Der letzte Besuch im Elfenreich - es wird uns fehlen!
Mit dem Buch ";der Elfenlord"; geht die international sehr erfolgreiche Faerie-Wars-Reihe des Iren Herbie Brennan zu Ende. Leider, denn es ist ein rasantes Buch voller Charaktere, die man vermissen wird.
Zeitfieber und Wüste
Zwei Jahre ist es her, dass Henry bei seinem letzten Besuch im Elfenreich die Nerven verlor, als die Elfenkaiserin Blue ihm einen Heiratsantrag machte. Seitdem blieb er brav in der Menschenwelt. Aber dann laufen ihm vor Mister Fogartys Haus, um das er sich kümmert, seit Mister Fogarty Torhüter geworden ist, Pyrgus und Nymphalis über den Weg. Sie bitten ihn inständig, mit ihnen zu kommen und er wird schwach. Denn es geht um viel: Ein Zeitfieber, dass die Zukunft der Infizierten in Tagen aufbraucht grassiert im Elfenreich. Und Mister Fogarty, selbst erkrankt, verlangt nach Henry. Er hat eine Zukunft gesehen, in der nur Henry helfen kann. Das sind starke Argumente. Ohne lange zu fackeln wechselt Henry hinüber und findet sich nach einigen Komplikationen in einer riesigen Wüste wieder. Natürlich will er helfen, gern auch das gesamte Elfenreich retten. Aber leider ist längst nicht mehr sicher, ob das Zukunftsszenario, das Mister Fogarty sah, noch Bestand hat. Darüber hinaus weiß keiner, was Henry überhaupt tun soll. Und außerdem hat der erst einmal ganz andere Sorgen. Er hat sich mutterseelenallein in der riesigen Wüste verlaufen, die Sonne sticht und er hat keine Ahnung wie er ohne einen Tropfen Wasser den nächsten Tag überleben soll. Gleichzeitig haben längst altbekannte Schurken wie Brimstone, Chalkhill und Hairstreak ihre eigenen Pläne, intrigieren auf Teufel komm raus und halten so Madame Cardui, Blue und co in Atem. Es wird spannend.
Eine geheimnisvolle Suche
Die Rahmenhandlung ist durch das Zeitfieber und die fieberhafte Suche nach dem Auslöser vorgegeben. Weder den Figuren im Buch noch dem Leser wird bis zum Schluss klar, wer oder was der Auslöser ist. Aber die Auflösung passt und fügt sich wunderbar in die fantastische Welt des Elfenreiches ein. Jedoch vorher heißt es erst einmal suchen und finden, eine klassische Queste. Denkt man. Aber auch wenn das Thema wirklich oft in Fantasybüchern bemüht wird, das macht hier gar nichts. Denn zum einen wird es sehr amüsant variiert, weil Blue verzweifelt nach Henry sucht und Henry sich auf die Suche nach Blue machen muss, alles natürlich im Sinne der Elfenweltrettung, ohne dass sie wissen, warum genau sie den anderen finden müssen und wie es dann weitergeht.
In dem letzten Teil der Serie wird das Elfenreich durch neue, sehr gute Einfälle ergänzt: Es gibt zum Beispiel ";die Berge des Wahnsinns";, die mitten in der Wüste erst erscheinen, wenn man sich direkt vor ihnen befindet. Das geheimnisvolle Wüstenvolk der Luchti lebt in einer versteckten Stadt, die verborgen unter der Wüste ";unter Sand"; liegt und die man nur durch diesen Sand schwimmend erreichen kann, ähnlich wie Nixen ihre Städte unter Wasser am Meeresboden haben. Auch spielen eine seltsame Bundeslade, durch die man mit toten Vorfahren und Göttern kommunizieren kann, die Midgardschlange und seltsame Wesen, die wie riesige, sprechende Känguruhs aussehen eine wichtige Rolle.
Helden und Götter
Aber die Protagonisten müssen lernen: sie sind nicht allein! Die alten Götter aus der Edda haben ihre Finger im Spiel und mischen kräftig mit, damit alles sauber so endet wie es enden muss. Dafür gibt es genau genommen in jedem Mythos (und damit auch in dieser Geschichte) nur zwei Möglichkeiten: Der Held und die Heldin retten alle und leben glücklich bis an ihr Lebensende oder gehen - ganz Tragödie - dramatisch unter. Genau das will der Leser haben und das wird selbstironisch geschickt in die rasante Story eingeflochten. Eben mit diesem Hintergedanken inszeniert Loki da schon einmal eine finstere Höhle komplett mit Lava, Drachen und - natürlich - schöner, hilfloser in Ketten gelegter Jungfrau.
Ein würdiges Ende
Eoin Colfer, Autor von ";Artemis Fowl"; lobt Herbie Brennan auf dem Cover als ";Meister."; Gut möglich, dass sich die zwei Iren kennen, aber das Lob ist mehr als nur ein Freundschaftsdienst, denn die schnodderige und trotzdem liebevolle Erzählweise der beiden Iren ähneln sich. Wer Artemis Fowl mag wird auch die Faerie-Wars-Reihe schätzen. Neben schnellem Tempo und guten Einfällen sind die Helden von ";der Elfenlord"; der absolute Pluspunkt. Sie hat man zurecht aus den anderen Büchern noch in guter Erinnerung. Auch diesmal sind es keine Prototypen von der Stange, sondern sie haben alle ihre eigene Geschichte, Stärken und Schwächen und entwickeln sich weiter. Ein hervorragender Neuzugang ist der Wüstenjunge Lorquin, der Henry als Gefährte zur Seite steht und dessen Urvertrauen in ihre Freundschaft Henry mehr als einmal rettet.
Kurz gesagt, britische Ironie kommt auch diesmal nicht zu kurz, die Geschichte ist im besten Sinne fantastisch und nimmt sich selbst trotzdem nicht zu ernst. Ich bin Brennan-Fan, ertappt! Einziger Wermutstropfen: Bitte nicht mit ";der Elfenlord"; anfangen, wenn man den Rest der Reihe nicht kennt. Man verpasst zu viel und versteht nur die Hälfte. Das wäre schade! Also schön am Anfang mit ";das Elfenportal"; starten. Und noch etwas: Unter http://www.faeriewars.com gibt es eine schön gemachte Site über den Autor und das Elfenreich, mit kleines Extras wie Landkarten und Spielen. Und Schluss.
Herbie Brennan, dtv
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