Happy Hour in der Unterwelt
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- Erschienen: Januar 2008
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Der Teufels Tochter und die Königin der Vampire
Da dachte Betsy, unsere frühere Sekretärin, in ihrem untoten Leben könne es nicht mehr schlimmer kommen. Nicht genug damit, dass sie von den Toten auferstand, und mit einem durchaus attraktiven, aber unmöglichen Vampir vermählt wurde, ihre Stiefmutter sich nach ihrem Tod all ihre Designerpumps unter den sorgfältig manikürten Nagel riss, nein, jetzt ist die guteste Stiefmama auch noch schwanger!
Eine Halbschwester ist auf dem Weg, und damit nicht genug, muss sie erfahren, dass sie bereits eine siebzehnjährige Stiefschwester besitzt! Noch bevor die Ehe ihrer Eltern auseinander ging, wurde Antonia, die Mätresse ihres Vaters, schwanger. Nach der Geburt, an die Antonia genauso wie an ihre Schwangerschaft keinerlei Erinnerung hegt, wurde das Kind zur Adoption freigegeben.
Nun wäre das alles nicht gar so schlimm, vom Vertrauensbruch einmal abgesehen, wenn, ja wenn nicht der Teufel höchstselbst während der Neun-Monate-Dicker-Bauch in den Köper von Antonia gefahren wäre und das Buch der Toten dem Teufelskind prophezeit, dass es die Weltherrschaft an sich reißen würde.
Was also tun? Nun, ein Shopping-Trip zur Beruhigung der Nerven und dann auf ins Gefecht, das Kind des Teufels kennenlernen. Doch Laura erweist sich als ganz anders als befürchtet. Kein Wunder, dass der Teufel selbst versucht, Betsy auf seine Seite zu ziehen - ein Paar Roger Viviers mit Kommaabsätzen aus dem Jahr 1962, der heilige Gral des Schuhwerks, führt sie denn auch mächtig in Versuchung...
Spritzige Unterhaltung ohne großen Tiefgang
Es gibt sie noch - Romane, die kein Ziegelsteinformat haben, die sich in einem Rutsch an einem Abend durchlesen lassen und den Leser voller Tempo zu unterhalten wissen. Davidsons dritter Betsy-Roman führt ihr bisheriges Erfolgsrezept nahtlos fort. Die bewusst auf naives Dummchen getrimmte Hauptperson, die sich als bauernschlau entpuppt, wird durch eine Reihe von Nebencharakteren unterstützt und beleuchtet. Auffällig, dass sich unsere Personen kaum entwickeln. Jede hat ihre vorbestimmte Rolle, das erinnert in der Ausgestaltung an eine der tagtäglichen Sitcoms, weiß aber ungleich temporeicher und spritziger zu unterhalten. Diesmal stehen neben dem unabdingbaren Erwerb neuer Schuhe, dem Sex mit dem König der Vampire und der Auseinandersetzung mit aufmüpfigen Angestellten aus Betsys Nachtclub insbesondere die Familienforschung im Vordergrund.
Nun hat die Autorin Antonia ja bereits in den ersten beiden Romanen als Widerling sondergleichen präsentiert. Dass sie aber dann als willfähriges Gefäß für Diabolo selbst herhalten muss, das ist starker Tobak. Während Betsy von der Lektüre des Buchs der Toten geschwächt ihre Freunde beleidigt und anfällt, so dass sich diese zunächst von ihr abwenden, sucht der Teufel selbst um ihre Unterstützung nach. Hoppla, jetzt kommt's, dacht ich, doch weit gefehlt - die Tochter des Höllenfürsten entpuppt sich als Fräulein America aus dem Bilderbuch. Blond, groß, blaue Augen, süßes Gesicht, eine tolle Figur, umgängliches Wesen und immer hilfsbereit - das soll des Teufels Tochter sein? Geschickt spielt die Autorin hier mit der Erwartungshaltung des Lesers, überrascht durch nicht vorhersehbare Wendungen und peppt ihren ohnehin schon temporeichen Plot weiter auf. Das Ganze ist gewollt oberflächlich, aber eben auch locker und vergnüglich zu lesen. Eine Prise Sex, ein wenig Romantik, jede Menge Verwicklungen und teuflisch gut aussehende Schuhe - ein Rezept, das auch dieses Mal wirkt!
Ein Wort noch zur Übersetzung: ich habe das Original nicht gelesen. Aber »not polished toe-nails« heißt mitnichten unpolierte Zehennägel sondern unlackierte, und auch gängige amerikanische Ausdrücke werden teilweise wörtlich und sinnentstellend übertragen - ein wenig mehr Aufmerksamkeit wäre hier notwendig gewesen.
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