Das magische Relikt
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2007
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Abenteuerliche Fortsetzung
Der zweite Teil der "Die drei Welten"-Saga "Das magische Relikt" (Orig. "A shadow on the glass") schließt unmittelbar an den ersten Teil "Der Spiegel der Erinnerung" an. Nachdem im Auftaktband die beiden Hauptcharaktere vorgestellt und ihre Einstieg in die Geschichte beschrieben wurde, darf man gespannt sein, wie es den Beiden weiter ergeht. "Der Spiegel der Erinnerung" ließ darüber hinaus schwerwiegende Interessenkonflikte und weit zurückreichende Fehden der verschiedenen Völker anklingen. Als Leser ahnt man bereits, dass sich Karan und Llian im Mittelpunkt tief greifender Entwicklungen befinden, die die drei Welten Aachan, Tallallame und Santhenar nachhaltig verändern werden.
Verrat an Freunden
Seit Monaten befinden sich Karan, die empfindsame Halb-Achim, und der Chronist Llian mit dem gestohlenen Spiegel der Aachan auf der Flucht. Die Stadt Shazmak, die letzte Zuflucht der fast ausgestorbenen Aachim, ist ihr Ziel. Karan hat nicht vor, dem Anführer Tensor das magische Relikt zu übergeben, denn sie fürchtet einen Missbrauch, der den endgültigen Untergang ihres Volkes bedeuten könnte. Ebenso wenig soll einer der anderen Mächtigen den Spiegel erhalten, denn die könnten ihn wiederum gegen die Aachim einsetzten. Karan glaubt, in Shazmak eine Weile sicher zu sein, denn sie vertraut ihren alten Freunden und Tensor ist in ferne Länder verreist. Doch er kehrt überraschend zurück und ein ehemaliger Verehrer Karans entpuppt sich als Verräter und erbitterter Feind.
Fehde der Mächtigen
Die Führer und Wirker der Völker wissen inzwischen, dass der verschollen geglaubte Spiegel von Aachan wieder aufgetaucht ist und planen, das mächtige Relikt zu erobern.
Daher marschiert der bestohlene Yggur mit seiner Armee Whelm-Soldaten zu einem erbitterten Eroberungsfeldzug gegen alle Länder Santhenars. Die Initiatorin des Diebstahls, die tot geglaubte Anführerin der Faellem, begibt sich selbst auf die Jagd. Sie hofft, mit Hilfe des Spiegels die Düsternis zu durchbrechen und auf ihre Heimatwelt fliehen zu können, so wie es der Dämonenkönigin Yalkara gelungen ist. Und Llian hofft weiterhin darauf, dass der Spiegel die Wahrheit über den Mord an der ersten Chronistin enthüllen kann.
Mehr Action - wenig Struktur
Der Autor hat Schauplätze und handelnde Personen in "Das magische Relikt" weiter ausgebaut. Das Volk der Aachim wird ausführlich charakterisiert und spielt eine wichtige Rolle. Das Schicksal der Aachim erinnert an das der Volksstämme in unserer Geschichte, die dem Untergang geweiht waren, obwohl sie eine fortschrittlichere Kultur als andere Völker hatten. Das Wesen der Faellem bleibt geheimnisvoll, das Eingreifen ihrer Anführerin Faelamor deutet allerdings an, dass ihnen noch eine bedeutende Rolle zukommen wird.
Der Wissensstand des Lesers geht kaum über den des Chronisten Llian hinaus, denn "Das magische Relikt" wird überwiegend aus seiner Perspektive erzählt. Dadurch wird einerseits Spannung erzeugt, indem der Leser, wie die Hauptcharaktere, mit unvorhersehbaren Wendungen konfrontiert wird. Andererseits fällt es schwer, die Aktionen und Motive einiger Figuren zu verstehen. Dem Disput der Ratsmitglieder Mendark und Thyllan fehlt bisher die Verbindung zur Geschichte, denn die Hintergründe bleiben unklar. Etwas mehr Erzählstruktur hätte den sich anbahnenden Konflikt leichter nachvollziehbar gemacht.
Gechichten in der Geschichte
Dennoch ist auch der zweite Teil der "Drei Welten" Saga ein Lesegenuss für Fantasy-Fans. Das Erzähltalent Ian Irvines kann sich durchaus mit dem von Tad Williams messen. Auch der Australier flechtet immer wieder kleine Geschichten ein, die nicht unmittelbar zur Kernhandlung gehören. Diese Parabeln erläutern die Erzählung und tauchen sie ein stimmungsvolles Licht, wie in einem Traum. Die Rolle des Chronisten Llian hat der Autor weiter entwickelt. Seine chaotische Art verleiht dem sonst eher düsteren Roman Situationskomik und Witz.
[Karan] "Ich wusste, dass Du irgendeinen lächerlichen Plan versuchen würdest, wie er nur Dir einfallen kann...wie zum Beispiel, ein Haus nieder zu brennen, wenn wir noch drin sind"
Der philosophische Touch aus dem ersten Teil ist etwas verloren gegangen, dafür ist die Handlung abwechslungsreicher geworden. In erster Linie machen die faszinierenden Charaktere und die atmosphärische Dichte den Zauber dieser Serie aus.
Leider fallen in der schönen, bildhaften Prosa einige logische Unstimmigkeiten negativ auf, die so gar nicht zu dem sonst schlüssigen Kontext passen wollen. Möglicherweise handelt es sich um Übersetzungsfehler. Insgesamt sind "Der Spiegel der Erinnerung" und "Das magische Relikt" Romane, die dem Leser vor Augen führen, warum Fantasyliteratur so viel Spaß macht. Ian Irvines "Drei Welten" Saga fesselt mit einzigartigen Kulturen und präzise dosierten, phantastischen Elementen in einer inspirierenden Geschichte.
Ian Irvine, Bastei-Lübbe
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