Eclipse Feuersturm
- Argument
- Erschienen: Januar 2004
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Ein Reiseführer in die Tiefenschichten des Menschen
Der Krieg zwischen Russland und den Bündnisstaaten der NATO, der Dritte Weltkrieg, ist vorbei. Westeuropa ist verwüstet, eine große Hungerzone und an die Faschisten der Zweiten Allianz (ZA) verloren. Die ZA herrscht in Deutschland, Italien und Frankreich, England befindet sich in der Übernahme. Allerorten werden Marionettenregierungen installiert. In Paris auf dem Place de l'Hôtel de Ville gibt es eine Großkundgebung der ZA, auf der Bürgermeister Louis Cambon den Kopf der Nachfolgepartei von Le Pens Front National, Frédéric Larousse, als den Erneuerer der Republik aus der Asche des Krieges vorstellt. Im Hotel selbst ist eine Apparatur installiert, auf der Dr. Cooper Massenreaktionen auf einem nanodigitalen Gitter überwacht.
Im Zuge der rassistischen ZA-Politik wurde Frankreich mit einem Netz von Abfertigungszentren überzogen. Darin werden Untermenschen interniert, bis sie anderen Verwendungen zugeführt werden. Im Abfertigungszentrum 12 gibt es einen Fluchtversuch, 1100 der 1500 Flüchtlinge werden massakriert, die 500 im Gebäude verbliebenen Gefangenen werden bei dessen Sprengung getötet. Der Neue Widerstand, Danny "Stahlauge" Torrence, Jerome-X und andere Mitstreiter, formiert sich zum letzten Gefecht gegen die Zweite Allianz. Auf FirStep wird die Geliebte Dannys, Claire Rimpler, neue Verwaltungschefin.
Die Hoffnung, dass man seinem Schicksal entkommt
John Shirleys "Eclipse - Feuersturm" setzt mit weiteren rund 300 Seiten die Trilogie fort und beendet gleichzeitig das bald 1000 Seiten umfassende Werk. Hätte Shirley den Roman in einem Band veröffentlicht, würde man ihn vermutlich sein Opus Magnum nennen.
Es gibt im Wesentlichen vier Gruppen von Menschen in der Welt, wie Shirley sie beschreibt: die Täter, die Opfer, die Zuschauer, schließlich die, die etwas unternehmen, sich zur Wehr setzen gegen die Täter. Also die Menschen, die nichts zu verlieren haben und sich deshalb nicht in einem beliebigen Status quo einrichten wollen.
In Shirleys Dystopie ist die Welt ein böser und dreckiger Ort. In ihr findet nicht einfach Gewalt statt, sie erscheint vielmehr als der natürliche Raum der Gewalt. Folgerichtig haben Shirleys Figuren auch nur ein begrenztes Spektrum an Reaktionen. Zuerst wäre da die Gegengewalt zu nennen, um die Gewalt zu überwinden. Außerhalb dieser Welt lässt sich dieser Ansatz moralisch in Frage stellen. Innerhalb dieser Welt jedoch macht man sich auch mitschuldig, wenn man der Gewalt gegen Dritte nur als Zuschauer beiwohnt oder sie zivilisiert diskutiert.
Shirley lehnt die Option ab, die darin besteht, sich träge zurückzulehnen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Der böse Wolf wird die Schafe immer finden und in Stücke reißen. Auch wenn sie sich zu Hause verstecken. Dr. Cooper zeigt und erklärt dem Soldaten Patrick Barrabas das Modell "U-Mensch 6": kleine Untermenschen, Arbeitskräfte der Zukunft aus minderwertigem menschlichem Material, genetisch manipuliert, um benötigte Eigenschaften (absoluten Gehorsam, Passivität, nur passives Sprachverständnis) hervorzuheben.
Patrick ist eine der wichtigsten neuen Figuren in der Trilogie. Er durchläuft seine Ausbildung bei der ZA, in seinem Beurteilungsbogen steht, er weise gute Grundlagen für Vorurteile auf und verfüge über Neurosen, die man nutzbringend verwenden könne. Er verliebt sich in die Amerikanerin Jo Ann Teyk, eine Malerin, die einen Teil ihres Gehirns an Dr. Cooper vermietet hat, als Gehirnbank und kostengünstige Alternative zu Hochgeschwindigkeitsrechnern.
Das Paar Danny und Claire, er auf der Erde, sie auf der Station im All, bildet die Hauptachse in der Trilogie - die Achse des Guten? Die Liebe, der Wille, auch unter den gegebenen Bedingungen und der räumlichen Distanz aneinander festzuhalten, machen sie zu einer Art kosmologischer Kraft. An der Bedeutung beider ändert auch nichts, dass Claire Danny schreibt: "Wenn du Zeit hast, lebe einfach" und er kurz darauf mit der Französin Bibisch ins Bett steigt.
Mit "Eclipse - Feuersturm" setzt John Shirley den furiosen Schlusspunkt seiner Trilogie. In 14 Kapiteln mit sehr vielen nach Handlungsorten differenzierten und oft kurzen Abschnitten erzeugt er eine sehr dynamische Handlung, die er schnell und gradlinig erzählt.
(Almut Oetjen, Februar 2012)
John Shirley, Argument
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