Das Rätsel der Templer

  • Rütten und Loening
  • Erschienen: Januar 2007
  • 6
Das Rätsel der Templer
Das Rätsel der Templer
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Peter Kümmel
86°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2007

Kein Klamauk a la Catweazle

Als zu Beginn des 14. Jahrhunderts der zunehmende Einfluß der Mönchsritterorden den Monarchen ein Dorn im Auge war, beschloß der französische König Philipp IV. im Jahr 1307, den Templerorden zu vernichten. Sämtliche Mitglieder des Ordens wurden der Ketzerei und der Sodomie angeklagt. Im Oktober konnte man den Großteil der Ordensmitglieder verhaften. Dies war der Anfang vom Ende für den glorreichen Orden, dessen Existenz durch Papst Clemens V. im Jahr 1312 beendet wurde.

Die Verhaftungswelle im Oktober 1307 ist auch der Beginn der außer diesen historisch verbürgten Geschehnissen fiktiven Handlung in Martina Andrés Roman "Das Rätsel der Templer". Eine kleine Gruppe von Ordensrittern unter der Leitung von Gero von Breydenbach hat von Henri d´Our, Komtur der Templerniederlassung von Bar-sur-Aube, einen streng geheimen Auftrag erhalten, nachdem bekannt wurde, dass ein Haftbefehl gegen sämtliche Templer erlassen wurde. Gero erhält vom Komtur genaue Anweisungen, ohne jedoch wirklich das Ziel seines Auftrages zu kennen, mit dem der Fortbestand des Templerordens gesichert werden soll.

Fast droht das Himmelfahrtskommando zu scheitern, bevor es richtig begonnen hat, denn unsere wackeren Streiter geraten in den Angriff der Soldaten von König Philipp auf die Komturei von Bar-sur-Aube, bei der ein Teil der kleinen Gruppe gefangen genommen wird. Neben Gero können nur der Schotte Struan MacDhughaill, Johan van Elk und Matthäus, Geros 12-jähriger Knappe entkommen und sich auf den Weg in die deutschen Lande machen, wo zunächst Matthäus auf der Breydenbachschen Burg in der Eifel in Sicherheit gebracht werden soll, bevor man zum eigentlichen Ziel, dem Kloster Heisterbach weiterziehen will. Begleitet wird der kleine Trupp von Struans heimlicher Liebschaft Amelie und dem unbeliebten Bruder Guy de Gislingham, den man gerade noch retten konnte.

Letzterer erweist sich jedoch als Schlange im Nest, verrät er die Ritter doch an des Königs Vasallen und wieder kommt es zum Kampf, als unser Trupp entdeckt wird und erneut können die Helden in letzter Minute entkommen...

Dramaturgische Kniffe sorgen für Spannung

Soweit die Handlung der ersten zweihundert Seiten des Buchs und es klingt alles nach einem spannenden historischen Roman, bis plötzlich während eines Angriffes durch Lombarden in der Nähe des Klosters Hemmerode Gero und sein Knappe Matthäus auf einer Lichtung unter ohrenbetäubendem Tosen von einem grell schimmernden Netz umspannt werden und mitsamt des sie umgebenden Terrains spurlos verschwinden.

Der Leser weiß natürlich aufgrund des Klappentextes schon, daß es die beiden in unsere heutige Zeit verschlagen hat, doch hier zeigt sich, dass die Autorin ihr Handwerk versteht und den Leser lange auf die Folter spannt. Nicht nur für den Leser, der unterhalten werden will, sondern auch für den Rezensenten sind die ersten Szenen, die die Menschen aus dem 14. Jahrhundert in der modernen Zeit erleben, ein wichtiges Kriterium, um die Qualität des Romans zu beurteilen. Erwartet uns Klamauk a la Catweazle oder Zeitritter? Minichten - die Zeitreisenden finden sich nach anfänglichem Schrecken durchaus - fast schon zu gut - zurecht, doch muß man der Autorin zubilligen, dass sie diese schwierige Klippe sehr gut umschifft hat.

Selbtverständlich sind aufgrund der Dramaturgie einige Zufälle in die Handlung eingewebt, doch auch diese halten sich im Vergleich zu ähnlichen Büchern durchaus noch im Rahmen. So sind zum Beispiel die Personen, die im Jahr 2004 den engsten Kontakt mit den Zeitreisenden pflegen, mit der mittelhochdeutschen Sprache und er Geschichte der Templer gut vertraut. Doch mit diesen kleinen Hilfskonstruktionen schafft es Martina André, einen Spannungsbogen zu knüpfen, der über die gesamten 750 Seiten kaum abreißt.

Dass die Autorin exzellent recherchiert hat, erkennt man nicht nur an den gut ausgearbeiteten Details. Das Nachwort sowie die Webseite der Autorin bestätigen das, was man beim Lesen erkennt.

Genre-Mix überzeugt in History und Mystery

Abstriche muß man dagegen bei den schematischen und recht klischeebehafteten Charakteren machen, die sich halt in ihrer Schwarz-Weiß-Gesinnung gut dazu eignen, beim Leser Sympathie und Antipathie zu erzeugen und diesen dadurch um so mehr mitfiebern zu lassen. Packende Kampfszenen und romantische Liebesszenen tun ein übriges dazu, dass man sich gut unterhalten fühlt.

Bei der logischen Gestaltung des Plots über die verschiedenen Zeitebenen hinweg lässt sich ein wenig Kritik üben. Ebenso beim Abschnitt "Was wäre, wenn die Existenz des Templerordens nicht im 14. Jahrhunderts beendet worden wäre", dessen Gedanken durchaus gute Ansätze bieten, der aber gerne noch ein wenig weiter hätte ausgesponnen werden dürfen.

Dem Genre-Mix "Das Rätsel der Tempelrittel" darf man Bestnoten im History- und Mystery-Bereich verleihen, SF-mäßig reicht es dagegen nur zu Durchschnitt. Auf jeden Fall vermag der Roman hervorragend zu unterhalten in einem Bereich, dessen Thematik eigentlich schon längst ausgelutscht ist, dem Martina André überraschenderweise jedoch dennoch einen neuen Aspekt hinzufügen konnte.

Das Rätsel der Templer

Martina André, Rütten und Loening

Das Rätsel der Templer

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