Geliebte der Nacht
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- Erschienen: Januar 2007
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Die erotische Seite der Nosferatu
Für die Fotografin Gabrielle Maxwell scheint in letzter Zeit alles wunderbar zu laufen. Ihre Freunde mögen ihre fröhliche, unkomplizierte und verlässliche Art, ihre Bilder locken immer mehr Bewunderer und Käufer in die Galerien und zu ihren Vernissagen. Nach ihrer bislang erfolgreichsten Ausstellung will sie zusammen mit Freunden feiern. Sie machen sich auf in den angesagtesten neuen Nachtclub von Boston. Doch das »La Notte« ist so gar nicht nach ihrem Geschmack. Zu laut, zu grell und aufdringlich sind die Musik und die Gäste, so dass Gabrielle sich entschliesst, früh und alleine nach Hause zu gehen.
Kaum hat sie auf der Suche nach einem Taxi den Club verlassen, wird sie Augenzeuge eines Verbrechens. Eine Gruppe ungepflegter Machos in Lederklamotten prügelt auf einen Mann ein. Dann nimmt das Geschehen eine neue Dimension an. Die brutalen Schläger beißen das Opfer in die Kehle, trinken scheinbar das Blut des Unschuldigen. Zunächst gelähmt vor Schrecken gelingt es Gabrielle später mit ihrem Handy Fotos von dem Verbrechen zu machen und zu fliehen. Auf der Polizeistation aber will ihr niemand glauben - so etwas gibt es doch nicht. Vampire, undenkbar, zumal auf den grobkörnigen Bildern kaum etwas zu erkennen ist und am vermeintlichen Tatort keine Spuren gefunden werden.
Einer aber glaubt Gabrielle, ein Augenzeuge der Tat, Lucan Thorne, selbst ein Nosferatu, der an diesem Abend hinter der Gang her war, um die Rogues, wie sich die ungezügelten Vampire selbst nennen, zu richten. Als Anführer einer Bruderschaft von Vampirkämpfern, denen es obliegt, die Rogues zu verfolgen und auszulöschen, hat er den Tatort gesäubert und will nun auch die letzten Beweise, die Fotos im Handy vernichten. Doch dann bemerkt er, dass Gabrielle die genetischen Voraussetzungen für eine Stammesgefährtin aufweist. Nur mit Frauen, deren DNA diese Besonderheit aufweist, können sich die durchwegs männlichen Vampire fortpflanzen. Die Lust, die Thorne überkommt, die gegenseitige Anziehung, die beide verspüren, den ungezügeltem Sex, dem sie sich hingeben, wird jäh bedroht, als die Rogues sich erstmals in der Geschichte der Vampire unter einem Anführer organisieren. Das Ziel der Renegaten: die Macht zu übernehmen und sich die Welt und deren Menschen untertan zu machen.
Die Vampire, die von Aliens abstammen
Der erste Roman einer Vampir-Trilogie bietet zunächst einmal wenig wirklich Neues. Abgesehen davon, dass die Vampire als vor Jahrtausenden auf der Erde gestrandete Raumfahrer einer außerirdischen Rasse vorgestellt werden, die, um die lebensnotwendigen Nährstoffe aufzunehmen, auf die Aufbereitung durch Menschen angewiesen sind und darum zu Bluttrinkern wurden, erwartet den Leser ein gewohntes Szenario.
In einer streng hierarchisch gegliederten Vampirkultur führen die ältesten, direkten Abkömmlinge der Aliens das Volk der Nacht an. Nachdem sie vor Urzeiten ganze Zivilisationen mit ihrem Hunger nach Blut ausgelöscht haben - Atlantis wird hier exemplarisch genannt - versuchen sie nun verborgen vor der Aufmerksamkeit der Menschen zu existieren und ihre Opfer, soweit irgend möglich, am Leben zu lassen. Wer sich nicht an den Kodex hält, wer dem Verlangen nach Blut und Zerstörung nicht Herr wird, der wird von der Bruderschaft gejagt und zur Strecke gebracht.
Die Karte Sex sticht
Das ist mitnichten neu, das gab es mit geringen Abweichungen bereits früher. Lara Adrian nun hat ihre Handlung mit einer gehörigen Portion Erotik gewürzt. Anders als J. R. Ward, die in den entsprechenden Beschreibungen ihrer inhaltlich vergleichbaren Black Dagger-Reihe recht zurückhaltend bleibt, setzt Adrian ganz auf die Karte Sex. In an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassenden Passagen ergeht sie sich in Details, mixt harte Action dazu und erhält so ihren ganz eigenen, explosiven Cocktail.
Das lässt aber wirklich neue Aspekte vermissen und präsentiert uns eine Vampirkultur, die nichts wirklich umwerfend Innovatives für den Leser bereit hält. Auch die Charaktere bewegen sich im gewohnten Umfeld, ohne hier durch Besonderheiten oder Tiefe aufzufallen. Das Gebotene ist eher Durchschnitt mit einem Schwerpunkt auf der deutlichen Beschreibung erotischer Szenen, eine Mischung aus »Blade« und »Buffy« für Erwachsene, ohne dass bei der Lektüre wirkliche Faszination aufkommen würde.
Lara Adrian, -
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