Acacia

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2008
  • 6
Acacia
Acacia
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Carsten Kuhr
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJan 2008

George R. R. Martin bekommt Konkurrenz

Im Reich Acacia lebt es sich auf den ersten Blick betrachtet auf der Sonnenseite des Lebens. Die Bürger sind reich und wohlgenährt, die Grenzen gesichert, der Handel blüht und die schönen Künste gedeihen. Doch hinter dieser paradiesischen Fassade lauert gut verborgen ein uraltes Geheimnis.

Vor Generationen haben die Machthaber Acacias einen Vertrag geschlossen, um ihr Leben und den Fortbestand des Reiches zu sichern, . Seitdem wird jedes Jahr ein bestimmter Prozentsatz der Neugeborenen Acacias ins Ungewisse nach Lothan Aklun gesandt. Was dort mit den Säuglingen passiert, ist weder den Eltern noch dem Herrscherhaus bekannt. Als Gegenleistung hat Lothan Aklun zugesichert, Acacia niemals anzugreifen und seine Herrscher mit einer Droge zu versorgen, die die Bürger friedlich stellt.

Von den Inseln des Südens bis in die kalten Gegenden des hohen Nordens reicht das Imperium, in dem König Leodan Akaran jedoch nur eine vorgeschobene Rolle spielt. Die wahre Macht liegt bei den Handelsgilden, die für das Wohl und Wachstum des Reiches verantwortlich sind.

Königsmord und Aufstand - die politischen Räder drehen sich

Nach Jahrhunderten der Unterdrückung streben die wilden Clans des Nordens, angeführt von den Mein, nach Freiheit und Herrschaft. Ein Meuchelmörder ersticht den König, Invasionstruppen marschieren gegen die Provinzen des Reiches. Mit der Ermordung des Königs und dem Angriff auf das Reich tritt ein Notfallplan in Kraft. Die vier Erben des Thrones sollen, begleitet jeweils von einem treuen Vasallen, in entlegenen Gebieten in Sicherheit gebracht werden.

Neun Jahre später ist der älteste Sohn in den Ländern des Südens zu einem beeindruckenden Schwertkämpfer gereift, sein Bruder ein gefürchteter Seeräuber und ihre Schwester auf den Inseln des Ostens zur Hohepriesterin geweiht. Nur Corinn misslingt die Flucht. Sie wird gefangen genommen und im ehedem elterlichen Palast festgesetzt. Nach anfänglichem Aufbegehren verliebt sie sich ausgerechnet in Hanish Mein, der Anführer der Besatzer ...

Das Fantasy-Debut eines beeindruckenden Stilisten

Willkommen in der etwas anderen Fantasy-Welt des David Anthony Durham. Wer sich auf ein Treffen mit Elfen, Orks und Co gefreut hat, der wird sich enttäuscht abwenden. Durham, präsentiert seinen Lesern keinen schalen Aufguss einer bekannten Geschichte. Stattdessen setzt er auf originelle, sich ständig weiterentwickelnde Charaktere und eine auch in ihre vielen Details überzeugende Weltenschöpfung.

Vergleiche zu George Martins »Lied von Eis und Feuer« werden gezogen, wobei die Ähnlichkeiten meines Erachtens vernachlässigbar sind. Durhams Schöpfung kann und wird alleine stehen, und sie wird Bewunderer und Begeisterung finden, keine Frage. Erreicht wird dies durch eine, auch in der kongenialen Übersetzung von Norbert Stöbe sehr bewusst eingesetzte Sprache und Personen, die nie eindeutig einer Rolle zuzuordnen sind.

So offenbart der böse Eroberer im Umgang mit Corinn überraschend Feinfühligkeit und ist ein intelligenter und charismatischer Anführer, der mit Maß und Ziel agiert. Die Handlung bleibt über die gesamte Dauer der Lektüre hinweg spannend, es harren unerwartete Wendungen auf den Leser.

Helden Mangelware - Mitdenken ist gefragt

Dies führt auf der anderen Seiten dazu, dass sich der Leser nie wirklich zurücklehnen kann. In jedem Kapitel werden neue Personen, neue Handlungsschauplätze eingeführt, politisch-wirtschaftliche Ränkespiele thematisiert. Das fordert ein gerüttelt Maß an Aufmerksamkeit, an Offenheit, sich auf neue Begebenheiten einzulassen. So gibt es denn folgerichtig auch keinen Helden, mit dem zusammen man triumphieren kann. Jede Figur hat ihre positiven, aber eben auch ihre negativen Aspekte, handelt aus ihrer jeweiligen Motivation, die sich im Verlauf des Buches durchaus zu wandeln vermag. Nachvollziehbar, aber eben auch egoistisch.

In der Summe ergeben diese vielen Sichtweisen ein auch in Details überzeugend vielschichtiges Bild einer Welt, die in ihrer Ausgestaltung ungewöhnliche Tiefe aufweist, deren Bewohner sich so manches Mal unlogisch, aber eben auch menschlich verhalten, in der keiner einen vorgegebenen Platz einnimmt, sondern die ebenso widersprüchlich daherkommt wie unsere eigene.

Acacia

David Anthony Durham, Blanvalet

Acacia

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