Darkest Days

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  • Erschienen: Januar 2007
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Eva Bergschneider
86°1001

Phantastik-Couch Rezension vonOkt 2007

Wehret den Anfängen

Erstaunlicherweise ist der Polit-Thriller "Darkest Days" des Amerikaners Stanley Gallon zuerst in Europa veröffentlicht worden. In den USA und Kanada erscheint der Debütroman des Autors erst im Dezember. So begegnet der amerikanische Leser der Apokalypse seines Landes in der passenderen Jahreszeit, denn die Geschehnisse in "Darkest Days" führen auf den nördlichen Erdteilen zu einem nuklearen Winter.

Terror rechtfertigt...

Im Jahre 2020 werden die Vereinigten Staaten von einer Katastrophenflut heimgesucht. Zuerst stirbt der Präsident beim Absturz der Airforce One. Kurz danach detonieren im Yellowstone Park zwei Atombomben.

Während man sich noch fragt, warum Terroristen ausgerechnet ein unbewohntes Gebiet für den Atomanschlag ausgewählt haben, zeichnen sich bereits die verheerenden Folgen der Erderschütterung ab. Der Ausbruch des Supervulkans unter dem Yellowstone Nationalpark ist nicht aufzuhalten. Er wird mehrere Hunderttausend Amerikaner das Leben kosten und einen Jahre andauernden Temperaturabfall verursachen. Der neue amerikanische Präsident Greeley beschließt, atomare Vergeltungsschläge gegen "Terror verdächtige" Länder auszuüben.

...Diktatur

Lieutenant Adam Burch ist in der sudanesischen Wüste stationiert, um Ölvorkommen zu sichern. Plötzlich wird seine Einheit mit einer neuen Mission beauftragt und erhält Strahlungsschutzausrüstung. Die Truppen formieren sich zum Angriff.

In einem Telefonat mit seiner Schwester erfährt Adam, dass seine Eltern vermisst werden. Als auch noch amerikanische Elitesoldaten ein Massaker in einem UN-Hospital anrichten, desertiert der Lieutenant und gelangt zurück in die Staaten. Dort erwarten ihn Verfolgung und Staatsterror. Auf der Flucht durch seine zerstörte Heimat erkennt Adam das wahre Ausmaß eines grausigen Machtspiels, das keinerlei Moral anerkennt.

Befremdlich realistisch

In "Darkest Days" entwirft Stanley Gallon eine erschreckend glaubwürdige Verwandlung der USA in eine dystopische Diktatur. Die Grundlagen, auf denen der Autor sein Schreckensszenario aufbaut, sind den politischen Krisen der letzten Jahre, insbesondere den Entwicklungen nach dem 11. September 2001 entnommen. Gallon konstruiert einen straffen Spannungsbogen, indem er die Hintergründe erst nach und nach offenbart. Dabei wird die Handlung in schnellem Tempo aus der Perspektive verschiedener Protagonisten erzählt. Durch die häufigen Schauplatzwechsel und sehr kurzen Kapitel entsteht eine überreizte Atmosphäre, am Anfang fällt es dadurch schwer, in die Handlung hinein zu kommen.

Obwohl die Rollen des Helden und des Schurken klar festgelegt sind, überzeugen die Hauptfiguren, Adam Burch und Präsident Greeley als komplexe Persönlichkeiten. Besonders der Lieutenant, der als Armeeoffizier zunächst Teil des Systems ist, erkennt schließlich, wie Menschen verachtend das Vorgehen seiner Führung ist. Aber auch der Held  gerät an moralische Grenzen. Man merkt, dass der Autor über exzellente Milieukenntnisse verfügt. Seine Sprache passt sich der jeweiligen Handlung perfekt an, klingt z.B. akademisch nebulös oder militärisch abgehackt.

Gallons bitterböse Seitenhiebe auf Taten amerikanischer Präsidenten und Ereignisse, die tatsächlich stattgefunden haben, verleihen dem Roman nicht nur Realitätsbezug, sondern auch Sarkasmus. Das Katastrophenszenario im Yellowstone-Park hat der Autor gewissenhaft recherchiert. Ein Ausbruch des existierenden Supervulkans gilt als überfällig und könnte durchaus durch schwere Erdstöße ausgelöst werden.

Moderner Dystopie-Klassiker

Stellenweise überspannt Gallon den Bogen etwas. Am Ende kommt es zu Gräueltaten, die nicht so recht in den systematischen Wahnsinn passen wollen. Dieses Extra an Grauen wäre ebenso wenig nötig gewesen, wie fast jedes Kapitel mit einem Cliffhänger enden zu lassen, um die Spannung zu steigern.

Insgesamt hat Gallon ein Horror-Szenario entworfen, dass bizarr wirkt und angesichts der aktuellen Terrorismus-Debatte ein mulmiges Gefühl im Bauch hinterlässt. Die Frage nach der Rechtschaffenheit der Mittel, mit denen der Staat sich selbst vor dem was er als Terrorbedrohung bezeichnet, beschützen will, zieht sich als roter Faden durch den Roman.

Der dystopischer Thriller des Amerikaners hat das Zeug zum modernen Klassiker des Endzeit-Genres und kann sich durchaus mit Werken wie Orwells "1984" vergleichen.
"Darkest Days" ist wie ein realistischer Albtraum und zweifellos "an exiting read".

Darkest Days

Stanley Gallon, -

Darkest Days

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