Drache und Diamant

  • Loewe
  • Erschienen: Januar 2007
  • 5
Drache und Diamant
Drache und Diamant
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Frank A. Dudley
92°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2007

Die dunkle Energie des Universums

Als Leser des dritten Bandes der Wolkenvolk-Trilogie fragt man sich bis kurz vor dem Ende: Wie wird es Kai Meyer schaffen, eine positive Wendung herbeizuführen? Gibt es ein Happy End oder geht die Welt unter? Ohne alles zu verraten: Das Buch ist spannend bis zur letzten Seite.

Mehrere straffe Handlungsstränge entfaltet Kai Meyer in "Drache und Diamant". Da ist zum einen Alessia, deren Vater nur scheinbar Regent des Wolkenvolks ist. In Wahrheit lenkt der böse Schattendeuter die Geschicke der Luftstadt, und er ist ein Handlanger des immer mächtigeren Aethers. Während die Wolkeninsel im Begriff ist, sich aufzulösen, macht sich Alessia auf, ihre Heimat zu verlassen, um Hilfe zu holen. Doch der Schattendeuter stellt sie, und bei einem Kampf stürzt er mit Niccolos geheimer Bibliothek vom Rand der Wolke in die Tiefe. Im weiteren Verlauf der Geschichte kommt Alessia an den Schlüssel zur Aetherpumpe und sucht das verbliebene Teilstück des Aethers auf, das auch bereits dem großen und zerstörerischen Drachenatem dient. Das Mädchen muss an dieser Stelle große Zivilcourage aufbringen, denn sie verbindet sich mit dem Teilstück in der Hoffnung, der Sache des Wolkenvolks zu dienen.

Währenddessen kommt Niccolo den vermissten Drachen auf die Spur. Sie haben sich in die Höhle des Dongtian zurückgezogen, nicht nur, um dort das Herz des Riesen und Weltenschöpfers Pangu zu schützen, sondern auch um Mondkind zu heilen. Sie hatte im letzten Band eine ernste Schwertverletzung erhalten und dämmert nun in einen Heilschlaf versetzt ihrer Genesung entgegen. Doch Nugua, die bei den Drachen aufgewachsen ist, ärgert die Fürsorge, die Niccolo Mondkind angedeihen lässt und zwischen den beiden kommt es zu Spannungen. Als der Aether seine Juru-Horden auf die Drachenfeste ansetzt, stellen die beiden ihren persönlichen Zwist jedoch hintan.

Wisperwind und Feiqing gelangen unterdessen zu den geheimen Händlern in ihren Flugschiffen. Sie wollen diese überzeugen, den Drachen beim Kampf gegen den Aether zu helfen. Doch die Verhandlungen gestalten sich ausgesprochen schwierig: Erst entdeckt Feiqing, dass er eine unleugbare Verbindung zu den Händlern hat, dann gehen die Gruppen der russischen und chinesischen Händler aufeinander los. Obwohl sie sich letztlich zusammenschließen, scheint der Kampf gegen den mächtigen Aether aussichtslos, bis ein Zufall, mit dem keiner gerechnet hat, das Blatt wendet.

Echte All-Age-Fantasy

Was dem Osten sein Qi, war dem Westen der Äther: Die magische Kraft, aus der alles im Universum besteht, die es in seinem innersten zusammenhält, obwohl sie selbst substanzlos ist. Heute sprechen Wissenschaftler von dunkler Materie und dunkler Energie, die dafür sorgen, dass sich das Universum immer weiter ausdehnt. Kai Meyer bläst in seiner Trilogie dem Aether Atem ein, und weil dieser sofort merkt, wie mächtig er ist, will er sich ebenfalls ausdehnen und noch mehr Macht gewinnen.

Doch der Aether hat nicht mit dem Widerstand der Erdbewohner gerechnet, sie schlagen ihn mit dem, was Qi bei Menschen ausmacht: Das Yin und Yang im Gleichgewicht halten. Hierfür müssen die Helden der Geschichte nicht nur zu den Waffen greifen, sondern auch mehrfach über ihre eigenen Schatten springen. Diese inneren und äußeren Kämpfe lassen die Protagonisten schließlich reifen, wenn auch mitunter schmerzhaft. Kai Meyer schafft es, nicht nur diese charakterlichen Transformationen gefühlvoll darzustellen, sondern auch seine fantastische sino-barocke Welt derart plastisch und detailliert abzubilden, dass man sich wundert, nichts darüber in Geschichtsbüchern lesen zu können. Er entwirft einen originellen Schöpfermythos, einen geradezu klassischen Konflikt zwischen Göttern und Sterblichen und verpackt alles in eine außergewöhnlich spannende Geschichte.

Trotz des offenen Endes bleibt man als Leser nicht unbefriedigt zurück, im Gegenteil: Man fühlt sich bereichert. Mit der Wolkenvolk-Trilogie hat Kai Meyer echte All-Age-Literatur verfasst, sie schlägt den Bogen von Young-Adult- zu Erwachsenenbüchern.

Drache und Diamant

Kai Meyer, Loewe

Drache und Diamant

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