Das letzte Protokoll
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- Erschienen: Januar 2005
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Was man nicht versteht, kann man deuten, wie man will
Misty Marie Kleinmann wächst mit ihrer Mutter in einer Wohnwagenkolonie auf, einem Drecksloch, welchem sie zunächst nicht entkommen kann. Einzig die Flucht in die Malerei bleibt ihr, um sich ein schöneres Leben auszuträumen. Jahre später lernt sie auf der Kunstakademie Peter Wilmot kennen, ihr Glück scheint perfekt. Sie ziehen auf die beschauliche kleine Insel Waytansea und nach der Geburt ihrer Tochter Tabbi will Misty von Malerei nichts mehr wissen, sondern nur noch ihr neues Leben in Ruhe genießen. Doch der Frieden hält nicht lange…
Schon bald erhält Misty immer wieder Anrufe, in denen sich die Menschen beschweren, dass plötzlich ihr Badezimmer oder ihre Küche verschwunden sind. Peter, der in all den Häusern Umbauten durchgeführt hat, liegt nach einem gescheiterten Selbstmordversuch im Koma und kann nicht befragt werden. So fährt Misty zu einem Kunden ihres Mannes, Mr. Angel Delaporte, der Misty auf ein Loch in der Wand hinweist, dort, wo einst seine Küche stand. Als sie die Wand öffnen, finden sie nicht nur die Küche wieder, sondern entdecken auch zahlreiche Wandschmierereien und Drohungen wie ";…ihr werdet sterben…"; oder ";…Waytona Island wird sämtliche Kinder Gottes töten, wenn ihre eigenen dadurch gerettet werden können…"; in Peters Handschrift. Davenport, der von der graphologischen Aussagekraft von Peters Handschrift begeistert ist, begleitet Misty in der Folgezeit zu weiteren Wohnungen, wo sie auf weitere ";versteckte Räume"; mit ähnlichen Parolen stoßen.
Einige Zeit später bemerkt Misty bei einem Gottesdienst wie alle ihre Nachbarn darum beten, dass sie wieder anfängt zu malen, da sie glauben, das Misty über ein geheimes Talent verfügt, welches ihnen allen Rettung bringen kann. Ganz in der Tradition der ";Malerschule von Waytansea";, der bislang aber nur Maura Kincaid und Constance Burton angehörten, zwei Malerinnen die unter mysteriösen Umständen starben. Kurz darauf entdeckt Misty auf ihrer Fensterbank den Spruch ";Du wirst sterben, wenn sie mit dir fertig sind."; Unterschrieben von Constance Burton. Und wenig später nimmt auch noch Detective Clark Stilton von der Sondereinheit Hasskriminalität Kontakt mit ihr auf, um sie nach Peter und dessen Vater zu befragen…
Als Misty in der Folgezeit von Tabbi und ihrer Schwiegermutter Grace immer mehr bedrängt wird, endlich wieder zu malen, greift sie unter denkwürdigen Umständen nach Jahren erstmals wieder zu Papier und Pinsel und malt anschließend nahezu ununterbrochen perfekte Bilder, wobei sich allerdings ihr Gesundheitszustand gravierend verschlechtert und sie ans Bett gefesselt wird...
Chuck Palahniuk wurde bekannt durch die Verfilmung seines Buches ";Fight Club";, welches seinerzeit ein durchaus geteiltes Echo auslöste. Auch für ";Das letzte Protokoll"; kann - zumindest von mir - keine klare Wertung erfolgen. Die Story selber, die in zahlreichen Rückblenden nach und nach aufgelöst wird, ist durchaus spannend und hätten Autoren wie Dean R. Koontz, Stephen King, Whitley Strieber, John Saul oder Peter Straub sich des Plots angenommen, es hätte sicher ein weiteres Horror-Highlight werden können. So wird der Leser mit Palahniuks verquerter Formulierungskunst und teilweise recht wirren Dialogen konfrontiert, was den Lesespaß für einen ";normalen Leser"; deutlich nach unter senkt. Intellektuelle oder jene die sich dafür halten, werden womöglich einen einfacheren Zugang zu diesem Werk finden.
Detective Stilton sieht Misty an und sagt: ";Würden sie sagen, Ihre Nachbarn sind Außenseitern gegenüber feindlich eingestellt?";
Nur um das festzuhalten: Wenn du zum Masturbieren weniger als drei Minuten hast, weil du dir mit vierzehn Leuten eine Badewanne teilen musst, trink dir noch einen.
Tja, was will uns der Autor an dieser Stelle mitteilen? Leider finden sich Einschübe, die mit den Worten ";Nur um das festzuhalten: …"; an zahlreichen Stellen. Nur um das festzuhalten: Es nervt einfach, zumal wenn - wie im Beispiel - kein Bezug zur Story feststellbar ist.
Die Geschichte wird Peter Wilmot von einem unbekannten Dritten erzählt, der Peter gelegentlich auch direkt anspricht. Sicherlich eine Möglichkeit, um auch mal eine andere Erzählperspektive aufzuzeigen. Im vorliegenden Fall trägt dies jedoch eher zu dem sperrigen Gesamteindruck bei.
Wie bereits gesagt: Eine Wertung im bewährten Phantastik-Faktor kann und möchte ich nicht vornehmen. Der Plot als solcher vermag sehr wohl zu überzeugen, wer allerdings einen flüssig lesbaren Roman erwartet, sollte zu anderen Werken greifen. Auch wer einen Krimi erwartet, denn das ist ";Das letzte Protokoll"; nicht, dürfte enttäuscht sein, da sich der Roman doch eher wie ein Phantastischer oder Horrorroman liest. Zu den Meistern dieses Genres gehören andere Autoren; einige habe ich genannt.
Ein persönliches Fazit will ich an dieser Stelle dennoch nicht schuldig bleiben. Es ist ein Satz, der in diesem Roman ebenfalls mehrfach vorkommt: ";Und was man nicht versteht, kann man deuten, wie man will.";
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