Wolfskuss

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  • Erschienen: Januar 2008
  • 14
Wolfskuss
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Verena Wolf
43°1001

Phantastik-Couch Rezension vonSep 2007

Sexy Schund

Werwölfe wie Vampire ziehen ja immer. Ein bisschen Gänsehaut, ein bisschen düstere Erotik versprechende Wesen bei Nacht: toll! Genau das hat sich wohl auch Lori Handeland gedacht und braut mit ";Wolfskuss” einen wahres Werwolfkonzentrat und zieht alle Kitschregister.

Die 26jährige Polizistin Jessie McQuade ist die Ich-Erzählerin des Romans. Sie glaubt an sich, Logik, ihre Waffe und vor allem an keinerlei übersinnliches ";Woowoo” wie sie es nennt. Aber dann wird eine Lehrerin von einem Wolf gebissen, am nächsten Tag im Klassenraum tollwütig und versucht einen Schüler zu beißen, wie Jessie mit eigenen Augen sieht. Ab da überschlagen sich die Ereignisse und Jessie muss - der Leser ahnt es längst - akzeptieren, dass es offensichtlich in der Kleinstadt Miniwa Werwölfe gibt. Dummerweise ist das nicht alles, sondern es gibt offensichtlich noch einen Oberwerwolf, der Böses im haarigen Schilde führt. Nämlich sich mit Hilfe eines sinistren indianischen Amuletts, das zufällig Jessie in die Finger kriegt, zum unsterblichen Wolfgott zu erheben. Ojeoje. Jessie wendet sich an den unglaublich gut aussehenden Professor und Experten für indianische Mythologie Will Cadote, besser, sie trifft ihn zufällig, als er splitterfasernackt durch den Wald streift. Das eröffnet eine ganze Reihe neuer Probleme: Unsere Polizistin weiß nicht, ist er Freund oder Werwolffeind, fühlt sich aber gnadenlos hemmungslos sexuell von ihm angezogen. Was tun?

Viel Blödsinn unterm Vollmond

Alles, was einem auf Anhieb zu Werwölfen und Vollmondnächten einfällt, gibt es in diesem Groschenroman erster Kajüte. Er ist flott geschrieben und man muss oft grinsen, denn Jessie hat für eine Amerikanerin erstaunlich sarkastischen Humor und ein unterhaltsam loses Mundwerk. Das ist prima. Zusätzlich eine Prise Indianerkitsch und Geisterbahnatmosphäre kann sehr unterhalten.

Nur übertreibt die gute Lori bei den Klischees in einer Heftigkeit, die einem schon die Fremdschämröte ins Gesicht treibt. Dass in ";Blue Moon"; alle Wölfe, auch die ohne die Vorsilbe ";Wer-" wahre Bestien sind, blutrünstig und groß wie eine Kreuzung aus Säbelzahntiger und Büffel, die man am besten gleich niederballert, sehe ich wegen meines Nachnamens vielleicht überkritisch. Also Schwamm drüber. Dass Werwölfe nur mit Silber getötet werden können, ist bereits Volksgut. Also auch okay. Aber dass unsere fitte Polizistin endlos lange Beine hat, schlank und rank ist mit Ausnahme des üppigen Busens, aber trotzdem glaubt, sie wäre höchst unattraktiv, noch nie verliebt war und noch nie geliebt wurde, da runzle ich ungläubig die Stirn. Was sollen wir Normalsterbliche denn dann denken? Nun gut, hingenommen: unsere verwirrte Antiheldin glaubt also nicht an die Liebe. Zu ihrem Glück kommt da Wunder-Will des Weges, ein indianischer Herkules: bildschön, muskelbepackt, leidenschaftlich, groß, aber schüchtern wegen seiner Herkunft! Soso.

Es gesellt sich ein verschlossener, blonder, verkopfter, blauäugiger Werwolfjäger hinzu, der Deutscher ist. Natürlich, wer hat sonst auf dem Erdball solche Eigenschaften! Er und alle anderen seiner geheimen Werwolferschießer nennen sich außerdem ";Jägersucher” (ja, das deutsche Wort). Ach, und es kommt auch raus, dass Mengele (!) in Auschwitz die Werwölfe ursprünglich erschuf. Na klar! Anders gesagt, es ist keine hohe Literatur, es ist nicht einmal originell, denn Abklatsch reiht sich an Abklatsch. Aber wenn man darüber hinwegsehen kann ist es sehr kurzweilig.

Zur Sache Schätzchen

Auf dem Cover der Originalausgabe sieht man ganz im nächtlichen Urtramarinblau gehalten einen sehr gut gebauten breiten männlichen nackten Adonisrücken, eng umschlungen von langen Frauenarmen, die Nägel krallen sich im höchsten Entzücken in die nackte Haut. Auf dem Cover der deutschen Ausgabe prangt der Wolf im Mittelpunkt neben einer züchtig verborgenen nackten Frau. Damit ist alles zur Erotik in dem Roman gesagt. Ja, sie gibt es. Eindeutig. Schmonzetten-Romantik überall, immer, ständig. Es knistert in allen Szenen. Die Leidenschaft lodert begleitet von (Wer-)Wolfsgeheul in jedem Absatz. Jessie und Will, sie können nicht voneinander lassen, erst nicht in Gedanken, dann in echt. Der Leser ist immer dabei, wie sie sich näher kommen und dann näher als nah: auf dem Balkon, am See, im Büro, im Wald... Aber keine Angst, es gleitet nicht ins sinnlos Pornografische oder gar Dokumentarische ab. Beim Wolfsgott, nein! Und mal ehrlich, was können unsere Polizistin und der Indianerprofessor dafür, dass da reine körperliche Magie zwischen ihnen ist, eine Anziehungskraft, stärker als die Nacht und der Leser! Ab und zu muss man glatt wider Willen hingerissen mitseufzen bei so viel wahrem Feuer der Begierde, das im echten Leben so selten und in den Seiten so ergreifend lichterloh brennt!

Also das Buch hat - und das eindeutig zweideutig -seine Höhepunkte, aber viel dahinter ist nicht. Aber wer als leichten Snack zwischendurch die Mischung Romantikkitsch mit Gruselbonus mag, kann aufjauchzen. Vor allem weil es noch sechs weitere Nightcreature-Romane gibt, also Lesestoff satt. Sie sind einfach zu finden. Alle haben sie ";Moon"; im Titel und gut gebaute Wesen und einen Vollmond auf dem Titel. Na dann...

Wolfskuss

Lori Handeland, -

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