Das Schicksal der Zwerge (Die Zwerge 4)
- Piper
- Erschienen: September 2016
- 36
Aller guten Dinge sind Vier ?
Gut zweihundert Zyklen sind vergangen, seit wir das letzte Mal von Tungdil aus dem Stamm der Dritten und dem Geborgenen Land gehört hatten. Unser kleiner, aufgeweckter Held Tungdil war in der Schwarzen Schlucht verschollen, das von Krieg und Not überzogene Land aber, auch aufgrund seines aufopfernden Kampfes, befriedet.
Doch lange hielt der Frieden nicht. Nur zu bald drangen Albae aus dem Jenseitigen Land ein, verfolgten die Elben und unterjochten Menschen wie Zwerge. In dem Zwergenclan der Dritten fanden sie willfährige Helfer, das Geborgene Land wurde zwischen den Albae, einem Drachen und dem Zauberer Lot-Ionan aufgeteilt. Seitdem herrscht Not und Elend statt Frieden und gedeihlichem Zusammenleben.
Während die Nachfahren von Rodario, dem Unglaublichen, den Widerstand organisieren, wacht Ingrimmsch mit seinem Krähenschnabel an der Schwarzen Schlucht. Eines Tages glaubt er seinen Augen nicht zu trauen. Inmitten einer Horde von bestialischen Kämpfern aus der Schlucht taucht ein Zwerg in einer schwarzen Tioniumrüstung auf. Nur ein Auge hat der kleine Kämpfer, das Schwert Blutdürster an seiner Seite wendet er sich plötzlich gegen die Bestien. Als er das Visier seines Helmes hebt, kommt darunter ein vertrautes Gesicht zum Vorschein. Niemand anderer als der Gelehrte, der Retter des Geborgenen Landes, Tungdil höchstselbst ist zurück!
Doch Zweifel nistet sich in die Wiedersehensfreude ein. Ist dieser undurchsichtige Mann wirklich der Freund und Gefährte aus alten Tagen, oder verbirgt sich hinter dem vertrauten Äußeren und der magischen Rüstung ein Spion, dem es nur darum geht, die Macht über das Land an sich zu reißen?
Wie in alten Tagen bricht unser Gespann, verstärkt durch eine muntere Schar kampfeswütiger und schlagkräftiger Gefährten auf, den Bösen eins auf die Mütze und den Bewohnern des Landes ihre Freiheit zurückzugeben. Die Gefahren, die sich ihnen auf ihrer abenteuerlichen Queste entgegenstellen sind nicht weniger geworden. Grausame Albae, dämonische Wesen, Drachen und Zauberer, da hilft auch die Maga Coira und die Ausrufung Tungdils zum Großkönig der Zwerge wenig....
Ein Grand mit vier Assen oder eher ein Null-Ouvert?
Nach Stan Nicholls »Orks«, der die Reihe mit den Völkerromanen initiierte, folgten in den Jahren danach eine wahre Flut von entsprechenden Werken. Mehr oder minder originell befassten sich vornehmenlich deutschsprachige Autoren dann mit Trollen, Elfen, Elben, Gnomen etc.
Die wirtschaftlich erfolgreichste Reihe dieser Romane war und ist sicherlich Markus Heitz´ Zwergensaga. Der erste Band erschien 2003 noch bei Heyne, nach dem Verkauf der Fantasy-Sparte an Piper wurde dieser dort neu aufgelegt, und mit nunmehr insgesamt drei Bänden fortgesetzt.
Bereits im letzten Teil der Saga, »Die Rache der Zwerge« betitelt, hat er seinem Kleinen, wie er Tungdil liebevoll nennt, ein gar schweres Schicksal angedeihen lassen, und dem Zyklus um die Zwerge ein eigentlich rundes Ende bereitet. Nun setzt er noch einen drauf, hat aber naturgemäß da zunächst das Problem, seinen Helden wieder zu reaktivieren.
Mit einem kleinen Kunstgriff gelingt dies, doch Leser wie Gefährten rätseln, ob es sich bei dem scheinbar von den Toten Auferstandenen wirklich um den Gefährten alter Tage handelt, oder ob sich ein Wechselbalg eingeschlichen hat. So kommt denn auch über die ganze Länge des Romans hinweg nie die alte Vertrautheit mit dem Zwerg auf, ist dessen Motivation nicht eindeutig zuzuordnen. Die Figur wirkt daher düsterer, unnahbarer als in den ersten Romanen.
Überhaupt ist ein wenig die Unbeschwertheit der Heldentruppe verloren gegangen. Rodario der Siebte hat nicht annähernd das Charisma seines Vorfahren, die Witze der Zwerge haben an Spritzigkeit verloren, die Kämpfe gegen die übermächtigen Widersacher reichen vor allem atmosphärisch, aber auch von der Ausgestaltung her nicht an die früheren Bände heran. Sicherlich sind die Auseinandersetzungen packend, doch die beeindruckenden Schilderungen der zwergischen Festungen, der weitverzweigten Stollen und geheimen Schmieden sucht man vergebens. Was bleibt, ist zwar leicht und flüssig zu konsumierendes Lesefutter, leider aber selten originell oder wirklich mitreißend.
Insofern stellt sich die meines Erachtens berechtigte Frage, warum man einen vierten Band nachgeschoben hat? Natürlich haben die Fans einen weiteren Teil gefordert, die Aufnahme desselben in die Bestsellerlisten erfreut sowohl den Verlag wie auch das Portemonnaie des Verfassers. Dennoch wäre es mir persönlich lieber gewesen, wenn Markus Heitz sein unbestrittenes Talent in ein wirklich neues Werk investiert hätte. Gerade seine Ulldart-Zyklen, aber auch »Kinder des Judas« zeigen, dass er Überzeugenderes vorlegen kann als diesen letztlich doch eher mauen Aufguss.
Markus Heitz, Piper
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