Alzheimer online
Vernor Vinge ist durch seine beiden Romane ";Ein Feuer auf der Tiefe” und ";Eine Tiefe auf dem Himmel” als visionärer Schriftsteller auch im deutschsprachigen Raum bekannt geworden. In ihnen, man kann es nicht anders sagen, diskutiert er die beiden Konzepte Künstliche Intelligenz und Technologische Singularität. Damit hat er nicht nur den Boden bereitet für Autoren wie Charles Stross, sondern sich auch selbst eine Ausgangslage geschaffen für sein weiteres Werk.Vinges jüngster Roman ";Rainbows End” - im Jahr 2007 mit dem Hugo Award ausgezeichnet - erzählt die Geschichte von Robert Gu. Dieser war vor seiner Alzheimer-Erkrankung ein weltberühmter Dichter und kehrt nun dank des medizinischen Fortschritts wieder in die Realität zurück. Mit zunehmender Genesung gewinnt allerdings auch wieder Gus alles andere als einnehmender Charakter Oberhand, was das Zusammenleben mit der Familie seines Sohnes erschwert. Einzig seine Enkelin Miri blickt hinter die Fassade aus Zynismus und hilft ihrem Großvater, mit der vernetzten Gegenwart der nahen Zukunft klarzukommen.
Während Gu sein Leben wieder aufnimmt, werden er und Miri allerdings in eine Verschwörung hineingezogen, bei der ein betrügerischer Geheimdienstoffizier, eine beängstigend intelligente KI in Form eines Hasen-Avatars und bisher unbekannte Überwachungstechnologie die Hauptrollen spielen. Ganz groß sind auch die sogenannten ";belief circles”. Sie bilden die Gemeinschaften einer Art von Second Life, und sie richten sich aus an den Werken von H. P. Lovecraft, Terry Pratchett, M. C. Escher oder dem fiktiven Unterhaltungindustrieriesen ";SpielbergRowling”.
Die Zukunft wartet nicht
Was ja auch abzusehen ist, oder? So wie Googlezon oder Amagoogle bald alles über uns wissen, wird Hollywood in absehbarer Zukunft von den Contentgiganten Steven Spielberg und J. K. Rowling dominiert. Auch mit im Rennen um die Aufmerksamkeit: Der internationale Terrorismus. Vinge erwähnt am Rande den 11. September 2001 und spricht auch kurz davon, dass die USA oder ein Vertragspartner ";seit mehr als fünf Jahren” nicht mehr Opfer eines erfolgreichen Nuklear-Attentats geworden sind.
Genau wie William Gibson schreibt sich Vernor Vinge immer näher an unsere Gegenwart heran. Das ist ausgesprochen unterhaltsam, weil die Auswirkungen des rapiden technologischen Fortschritts immer greifbarer werden. Man könnte auch sagen, die Einschläge kommen näher, denn permanente Überwachung, wie sie Vinge in seinem Roman extrapoliert, wartet schon hinter der nächsten Kurve in Form von Kfz-Nummernschilderfassung. Wer wissen will, was die nächste Dekade des 21. Jahrhunderts bringt, sollte Vernor Vinge lesen.
Vernor Vinge, -
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