Die Hüterin von Lladrana
- Cora
- Erschienen: Januar 2007
- 3
Erotik verdrängt Fantasy
Robin D. Owens ist, wie Maria V. Snyder, eine weitere in Deutschland noch unbekannte Fantasy-Autorin, die vom Mira-Verlag vorgestellt wird. Der vorliegende Roman "Die Hüterin von Lladrana" (Originaltitel "Guardian of Honor") wurde 2005 mit dem Readers Choice Award ausgezeichnet und ist in den USA eine von vielen Fantasy Publikationen der Autorin. Man darf also gespannt sein, wie Owens Werk in Deutschland ankommt und ob Mira noch weitere Bücher heraus bringen wird.
Hilfe für Lladrana aus der Parallelwelt
Aggressive, alles zerstörende Monster dringen immer häufiger über Lladranas Grenzen, denn immer mehr der magisch schützenden Grenzpfosten erlöschen.
Schwertmarshall Thaelia veranlasst die für die Rettung des Landes im Frühlingslied empfohlene Beschwörung einer Exotique.
Das Ritual transferiert einen Menschen aus der anderen Welt nach Lladrana und unterzieht ihn zahlreichen Tests, um seine Eignung zu prüfen. Ausgerechnet eine Anwältin aus Denver ist die Auserwählte.
Alexa Fitzwalter kommt nur schwer über den Unfalltod ihrer Freundin hinweg. Auf einem einsamen Spaziergang im Wald sucht sie Trost, als eine seltsame Melodie sie zu einem silbernen Bogen lockt und unmittelbar in eine völlig unbekannte, fantastische Welt transportiert.
Warum sollte Alexa Lladrana retten?
Nach Kämpfen mit einem Monster und dem brennenden Sternenball, sowie einer peinigenden Rettungsaktion, erhält Alexa, die in völliger Unkenntnis der Sprache Llandranas kaum weiß, was passiert, den Marshall-Status. Nur zu bald wird offensichtlich, was man von ihr erwartet; die Rolle einer Jeanne d'Arc.
Trotz der Fremdartigkeit der Kultur, beginnt das schöne Land die Anwältin zu faszinieren. Sinafin, die kleine Formwandlerin wird für Alexa eine wertvolle Freundin und die sie umgebende Magie der Musik wirkt wundersam inspirierend. Außerdem ist dort auch noch Bastien, ein geheimnisvoller Mann mit schwarz-weißem Haar, mit dem Alexa eine unvergleichliche Nacht erlebt.
Machenschaften und Musik
Die Grundidee dieses Urban-Fantasy Romans ist zwar nicht neu, wurde aber mit einigen originellen Ideen ausgestaltet. Die Magie in der fantastischen Welt Llandrana besteht aus einem faszinierendem Zusammenspiel von Menschen und schönen Künsten, der Musik, Lyrik und Farben.
Dazu gehört außerdem eine sehr enge, besondere Partnerschaft; eine geschlechtsunabhängige Aufteilung der Rollen im Kampfverband, als Schild und Kämpfer.
Die gesellschaftliche Struktur Lladranas wirkt ein wenig, wie die einer Bananenrepublik. Militärs und Herrscher, hier die Marschälle und Zauberer, konkurrieren darum, wer tatsächlich die Macht hat. Leider steht dieser Konflikt zusammenhanglos im Raum und hat kaum Bezug zu den Tragödien, die sich an den Grenzen abspielen.
Streiter und Scheusale
Die Charakterisierung der tapferen Heldin wirkt etwas stereotyp, aber nicht unglaubwürdig. Immer wieder nutzt Alexa Fertigkeiten, die ihr bereits als Anwältin zugute gekommen sind wie kompromisslose Zähigkeit und die Fähigkeit, auch den widerwärtigsten Gegner mit einem Lächeln auszutricksen. Die neue Exotique lernt unermüdlich, wie während ihres Examens und setzt sich im Kampf verbissen durch. Das muss sie auch, denn grausame, mit allen denkbaren tödlichen und verabscheuungswürdigen Attributen ausgestattete Monster warten auf sie. Leider erfährt man, weder, woher diese eigentlich kommen, noch warum sie so unsäglich böse sind und Llandrana angreifen.
Humor und Erotik
Robin D. Owens schreibt betont leger. Ihre Sprache lässt sich flüssig lesen, wirkt allerdings besonders in den Dialogen der Hauptakteurin teilweise etwas übertrieben salopp und platt. Witzig und treffend formuliert, werden vor allem die unbeholfenen Missverständnisse, die durch fehlende Sprachkenntnisse entstehen. Jeder Leser, der selbst eine solche Situation erlebt hat, wird sich schmunzelnd in vielen Szenen wiederfinden.
Owens direkte Sprache passt allerdings gut zu den unverblümt und lasziv beschriebenen erotischen Szenen. Zweifellos sind der Autorin hier sehr schöne, ausgelassen sinnliche Szenen gelungen. Leider drängen sie in der zweiten Hälfte des Romans das sowieso schon etwas magere Grundgerüst der Erzählung völlig in den Hintergrund. So bleibt am Ende kaum Zeit, für eine glaubwürdige und schlüssige Auflösung, die daher gänzlich ohne Überraschungen und ziemlich lieblos abgehandelt wird.
Insgesamt ist "Die Hüterin von Llandrana" ein Fantasy-Roman, in den einige originelle Ideen einfließen, dessen Geschichte aber leider einen nachvollziehbaren Hintergrund und jeglichen Tiefgang vermissen lässt.
Robin D. Owens, Cora
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