passiert in diesen Roman - nichts (?)!
Kein ";Sex in the City"-Charme, keine Fortentwicklung der inneren Handlung, noch nicht einmal einen Ausverkauf gilt es zu feiern, statt dessen eine in sich selbst nicht unbedingt logische Aneinanderreihung von Bettszenen. Nun hatten wir auch in den ersten Bänden durchaus entsprechende Passagen, nur dass diese damals eben die Weiterführung der Handlung unterstützten und sich nahtlos in den Text einfügten. Diesmal, quasi fast schon als Selbstzweck offeriert, wirken diese Textstellen nur noch langweilig. Die Suche nach dem Killer wird so nebenher kurz abgehandelt und bleibt mehr uneingebundenes Anhängsel als wirklicher Plottreiber.
Dabei zeigt die Autorin ab und an durchaus, was sie auszeichnet. Ihre messerscharfen, treffenden Beschreibungen von Personen und Verhaltensmuster oder die in ihrer Deutlichkeit gnadenlosen Beschreibungen der Outfits auftretender Personen treiben dem Leser - diesmal leider zu selten - Lachtränen in die Augen. Es mangelt vorliegendem Werk sowohl an Originalität als auch an an einem wirklich straffen Handlungsbogen. Das liest sich mehr wie eine Ouvertüre, nein - ein Abgesang auf eine erfolgreiche, aber ausgereizte Idee, als dass es die Handlung voranbringen würde.
Es bleibt abzuwarten, ob es Davidson gelingt, in den nächsten Bänden neue Schwerpunkte zu setzen und das Handlungsgerüst auf ein größeres Fundament zu stellen - Ansätze dazu gibt es.
Deine Meinung zu »Untot lebt sich´s auch ganz gut!«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!